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Israelischer Oberrabbiner Metzger „Mein Traum ist eine Uno der Religionen”

Aus der März 2009-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft

Spiegel Online


„Den Diplomaten ist es nicht gelungen, der Welt Frieden zu bringen, sie brauchen Hilfe", sagt der im SPIEGEL-ONLINE-Interview. Er plädiert für einen Zusammenschluss der Weltreligionen. Sie stammten ohnehin fast alle vom großen „Völker-Vater" Abraham ab, so Metzger.

SPIEGEL ONLINE: Herr Oberrabbiner, Juden nennen Abraham „Avraham Avinu" — „Unser Vater Abraham". Wie schwer ist es für Sie zu akzeptieren, dass auch Christen und Muslime Abraham als ihren Vater bezeichnen?

Metzger: Überhaupt nicht schwer. Es fügt sich sehr gut ins jüdische Verständnis. Schaut man sich das Wort Abraham genau an, wird offenbar, dass es aus den Worten „Vater vieler Völker" zusammengesetzt ist. Wenn also Muslime sich auf Abrahams Sohn lsmael zurückführen oder Christen auf Abrahams Enkel Esau oder wir Juden auf seinen anderen Enkel Jakob, sind aus dem Urvater drei großartige monotheistische Religionen entstanden.

SPIEGEL ONLINE: Was ist Abrahams Aufgabe in der Bibel?

Metzger: ... Gott schuf am Himmel verschiedene Objekte. Die Sonne zum Beispiel oder den Mond und die Sterne-sie alle stehen hoch über uns. Gott wollte uns damit zu verstehen geben, dass wir sie mehr respektieren als die Dinge auf der Erde. Mit der Zeit aber liefen die Dinge schief. Anstatt direkt zu Gott zu beten, wurden diese Objekte von den Menschen zu Zielen ihrer Gebete.

SPIEGEL ONLINE: Die Menschen beteten Götzen an.

Metzger: Als Abraham kam, sah er die Sonne aufgehen und untergehen und die Welt sich drehen und er dachte, wer setzt diese Dinge in Bewegung? Es muss jemand geben, der über allem steht. ... Heute glaubt die Mehrheit der Weltbevölkerung monotheistisch: Christentum, lslam, Judentum.

SPIEGEL ONLINE: Was für eine Bedeutung hat Abrahams erster Sohn Ismael, auf den sich die Muslime zurückführen, im Judentum? Immerhin verspricht Gott ihm in der Bibel zwölf Stämme.

Metzger: Ismael wird sich vermehren und ein großes Volk werden — das ist eine Tatsache und eine Segnung. ...

SPIEGEL ONLINE: Wenn Sie sich die Geschichte angucken, wurde im Namen der Religion viel Blut vergossen. Wie also kann ein Dialog der Religionen überhaupt geführt werden?

Metzger: Schauen Sie, ganz besonders Abraham ist sehr hilfreich bei diesem Dialog. Ich gebe Ihnen ein Beispiel. Einmal traf ich einen iranischen Führer. Er war einer der Ayatollahs. Am Anfang wollte er mir nicht die Hand schütteln, aber schließlich habe ich mich doch an ihn gewandt und gefragt: „Glauben Sie, dass Ihr Urvater Abraham war?"

SPIEGEL ONLINE: Ibrahim, wie die Muslime ihn auf Arabisch nennen.

Metzger: Ja, Ibrahim. Er antwortete: „Ja." Ich sagte ihm, auch ich glaube, dass Abraham mein Urvater ist. Also fragte ich ihn: „Glauben Sie, unser Urvater würde da oben im Himmel glücklich sein, wenn er sieht, dass der eine Sohn sich tötet, um den anderen Sohn zu töten? Welcher Vater würde an so etwas seine Freude haben?" Er hatte keine Antwort.

SPIEGEL ONLINE: Also könnte Abraham als ein Hebel zum Dialog dienen?

Metzger: Ja. Selbst wenn man einen Bruder hat, den man für einen schlechten Menschen hält, und selbst wenn man glaubt, die ganze Welt müsse muslimisch werden — töte nicht! Wenn du willst, sprich, leg es auf den Tisch, sei kultiviert! Wie jeder Vater würde Abraham erwarten, dass sich seine Söhne an einen Tisch setzen, anstatt sich gegenseitig umzubringen.

SPIEGEL ONLINE: Glauben Sie, religiöse Menschen sind besser in der Lage, der Welt Frienden zu bringen?

Metzger: Definitiv. Mein Traum ist es, eine „Uno der Religionen" zu gründen — so wie es die Vereinten Nationen in New York gibt. Den Diplomaten ist es nicht gelungen, der Welt Frieden zu bringen. Sie brauchen Hilfe. ... Diese „Uno der Religionen" würde auch Hindus und Buddhisten einschließen. Wir Frommen sprechen dieselbe Sprache.

Das Interview führte im Jerusolemer Amtssitz des Oberrabiners. Quelle: Spiegel Online Text gekürzt, vollständiger Text siehe: http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,597578, 00.html

Nachdruck mit freundlicher Genehmigung von Spiegel Online und den Interviewpartnern.

Nachdrucke auf dieser Seite geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion des Herold der Christlichen Wissenschaft wieder.

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