Kürzlich befasste ich mich mit dem Bericht im Lukasevangelium, wie Jesus mit zwei seiner Jünger nach seiner Auferstehung nach Emmaus ging. Die Bemerkung von einem der beiden, mit denen Jesus gerade gesprochen hatte, fiel mir ins Auge: „Brannte nicht unser Herz in uns, als er mit uns redete auf dem Wege und uns die Schrift öffnete?" (Kapitel 24)
Denken sie nur! Diese Jünger erkannten anscheinend zuerst nicht, dass der Mann, mit dem sie sprachen, Jesus war, aber sie fühlten den spirituellen lebendigen Geist des Christus in seinen Worten so stark, dass ihre Herzen in ihnen „brannten"!
Haben Sie jemals eine Erfahrung gemacht, in der sie solch eine Freude und Inspiration empfanden, dass Ihr Herz „brannte"? Athleten, Künstler und Musiker kultivieren oft in endlosen Stunden eine Kunstfertigkeit oder gehen einem Handwerk nach, ohne sich auch nur einmal zu beklagen, weil ihr Herz sich danach sehnt, es zu meistern. Als ich heranwuchs, waren bestimmte Kurse in meiner Schule für mich so spannend, dass ich den brennenden Wunsch verspürte, sie zu besuchen. Gleichermaßen fand ich es als junger Erwachsener aufregend und erfreulich, auf einem Sommercamp mit jungen Leuten zu arbeiten. Und nach dem College hatte ich den 12tägigen Kurs des christlich-wissenschaftlichen Klassenunterrichts absolviert und ich erinnere mich, dass ich von dem, was ich über Gott gelernt hatte, so beschwingt war, dass ich mit einem Grinsen auf dem Gesicht herumlief und dachte: „Ja, das ist es!" Wenn das Herz für etwas brennt, ist das Opfer, das man bringt, um es zu erreichen, überhaupt kein Opfer.
Brennen unsere Herzen als Christliche Wissenschaftler mit geistiger Leidenschaft, wenn wir Jesu Lehren hören? Wie denken Christliche Wissenschaftler eigentlich heute über Christus Jesus? Wenn man 100 Leute fragen würde, bekäme man vielleicht Antworten, die leicht voneinander abweichen würden. Manche würden wahrscheinlich die ehrfürchtigen Bezeichnungen gebrauchen, die Mary Baker Eddy in ihren Schriften verwendet: Meister, Lehrer, Beispiel, Wegweiser. Oder sie wiederholen ihre Beschreibungen: „der beste Mensch, der je auf dieser Erde wandelte", oder „der wissenschaftlichste Mensch, der jemals auf Erden wandelte" (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 364, 331). Diese Worte kommen zum Kern der zärtlichen und respektvollen Art, wie Christi Jesu Nachfolger ihn betrachten, sowohl in biblischen als auch in modernen Zeiten.
Aber können wir mit all unserer natürlichen Wertschätzung für Jesu Lehre wirklich sagen, dass unsere Herzen heute mit den machtvollen Gefühlen jener beider Nachfolger übereinstimmen, die mit dem Meister auf der Straße nach Emmaus gingen? Viele Umstände mögen den Anspruch erheben, uns von solch tiefen Gefühlen trennen zu können — von unseren allzu vollen Terminkalendern bis zu dem mesmerischen Skeptizismus einer materialistischen Gesellschaft.
Mary B. Eddy jedoch erwartete von Christlichen Wissenschaftlern, Christus Jesus aus ganzem Herzen zu lieben, insofern als dass sie seinem Gebot folgen, andere durch die Allheit Gottes zu heilen, wie er es tat. Sie erklärt die Beziehung zwischen Jesus und dem Christus und definiert Jesus als den menschlichen Ausdruck und den Christus als die göttlichen Idee von Gottes geistiger, ewiger Natur. Sie schreibt, dass der Christus „... sich auf die Geistigkeit [bezieht], die in dem Leben, das Christus Jesus verkörperte, gelehrt, veranschaulicht und demonstriert wurde." (Wissenschaft und Gesundheit, S.333)
Diese Erklärungen haben mir und vielen Tausenden von Christlichen Wissenschaftlern geholfen, jegliches Gefühl der Distanzierung von Christus Jesus, die uns das heutige Leben aufnötigt, zu eliminieren. Wenn wir erkennen, dass derselbe Christus, der Jesus antrieb, heute bei uns ist, immer im Bewusstsein vorhanden, entdecken wir, dass wir von dieser Macht Gebrauch machen können, indem wir aufnahmebereit sind und unsere Erfahrung durch diesen Christus bereichern lassen.
Mary B. Eddy mahnt uns mit ihren faszinierenden Äußerungen dann, einen Schritt weiter zu gehen: „Wir sind nur dann Wissenschaftler, wenn wir aufhören, uns auf das Falsche zu stützen, und das Wahre ergreifen. Bevor wir nicht alles für Christus verlassen, sind wir keine Christlichen Wissenschaftler." (Wissenschaft und Gesundheit, S.192) Was müssen wir also hinter uns lassen, um „alles für Christus zu verlassen"?
Der Jünger Petrus verließ alles für Christus, als er aufhörte, Fischer zu sein und ein „Menschenfischer" wurde. Die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft verließ ebenso alles für Christus, als sie sich drei Jahre lang von der Gesellschaft zurückzog, um Wissenschaft und Gesundheit schreiben, und später ihre Lehranstalt auf dem Höhepunkt ihres Erfolgs schloss, um sich darauf zu konzentrieren, dieses Bahn brechende Werk zu überarbeiten.
Allgemeiner gesagt bedeutet „alles für Christus zu verlassen" alle Gott unähnlichen Gedanken, die unser Denken vernebeln oder uns darin begrenzen würden, Christus, Wahrheit, Gottes Bestimmung gemäß nachzufolgen, hinter uns zu lassen. Das mag bedeuten, offensichtlich negative Eigenschaften wie Tratsch, Missgunst oder Neid aufzugeben. Es kann erforderlich sein, Dinge loszulassen, die schwieriger aufzugeben sind, wie z. B. moralische Laster oder Körperkult. In manchen Fällen erkennen wir, dass wir uns von Dingen lösen müssen, die uns normal vorkommen oder die wir sogar lieb gewonnen haben, wie eine bequeme, aber nicht fortschrittliche Arbeit, routinemäßige soziale Ereignisse, den Hang fernzusehen oder die Gewohnheit, Zeit beim Surfen im Internet zu verschwenden.
Und was ist, wenn der Pfad nicht so klar ist und wir Schwierigkeiten damit haben, menschliche oder materielle Wege hinter uns zu lassen? Wir können beten, den Christus klarer in unserem Herzen zu erkennen, bis er in uns brennt, so dass wir kein Bedürfnis haben, an etwas festzuhalten, was Gottes Güte für uns begrenzen würde. Der Christus selbst, als „die wahre Idee, die das Gute verkündet" (Wissenschaft und Gesundheit, S. 332), spricht zu unserem menschlichen Bewusstsein und zeigt uns den Weg.
Zu Beginn meiner Karriere als Rechtsanwalt erhaschte ich einen Schimmer dieser geistigen Führung des Christus, als ich mit meiner Arbeit bei einer Anwaltsfirma nicht mehr zufrieden war — und was noch schlimmer war, die Firma unzufrieden mit mir war. Es war zunehmend schwierig geworden, alles zu geben bei hitzigen Zankereien über relativ kleine Geldbeträge oder Besitzansprüche, die die meisten der Fälle, an denen ich arbeitete, kennzeichneten. In einem inzwischen schon legendären Gespräch mit einem Familienmitglied beschwerte ich mich: „Ich mag keine Konflikete. Vor allem mag ich kein Geld. Und ich mag ganz sicher keine Konflikte über Geld!" Darüber lachte das Familienmitglied und antwortete: „Nun, ich bin bestimmt kein Berufsberater, aber du befindest dich wohl im falschen Arbeitsbereich!"
Auch wenn ich fürchtete, mich bei meiner Berufswahl falsch entschieden zu haben, vertraute ich mich Gottes oberster Führung an in der Bereitschaft, wenn nötig, alles dafür hinter mir zu lassen. In einem Gespräch mit einer christlich-wissenschaftlichen Praktikerin war ich davon beeindruckt, mit welchem Nachdruck sie betonte, dass für mich als Gottes Sohn meine Suche nach neuer Arbeit „an der Spitze" beginnen konnte, weil nur das Beste auf Lager war. Tief in meinem Herzen hatte ich immer ein brennendes Verlangen gespürt, der Sache der Christlichen Wissenschaft zu dienen, und ein aufgeregtes Gefühl überkam mich, als ich erkannte, dass der „Spitzen-Anwaltsjob" für mich in einer Arbeit für die Mutterkirche liegen würde. Ich war besonders angezogen von der Bestimmung im Kirchenhandbuch, Artikel VIII, Abschnitt 15 „Kirchenorganisationen ausreichend", wo es zum Teil heißt: „Gott verlangt unser ganzes Herz, und Er bietet auf den weiten Bahnen Der Mutterkirche allen ihren Mitgliedern genügend Gelegenheit zu pflichtgetreuer Betätigung."
Obwohl ich die Offerte von einer angesehenen Anwaltskanzlei in meiner Stadt erhielt, nahm ich statt dessen dankbar ein Angebot an, mich der Rechtsabteilung der Mutterkirche anzuschließen. Freunde und Kollegen stellten die Entscheidung in Frage und warnten, dass meine Karriere längerfristig darunter leiden würde, wenn ich diese Position annähme, aber ich zweifelte nie. Nun, einige Jahre später, liebe ich die Arbeit immer noch und habe das Privileg, der Kirche sowohl als Leiter der Rechtsabteilung als auch als Praktiker der Christlichen Wissenschaft zu dienen.
Ob man nun für die Mutterkirche arbeitet oder schlicht als Christlicher Wissenschaftler bei was auch immer agiert — alles für Christus zu verlassen stellt uns auf denselben Weg wie jene frühen Christen, die bevollmächtigt waren zu heilen. So wie Mary B. Eddy schreibt: „Treue gegenüber seinen Vorschriften und seinem Heilverfahren erwirkt allein den Zugang zu seiner Macht; und der Pfad der Güte und Größe führt durch die Systeme und Methoden Gottes." (Vermischte Schriften 1883-1896, S. 270) Diese Macht ist das Einströmen desselben Geistes, den die Jünger gefühlt haben müssen, als ihre Herzen brannten, nachdem sie mit Christus Jesus auf dem Weg nach Emmaus gegangen waren, oder den die Apostel am Pfingsttag gefühlt haben müssen. Wenn wir also diesen Geist aufnehmen, werden wir zu Christi Nachfolgern und sehnen uns danach, die Mission des Heilens fortzusetzen, die von den frühen Christen begonnen wurde. Derselbe Christus, der sie befähigte zu heilen, ermächtigt uns, die Menschheit genug zu lieben und zu heilen, um anderen zu zeigen, wie man heilt. Mit dieser Macht des Christus-Geistes können unsere Herzen brennen, wodurch großartige Heilungen in unseren Gottesdiensten möglich sind. Sie kann Harmonie bei Beziehungen, Wachstum für unsere Geschäfte bewirken und sie kann die Welt aus jedem augenscheinlichen Dilemma des Krieges, der Wirtschaft und der Umwelt erheben.
Als Christliche Wissenschaftler — oder als jene, die den Christus erkennen und ihn leben — sind wir die Auswirkung vom Fortbestand des Christus. Die Mission der christlichen Geschichte wird durch uns fortgesetzt. Die Majestät des Christus gibt unseren Herzen ein Zeichen, alles zu verlassen und auf seinem Weg nachzufolgen, denn „die Majestät der Christlichen Wissenschaft lehrt die Majestät des Menschen." (Die Erste Kirche Christi, Wissenschaftler und Verschiedenes, S. 188)