Die Webseite von Joni Overton-Jung verbreitet in fettgedruckten Buchstaben eine Botschaft von Dante, die einem Fluss gleich vom Horizont her strömt:
„Die unendliche Güte hat so weitreichende Arme."
Mrs. Overton-Jung hat die zärtliche Umarmung dieser weitreichenden Arme gespürt. Sie hat Güte durch ihr Leben fließen sehen. Die Wasser der Erfahrung haben auch manchmal gepeitscht und geschäumt, ja sogar gestürmt, aber sie haben sie unablässig vorwärts getragen.
Seit ihrer frühen Kindheit hat Mrs. Overton-Jung die Sonntagsschule der Christlichen Wissenschaft besucht, in der sie von der unendlichen Reichweite der göttlichen Güte gelernt hat. In der sie gelernt hat, darauf zu vertrauen, dass die göttliche Güte ihr alles gibt, was sie braucht, einschließlich Liebe, Gesundheit und Arbeit. In der sie Folgendes gelernt hat, so wie sie es beschreibt: „Geistiges Heilen ist so natürlich und grundlegend wie das Licht am Morgen. Wir können fest damit rechnen."
Ich sprach kürzlich mit Mrs. Overton-Jung über einige ihrer Erkenntnisse über die Natur Gottes und darüber, wie Heilung geschieht. In unserem Gespräch erörterte sie, wie wir die Ganzheit und die Harmonie, nach der sich jeder sehnt, in vollem Umfang erleben. Sie erklärte, wie natürlich es ist, sich auf ein metaphysisches Modell der Gesundheitsfürsorge zu verlassen, in dem unser mentaler Blickwinkel, die Art und Weise, wie wir denken, eine zentrale Rolle spielt. Ich begann das Gespräch damit, Mrs. Overton-Jung nach dem Hauptwendepunkt in ihrem Leben zu fragen: Wie wurde sie Praktikerin und Lehrerin der Christlichen Wissenschaft? Sie beschrieb, wie sie einen Tiefpunkt in ihrem Leben erreicht hatte. Sie beschrieb den Kampf, den sie führte, um Hoffnungslosigkeit zu überwinden, und sie beschrieb die dramatische Wendung—und den aufsteigenden Pfad, den sie ging.
Joni Overton-Jung: Der Wendepunkt kam in meinem Abschlussjahr im College. Mein Hauptfach am Kalamazoo College in Michigan war Englisch. Und ich war so deprimiert. Ich hatte mehrere Male in meinem Leben Depressionen gehabt, aber nie so stark wie in diesem Herbstsemester. Mein Leben fühlte sich dunkler an als je zuvor. Ich war weit in Verzug mit der Arbeit an meiner Diplomarbeit. Alles, was ich mir wünschte, war eine Möglichkeit, diesem Alptraum zu entkommen. In den freien Tagen um den Danksagungstag herum blieb ich in der Schule, um zu arbeiten. An diesem Wochenende spitzten die Dinge sich zu. Obwohl ich auf meine eigene Weise versuchte, Antworten zu finden und nach Hilfe zu suchen, hatte ich das Gefühl, dass nichts half.
Ich begann darüber nachzudenken, wie ich mich umbringen könnte: Was wäre am einfachsten? Was würde passieren? Während ich darüber nachdachte kam ein leiser Gedanke—und der sagte: „Selbstmord wird die Probleme, mit denen du kämpfst, nicht lösen—du wirst dich weiter damit auseinandersetzen müssen." Zuerst verärgerte mich dieser Gedanke sehr. Was für ein Trost sollte das sein? Aber dann begann ich zu lauschen. Ich hatte das Gefühl, dass Gefühl, dass etwas sehr Wichtiges hinter dieser Botschaft stand, etwas Größeres, Tiefergehendes, das mich rief, das versuchte, meine Aufmerksamkeit zu erlangen. Also beschloss ich zu lauschen. Ich entschloss mich, dafür alles zu geben. Auch wenn es die ganze Nacht dauern würde, sogar mein ganzes Leben, ich würde lauschen und am Ball bleiben, bis ich die Antwort hören würde. Es gab nichts Wichtigeres.
Jeffrey Hildner: Mrs. Overton-Jung, Sie sagten, lhnen kam der Gedanke, dass der Selbstmord die Probleme, mit denen Sie kämpften, nicht lösen würde. Warum nicht? Was meinen Sie?
Hinter all der Dunkelheit und meinem Verlangen danach, ihr zu entkommen, hatte ich ein grundlegendes und ruhiges Gefühl dafür, dass Leben zu groß ist, um es zu töten. Irgendwie verstand ich in dem Augenblick, als mir der ruhige Gedanke kam, den ich beschrieben habe, dass ich nicht vor Leben, Gott, weglaufen konnte. Ich konnte nicht vor der Echtheit und der Güte meines eigenen Lebens, meines von Gott geschaffenen Lebens, davonlaufen. Die Dunkelheit musste gehen, nicht ich. Irgendwie begann ich zu verstehen, dass die Depression nur eine Vernebelung war, eine Kursabweichung, die versuchte, mich davon abzuhalten, einem tieferen, geistigeren Ruf treu zu sein—dem Ruf, mit der Kraft, der Gnade und der Autorität zu leben, die Gott jedem von uns verliehen hat.
Das Unbehagen meines inneren Konfliktes schien nicht mehr so beängstigend. Ich fühlte die Unausweichlichkeit des Lichts, des Fortschritts und der Verheißung. Alles wurde still, ruhig und friedlich.
Das kann ich mir vorstellen. Ich habe Augenblicke wie diese oft in meinem Leben erlebt, Licht, das die Dunkelheit durchbrach, innere Stürme, die beruhigt wurden und mich mit einem Gefühl der Hoffnung zurückließen. Ich sehe es so, dass Sie „Nein" zum Tod und „Ja" zum Leben sagten, weil Sie Engel gehört haben. Und ich benutze das Wort Leben als Synonym für Gott—Sie sagten „Ja" zu Gott. Und Sie sagten „Nein" zum Gegenteil von Gott oder zum Tod. Und wenn ich Engel sage, meine ich keine mysteriösen Wesen mit Flügeln. Ich meine Engel so, wie Mary Baker Eddy sie erklärt: „Gottes Gedanken, die zum Menschen kommen; geistige Intuition, rein und vollkommen; die Inspiration von Güte ..." (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 581). Diese Lebens-Engel haben Sie inspiriert. Sie haben lhnen etwas über lhre Unendlichkeit zugeflüstert. Sie haben lhnen gesagt, dass Sie nicht sterben können. Leben ist ein unsterbliches Prinzip! Mit dem Sie und ich und jeder Mensch gemeinsam bestehen und es ausdrücken, genauso wie Sonnenstrahlen gemeinsam mit der Sonne bestehen und sie ausdrücken. Ich glaube, diese Engel haben Sie angestoßen, damit Sie lhr unkörperliches Wesen sehen, lhre Unsterblichkeit, lhre geistige Einheit mit der Unkörperlichkeit und dem unsterblichen göttlichen Leben. Erzählen Sie mir, was dann geschah.
Ich stellte fest, dass ich mental ruhiger war als je zuvor. Ich war nicht nur bereit zu lauschen, sondern gewillt zu lauschen. Und ich begann, Gottes unendliche Liebe direkt durch diese Dunkelheit und Verzweiflung hindurch zu fühlen. Zwei Botschaften—also noch mehr Engel—kamen zu mir. Zunächst bekam ich dieses tiefe Gefühl, dass ich dazugehörte, dass ich in diesem größeren System der Dinge sowohl unverzichtbar als auch notwendig war, dass ich geliebt war. Obwohl sich nichts um mich herum geändert hatte, fühlte ich mich vollkommen frei. Ich fühlte mich wie mich selbst. Ich wusste, dass ich genau in dem Moment die Gegenwart Gottes spürte. Die zweite Botschaft war diese: „Joni, du wolltest dich aus allem in deinem Leben raushalten, so wie ein Schwamm, der alle Gedanken, Gefühle und Situationen aufsaugt. Du beziehst keine Stellung. Nutze die Werkzeuge, die du hast, lies die Bibel und Wissenschaft und Gesundheit. Lass sie dir helfen herauszufiltern, was wahr ist und was nicht. Lass sie dir helfen, die Allheit Gottes zu erkennen und Seine Liebe zu dir und zu allen Menschen."
Die zweite Botschaft half mir zu erkennen, warum ich mich so bewegungsunfähig gefühlt hatte und was ich tun konnte, um einige sofortige Veränderungen zu vollziehen. Seit diesem Tag habe ich meine Zeit dem Studium von Bibel und Wissenschaft und Gesundheit gewidmet. Ich suchte nach geistigen Antworten und bemühte mich, mich bewusster an Gott als meinen Kompass zu wenden, völlig unabhängig davon, was um mich herum geschah. Obwohl meine engsten Freunde das nächste Vierteljahr nicht an der Schule waren, hatte ich ein solches Gefühl von Vollständigkeit. Ich stellte meine Diplomarbeit fertig und wurde dafür ausgezeichnet. Ich glaube, meine Studienberater waren ganz überrascht, nachdem das Projekt so schlecht begonnen hatte, aber ich wusste, dass diese Leistungen die direkte Antwort darauf waren, dass ich mich an Gott gewendet hatte. Was für eine Erleichterung war es doch zu erfahren, dass ich nie allein war, dass ich mir nie selber die guten Gedanken einfallen lassen oder meinen Kurs selber steuern musste, dass ich es wert war, geliebt zu werden, dass ich von Gott nicht getrennt werden konnte, dass ich der direkte Ausdruck all dessen war, was Gott beinhaltet. Was für eine Freiheit!
Ich kann Ihre Freiheit fühlen! Nehmen wir uns ein wenig Zeit dafür, zu verdeutlichen, was Sie meinen, wenn Sie Gott sagen. Bis jetzt haben wir beide angedeutet, dass wir Gott als das göttliche Gute sehen, als Leben, als göttliches Prinzip. Beschreiben Sie mir bitte noch, wie Sie noch über Gott denken.
Gott, liebender Gott,—was für ein Gefühl, allein die Freigebigkeit Seiner unendlichen, alles einschließenden, allumfassenden, erhaltenden göttlichen Liebe auszusprechen—jetzt innezuhalten, um diese allmächtige, alles einschließende, erhaltende göttliche Liebe zu spüren, diese alles durchdringende holde Gegenwart. Liebe, die Leben ist—der Ursprung, der Atem, die Quelle, die Triebkraft allen Seins. Liebe, die Wahrheit ist—kompromisslos wahr, gegenwärtig, alles, gut. Liebe, die Geist, Seele ist—fehlerfreier Chorleiter des Lebens, der reinen Gnade, der Schönheit, des Frieden, der unaufhörlichen Wirklichkeit ... der einzigen, unsichtbaren Basis, der Grundfeste, der Essenz, der Substanz und des Wesens von allem, was besteht.
Lassen Sie mich das unterstreichen, was Sie gesagt haben, indem Sie die Leser auf die Definition hingewiesen haben, die uns Mary Baker Eddy in Wissenschaft und Gesundheit (S. 587) gegeben hat und von der ich weiß, dass Sie sich daran in Ihrer eigenen sich erweiternden Auffassung von Gott halten: „Der große Ich bin; der All-Wissende, der All-Sehende, der All-Wirkende, der All-Weise, der All-Liebende und Ewige; Prinzip; Gemüt; Seele; Geist; Leben; Wahrheit; Liebe; alle Substanz; Intelligenz." Jetzt lassen Sie uns da weiter machen, wo Sie mit Ihrer Erzählung aufgehört haben. Da sind Sie also in Ihrem letzten Jahr am College und fühlen, dass Gott Sie von einer erschreckenden Depression erlöst hat. Was geschah dann?
Nun, ich bewarb mich für das Peace Corps (die Friedenstruppe). Sie meinten, es könnte eineinhalb Jahre dauern, bevor ich einen Platz bekäme, aber sechs Monate nach meiner Bewerbung war ich in Afrika. Ich unterrichtete zwei Jahre lang Realschüler in Bobonong, Botswana, in Englisch. Aber bevor ich dorthin fuhr, nahm ich christlich-wissenschaftlichen Klassenunterricht. Es war die wichtigste Klasse, die ich je gemacht habe. Ich fand es interessant, dass diese Klasse eine völlig neue Stufe des Studiums, der Inspiration und des praktischen Lebens eröffnete, obwohl ich mit dem akademischen Studium im College Schwierigkeiten gehabt hatte, und ich liebte jede einzelne Minute. In gewisser Weise wurden alle meine Fragen über das Leben beantwortet. Obwohl mir bewusst war, dass das, was ich lernte, erhebliche Ansprüche an das tägliche Leben beinhaltete, fühlte ich eine tiefe und sichere Gewissheit, dass es in der menschlichen Erfahrung nichts gibt, was sich außerhalb der Reichweite, der Berührung und der zärtlichen Liebe Gottes befindet. Von da an wusste ich, dass die Praxis des christlich-wissenschaftlichen Heilens das Einzige war, was ich wirklich tun wollte. Es stillte mein Verlangen nach sozialer, geistiger und individueller Aktivität—mein Verlangen danach, Antworten zu finden, anderen helfen zu können, auf eine umfassendere, universellere Weise zu reagieren, direkt von dem Blickwinkel meines eigenen Denkens und Lebens aus.
Als ich aus der Friedenstruppe zurückkam, wusste ich zunächst nicht, was ich tun sollte. Ich schaute mir Universitätsangebote in Chicago an und als ich einen Katalog durchblätterte, kam mir der Gedanke: „Was möchtest du wirklich studieren?" Ich wusste die Antwort: die Christliche Wissenschaft. Dann kam der nächste Gedanke: „Dann studiere dies, mache die Christliche Wissenschaft zu deinem Studienprogramm, widme dein Leben der christlich-wissenschaftlichen Heilpraxis." Und das tue ich seit jenem Tag. In den ersten Jahren meiner Praxis hatte ich einige Gelegenheitsjobs—Unterrichten, Redigieren, Kellnern und Housesitting. Ich diente auch als ehrenamtliche Seelsorgerin an einem Zentrum für psychisch Kranke in Chicago. Aber in meinem Herzen hatte ich nur eine Arbeit und die war, eine Zeugin der Allheit und Güte Gottes zu sein. Also begann ich 1991 meine Heilpraxis im Verzeichnis des Journals zu inserieren. 1995 wurde ich Mitglied des Vortragsrates und diente ihm zehn Jahre lang. Dann machte ich 2003 die Lehrerbildungsklasse und wurde Lehrerin der Christlichen Wissenschaft. Es ist auf jeden Fall ein permanentes Abenteuer.
Thomas Fuller, der englische Theologe und Historiker aus dem 17. Jahrhundert sagte: „Es ist immer am dunkelsten, kurz bevor der Tag anbricht." Ihr großes Abenteuer begann in dem dunkelsten Moment vor vielen Jahren am College.
Ja, und wissen Sie, wenn ich an diese dunkle Zeit zurückdenke, erkenne ich jetzt, dass es nie in Frage stand, ob das Gute am Ende triumphieren würde. Ich lernte, dass ganz egal wie schlecht es aussieht, wir nur auf Heilung zutreiben können, darauf zu, unsere rechtmäßige, von Gott gegebene Freiheit, unsere Bestimmung und unsere Güte zu entdecken.
Sie sagten mir neulich, dass Sie Heilung weniger als ein Ereignis, sondern mehr als „das Ergebnis des nahtlosen, mühelosen Seins" verstehen. Was meinen Sie damit?
Heilung bedeutet nicht, etwas zu erlangen, das wir noch nicht haben—sondern Heilung ist, uns zu erinnern, zu erkennen, wer wir wirklich sind. Jeder Mensch sehnt sich danach, heil, gut und gesund zu sein, zu einem ursprünglichen Zustand der Reinheit und Unversehrtheit zurückzukehren, sich in Übereinstimmung und eins zu fühlen mit Harmonie und Frieden. Da ist etwas in diesem Sehnen, das sich nicht ablegen lässt. Dieses Sehnen hört nicht auf. Es ist wie ein Protest im Angesicht jedes Kampfes, wie eine Botschaft oder eine innere Ahnung, dass Heilsein uns angeboren ist. Dieses Sehnen drängt uns dazu die Teile, die sich wie unser zerrüttetes Selbst anfühlen, abzuwerfen und die nahtlose Güte einer makellosen Identität zu entdecken.
Meine Erfahrung hat mir gezeigt, dass wir zurückgehen müssen zu diesem ruhigen Speicher in uns, um die wahre Quelle zu finden, die Antworten, die Weisheit, die Gewissheit und die Entdeckung, dass das, was wir an jedem Schauplatz unseres Lebens suchen, nicht „da draußen" ist, sondern genau hier, und dass es ein Teil von uns ist. Wir müssen dem inneren Drängen vertrauen, geduldig dabei sein, lauschen zu lernen, demütig genug sein, am Ball zu bleiben, während die Welt um uns herum versucht, in Form von Geschrei, Angst und Ablenkung zu wüten. Mary Baker Eddy drückte es so aus: „Der Gedanke daran stillt das Klagen; die wogende Brandung der aufgewühlten See des Lebens verläuft sich schäumend, und darunter ist eine tiefe, beständige Stille." (Botschaft an die Mutterkirche für 1902, S. 19) Die Christliche Wissenschaft hat mich gelehrt, dass Heilung kein Ereignis, sondern eine Entdeckung ist. In ihrem reinsten Sinn ist Heilung wie ein sanftes Erwachen, eine stille Anerkennung, dass alles, von dem wir uns getrennt fühlen, tatsächlich schon da ist: Gesundheit, Frieden, Freude, Liebe, Freiheit, Reichtum, Wert, Bestimmung und Gelegenheit. Diese Formen des Guten sind hier, weil Gott hier ist. Jeder von uns ist ein direkter, individueller und beständiger Ausdruck von all dem, was Gott ist. Wir drücken also Intelligenz, Schönheit, Gnade und Güte aus—mehr Gutes, als wir jemals ergründen können.
Sie sprechen von einer Form der Heilung, die radikal anders ist als populärere Formen, nicht war?
Das ist richtig. Wir müssen aufhören mit dem Versuch, die Dinge zu reparieren. Stattdessen müssen wir auf die innewohnende Gesundheit, Ganzheit, Einheit und Harmonie schauen, die auf immer von Gott gegründet sind. Wir haben ein Verlangen nach dem Guten, weil es unser angeborenes Recht ist, unsere Natur, nicht weil wir davon getrennt wurden, nicht weil es uns daran mangelt!
Könnten Sie dazu ein Beispiel geben? Wie wirkt diese „Wir sind schon vollkommen"-Form des Heilens?
Einmal bekam ich einen Anruf von einer Frau, die gerade kurz vor der Geburt ihres ersten Kindes stand. Obwohl sie versuchte optimistisch zu sein, war sie in Panik. Sie war gerade beim Arzt gewesen, der ihr gesagt hatte, dass sie damit rechnen müsste, dass die Geburt lange dauern und schmerzhaft sein würde. Während sie ihre Bedenken ausschüttete, wendete ich mich an Gott und lauschte, um diese ruhigen, starken Ströme der Wahrheit zu hören. Mir kam der Gedanke, mit ihr die Idee zu teilen, dass diese Geburt kein Vorgang war, dass sie und ihr Baby bereits vollkommen waren—lebendig und beweglich und dass sie ihr Sein in Gott haben, mit viel Raum, um zu sein und alles zu tun, was nötig war. Gott regiert und unterstützt die Entwicklung und die Entfaltung unserer Augenblicke mit Gnade und Freude und Freiheit. Dies war mir so deutlich, dass ich nicht versuchen musste, diese Situation zu verbessern, oder in dem Versuch, stecken zu bleiben, all die menschlichen Meinungen über Geburt und Schöpfung zu verbessern. Alles, was ich tun musste, war auf Gott, Geist zu lauschen. Das Gespräch änderte sich sofort—es war, als ob ein Licht anging. Ihre Angst machte der Freude, dem Frieden, dem Vertrauen Platz. Am Ende unseres Telefongesprächs klang sie wieder wie ihr normales sprudelndes, lebendiges und fröhliches Selbst.
Zwei Wochen später rief sie wieder an, um mir zu sagen, dass die Wehen begannen, gerade als ich zu Bett gehen wollte. Wir sprachen kurz über Gottes Liebe für sie und das Baby und dass sie sich völlig in Frieden fühlen konnte. Ich sagte, ich würde sie mit Gebet begleiten und sie könne jederzeit anrufen. Als ich innehielt, um zu lauschen, hatte ich das ruhigste und sicherste Gefühl dafür, dass bereits alles vollkommen war und genauso ausgedrückt wurde, wie es sein sollte. Ich wusste, dass sie und dieses Baby in Gottes Händen vollkommen sicher waren. Es fühlte sich so friedlich an, dass es selbstverständlich schien, ins Bett zu gehen. Aber ich lauschte nochmals, und da war so eine Versicherung dessen, dass Gott sich um alles kümmert—ich musste nichts dafür tun, mich darum kümmern oder es hinterfragen. Die Nacht über wachte ich einige Male auf, aber immer mit der leisen Klarheit, dass Gott Gott war, dass alles in Ordnung war und für diese Mutter und ihr Kind alles sicher war.
Sie rief am nächsten Morgen wieder an, um mir zu sagen, dass sie und ihr Mann jetzt eine wunderbare Tochter hatten. Sie erzählte, sie seien zwei Stunden nach unserem Telefonat ins Krankenhaus gefahren. Nach einer Untersuchung sagte der Arzt, sie solle heimfahren und am nächsten Morgen wiederkommen, dann würde man die Geburt einleiten—dass ihr Fruchtwasser nicht alles auf einmal abgegangen war und dass sie sich auf eine lange, schwierige Nacht einstellen sollte. Sie fuhren heim und kamen nach drei Stunden wieder in die Klinik. Das Klinikpersonal wollte sie wieder heimschicken, aber sie sagte: „Bitte schauen Sie nach, denn ich bin sicher, dass das Baby bald kommt." Dreißig Minuten später war das Baby da. Sie erzählte, dass die Schwestern und die Ärzte gar nicht aufhören konnten, sich zu wundern, wie natürlich die Geburt verlaufen war. Als sie ihr das Baby brachten, weinte es, aber diese Mutter begann zu dem Baby zu sprechen. Und das Baby öffnete die Augen, schaute seine Mutter an, hörte auf zu weinen und lächelte.
Ich war sehr bewegt von dem klaren Gefühl dieser Mutter, dass Gott der Vater und die Mutter ihres Kindes ist. Sie respektiert die geistige Unversehrtheit und Vollkommenheit dieses Babys als das Kind Gottes, was wiederum ihren Respekt für ihre eigene Unversehrtheit und Vollkommenheit vertiefte. Es lag so eine geordnete Anmut in dieser ganzen Erfahrung. Sie unterstreicht und bestätigt die Gewissheit der göttlichen Fürsorge, für jeden von uns, dass das Gute nie unterbrochen werden kann und dass wir nicht schwer dafür arbeiten müssen. Sie weist auch darauf hin, dass wir nur auf Gott und auf Gott allein schauen müssen, um zu erkennen, was die Wahrheit über uns ist. Die göttliche Christus-Gegenwart ist immer hier, um uns daran zu erinnern, wer wir sind und was wirklich ist, um unseren Sinn der Dinge für Vollkommenheit zu erneuern und dadurch zur Heilung zu führen.
Es ist machtvoll, diese umwandelnde Gegenwart Gottes zu bezeugen, wie sie uns erhebt und uns einen Einblick in die geistige Substanz und die geistige Bedeutung unseres Lebens gibt.
Die umwandelnde Gegenwart Gottes öffnet unseren Blick für die Tatsache, dass Leben nicht Zufall ist, sondern dass Leben aus dem göttlichen Prinzip, Liebe hervorgeht, das das Universum mit Ordnung, Zärtlichkeit und Gnade regiert. Jeder von uns hat die Möglichkeit, dies zu erfahren und anderen zu helfen, dies auch zu erfahren.
Sie haben mir auch erzählt, dass Sie viel über göttliche Wissenschaft nachgedacht haben—und wie niemand wirklich außerhalb der Reichweite der Wissenschaft wandeln kann ... außerhalb des Einflusses und der Sicherheit der Wissenschaft.
Richtig. Die göttliche Wissenschaft ist universell. Niemand ist außerhalb. Niemand ist außerhalb der göttlichen Gegenwart, des göttlichen Wissens, der göttlichen Regierung und der göttlichen Kraft.
Das ist auf gewisse Weise das, worauf Sie auf Ihrer Webseite durch das Zitat von Dante hinweisen: „Die unendliche Güte hat so weitreichende Arme."
Deshalb liebe ich dieses Zitat so. Niemand auf der ganzen Welt kann außerhalb der unendlichen Umarmung der Liebe sein. Güte ist so grundlegend—etwas, mit dem sich jeder identifizieren kann, etwas, wonach sich jeder sehnt. Es ist eine universelle, grundlegende Eigenschaft des Seins. Wenn wir Güte erkennen können, dann können wir damit anfangen, die Allgegenwart Gottes zu verstehen. Das ist es, worum es für mich in der göttlichen Wissenschaft geht. Die göttliche Wissenschaft hilft uns zu erkennen, was bereits wirklich ist—was darüber wirklich ist, wer wir sind, was zu uns allen gehört und wie wir die Freiheit dessen genau jetzt erleben können. Ich liebe die Erklärung von Wissenschaft, die Mary Baker Eddy in ihrem Werk Nein und Ja gibt: „Göttlich definiert ist die Wissenschaft die Atmosphäre Gottes; ..." (S. 9) Was für eine wunderbare Auffassung. Leben wir nicht alle in der Atmosphäre Gottes? Alles, was existiert, lebt und bewegt sich und drückt die Substanz und die Gegenwart Gottes aus, Seine Natur, Sein Wesen und Seinen Charakter. Was Gott ist und die Gesetze, die das Göttliche erklären, können nicht durch eine theologische oder organisatorische Weise auf Glaubensrichtungen, Sekten oder Religionen beschränkt werden. Dafür ist es viel zu groß. Es ist unendlich. Es gehört zu jedem—niemand ist außerhalb der Güte Gottes. Niemand kann von der Sicherheit, der Freiheit, der Unversehrtheit und der Heiligkeit der allumfassenden Regierung des Seins der göttlichen Liebe getrennt sein. Und Gott kann nicht dessen beraubt werden, dass jeder Mensch Ihn ausdrückt. Die Welt in diesem Licht zu sehen gibt mir so viel Hoffnung, Ermutigung und Sicherheit. Wir gehören alle zu Gott. Wenn wir der einfachen Ermahnung Jesu folgen, zu erkennen, was wahr ist, danach zu suchen, was wahr ist, das zu ehren, was wahr ist—ist es ganz egal, wie anders der Blickwinkel eines anderen Menschen ist. Es wird zu einer Reise, bei der die Entdeckung geliebt und gepflegt wird, die die göttliche Unversehrtheit respektiert, die jedem Menschen innewohnt.