Der Schauspieler
, Forscher der Mary Baker Eddy Bibliothek, wurden vor Kurzem von der Chefredakteurin des Christian Science Sentinel, , interviewt. Kilmer forscht über das Leben von Mary Baker Eddy und Mark Twain und schreibt ein Drehbuch über die beiden, aus dem ein großer Spielfilm entstehen soll.Ingrid Peschke: Val, ich weiß, dass Sie in einem christlich-wissenschaftlichen Zuhause aufgewachsen sind. Also müssen Sie von Mary Baker Eddy schon von frühester Jugend an gehört haben. Doch wie hat sich Ihre Wahrnehmung von ihr über die Jahre verändert, besonders seitdem Sie damit begonnen haben, ihr Leben für die Vorbereitung Ihres Films noch mehr zu erforschen?
Val Kilmer: Ja, ich würde nicht sagen, mehr', sondern wirklich, intensives' Erforschen ihres Lebens — mit der Hilfe von Mike Davis und der Mary Baker Eddy Bibliothek. Und mein Weg, einen Film über ihr Leben zu schreiben, nahm seinen Anfang in der Bibliothek.
Mike Davis: Und eine Aussage Mary Baker Eddys, die sie an einen ihrer Schüler schrieb, half dabei, die Vision für die Bibliothek entstehen zu lassen: „Wenn mich die Welt in meinem wahren Licht und Leben verstehen würde, würde das mehr für unsere Sache tun als alles andere."
Peschke: Gab es da einen bestimmten Moment, in dem Ihnen klar wurde, dass Sie einen Film über Mary Baker Eddy machen wollten?
Kilmer: Naja, es gab wahrscheinlich einen Moment, in dem ich erkannte, dass ich Mary Baker Eddys Geschichte in einem Film erzählen wollte. Woran ich mich jedoch erinnere ist eine Zeitspanne-etwa vor sechs oder sieben Jahren—, in der ich einfach die Kirche betrachtete und mein Leben in Beziehung zur Kirche und in der ich aktiver werden wollte. Ich fragte mich: Wie kann ich das Beste tun? Ich weiß, wie man Filme macht, und ich weiß, wie man als Schauspieler arbeitet. So kam ich auf die Idee, mit Mark Twain und Mary Baker Eddy, auf die Idee, diese beiden riesigen Charaktere im historischen Kontext zu betrachten — das macht es dann real.
In meinem Film ist Mark Twain ein Erzähler. Und es gibt eine Szene, in der er gegenüber seinem Herausgeber die Relevanz von Mary Baker Eddys Leben diskutiert. Er nennt ihre Definition von Gott und sagt: „Ich könnte das nicht schreiben, könnten Sie das schreiben?" [Siehe Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 587]. Es ist eine seriöse Art, ihren Genius zu identifizieren.
Peschke: Wenn Sie nur ein kleines Zeitfenster zur Verfügung hätten, um jemandem zu erklären, warum er an Mary Baker Eddys Leben interessiert sein sollte und warum es wert ist, eine große Kinoproduktion daraus zu machen, was würden Sie sagen?
Kilmer: Sie war ein Genie per definitionem. Ihr Leben war so dynamisch. Es präsentiert so einzigartig diese wichtige Zeit in Amerikas Geschichte und in der Weltgeschichte. Die Art, wie sie lebte und was sie persönlich durchlitt ist ein exaktes Barometer unserer Liebe, unseres emotionalen Zustandes als Nation. Mary Baker Eddy repräsentiert für mich eine Art Robustheit und Charakterstärke, die genau und gerade die der Vereinigten Staaten widerspiegelt. Sie ist eine amerikanische Heldin. Und für viele ist sie eine Heldin über die amerikanischen Grenzen hinaus.
Davis: Sie war sehr vielseitig und es scheint, dass es andere Menschen in der Geschichte gab, die religiöse Visionäre gewesen waren oder sogar über ihre religiösen Erfahrungen geschrieben haben, aber Mary Baker Eddy hatte nicht nur die Offenbarung und schrieb ein Buch darüber, sondern sie gründete eine Institution, um diese fortzuführen. Sie war Herausgeberin, Verlegerin, Vortragende, Lehrerin, Heilerin. Sie machte einfach alles.
Kilmer: So ist es. Das ist etwas, das man sich heutzutage kaum vorstellen kann, trotz betrieblicher Marktwirtschaft und mit Markenpolitik, aber sie könnte fast als erste Franchise-Unternehmerin betrachtet werden — mit dem Leseraum als exklusivem Produkt und ihren Büchern, die in ihren Läden verkauft wurden.
Peschke: Und in der ersten Zeit glaube ich, beauftragte sie ihre Schüler tatsächlich, hinaus zu gehen und das Buch zu verkaufen.
Davis: Ja, sie gingen sogar von Tür zu Tür — und ihre Schriften wurden sogar in Buchläden verkauft. Sie hatte diese großartigen, geschäftstüchtigen Fähigkeiten, die sie bis in ihre letzten Jahre ausübte.
Kilmer: Ja, für mich ist das sehr filmreif — die Zähigkeit ihres Charakters. Sie war 44 Jahre alt und ihr Leben war eine ständige physische Strapaze gewesen — und dann wurde ihr nach ihrem Unfall auf dem Eis gesagt, dass es zu Ende sei — doch Tatsache war, dass es gerade erst begann.
Davis: Ja, der Pfarrer sagte ihr, dass für sie der Moment des Todes gekommen sei, und genau da wandte sie sich an die Bibel und wurde geheilt. Bei allem, was sie leistete — es gab dabei immer diese Dimension, sich an Gott zu wenden. Es waren nicht einfach nur ihre menschlichen Talente, sondern es war zu spüren, dass all das von ihr Vollbrachte von Gott veranlasst worden war.
Kilmer: Ich finde es wunderbar, dass sie die wichtigsten Leistungen ihres Lebens in Angriff nahm, als — speziell zu damaliger Zeit — das Leben der meisten anderen Menschen schon dem Ende zuging. Und sie brachte es dahin, die wahrscheinlich berühmteste Frau der Vereinigten Staaten zu sein.
Peschke: Was ist also Ihre Prämisse für den Film — und warum Mark Twain?
Kilmer: Ich möchte nachweisen, dass Mary Baker Eddy die berühmteste Frau in Amerika und Mark Twain der berühmteste Amerikaner in der Welt ist — und dass sich ihrer beider Welten auf diese Art und Weise kreuzten. Er sollte seine Autobiografie beenden, an der er schon Jahre gearbeitet hatte —sein Herausgeber drängte ihn dazu — und stattdessen schreibt er über Mary Baker Eddy. Er schrieb sogar ein ganzes Buch über sie.
Hat Twain Wissenschaft und Gesundheit gelesen?" "Oh ja, mehrere Male." "Tatsache ist, dass er zu einem Zeitpunkt sogar sagte, das hätte gar nicht sie geschrieben, weil es so gut war — aber natürlich wusste er, dass das nicht der Fall war!"
Peschke: Eine Art Hass-Liebe also? Und war er religiös?
Kilmer: In allen Biografien, die ich bis jetzt gelesen habe (ich habe eine Menge davon gelesen), wurde er als Atheist oder Agnostiker bezeichnet, weil er so ein seltsames Verhältnis zur Religion hatte, aber ich glaube nicht, dass er das war. Er war sehr akkurat, was die meisten Religionen betrifft. Ich glaube, er war auch eifersüchtig auf Mary Baker Eddy, weil er ein phänomenal unbeholfener Geschäftsmann war. Er verlor Vermögen über Vermögen. Er war furchtbar, und sie war nach allem, was man hörte, brillant oder ein Geschäftsgenie. Ich meine, stellen Sie sich einen Autor wie Mark Twain vor, der an einem Leseraum vorbei muss!
Peschke: Die symbolisierten tatsächlich in gewisser Weise den Erfolg eines Verlagsunternehmens! Mary Baker Eddy schreckte eigentlich nie vor Herausforderungen zurück. Was also meinen Sie, weshalb traf sie nie mit Twain zusammen?
Kilmer: Ich denke, es hat mehr mit ihrem Empfindungsvermögen zu tun, genau wie bei jedem anderen in dem Bereich, der daran arbeitete, die Menschheit vom Schmerz physischer oder mentaler Beschwerden zu befreien, dass sie ihre Prioritäten immer weiter verfeinerte.
Peschke: Hat Twain Wissenschaft und Gesundheit gelesen?
Kilmer: Oh ja, mehrere Male.
Davis: Tatsache ist, dass er zu einem Zeitpunkt sogar sagte, sie hätte es nicht wirklich geschrieben, weil es so gut war — aber natürlich wusste er, dass das nicht der Fall war!
Peschke: Es gab so viele Herausforderungen, mit denen sie in ihrem Leben konfrontiert wurde. In einer ihrer Biografien, „Ein Leben dem spirituellen Heilen gewidmet", heißt es in der erweiterten englischen Ausgabe auf S. 265:, Ganz gleich, was die Welt ihr zu Füßen warf — Krankheit, Stürme, Geisteskrankheit, Tod oder einen gerichtlichen Angriff, der alles bedrohte, woran aufzubauen sie gearbeitet hatte — Mary Baker Eddy behandelte alles als Gelegenheit für Heilung.' Man könnte sagen, dass es ihr nicht im Geringsten wichtig war, eine berühmte Person zu sein. Ihr war es viel wichtiger, Heilerin zu sein, und das mit der Welt zu teilen. Val, Sie haben Mary Baker Eddy als eine amerikanische Heldin beschrieben. Wie ähnlich ist sie dem Kern eines Amerikaners — gerade auch heute?
Kilmer: Dass wir das Beste in uns haben — ein Herrschaftsprinzip, das nicht festgelegt ist. Es ist ein Sehnen. Die Vereinigten Staaten sind ein Ideal. Es sind die besten Worte, die irgendeine menschliche Kultur, Gesellschaft, jemals dafür zusammengefügt hat, um auszudrücken, was es heißt, frei zu sein, was es heißt, ein Individuum zu sein, was unsere Rechte sind. Wir sind ein Zentrum des Idealismus auf Erden. Und sie [Mary Baker Eddy] repräsentiert genau das — und was ein Film in einzigartiger Weise tun kann, ist zu dramatisieren, wie diese Freiheit, dieser Sinn für Freiheit, gelebt wird. Und ich glaube, das religionsgeschichtlich wirklich Einzigartige ist, dass ihre Kirche geschaffen wurde, um das Individuelle zu feiern. Ich habe die meisten Religionen erforscht, aber ich kenne keine andere, die dieses einzigartige Konzept hat, dich und deine Beziehung zu Gott zu unterstützen.
Davis: Sie orientiert sich zweifellos sehr an individueller Heilung und das weitet sich dann natürlich aus auf das Heilen der ganzen Welt und letztendlich des Universums. Ich mag, wie die Bibel von Jesu Leben und Auftrag spricht und wie das Reich Gottes in die menschliche Erfahrung hinein bricht und dass sich das ganz konkret im Heilen der Menschen zeigt, die Krankheiten haben, und in den anderen Werken, die er vollbrachte. Und Mary Baker Eddy demonstrierte dann tatsächlich das heutige Reich Gottes, indem sie die Christliche Wissenschaft brachte und Menschen heilte.
Kilmer: Das ist, denke ich, der Kern ihres großartigen Beitrags — den Wert ihrer persönlichen Hingabe, Freiheit und Befreit-Sein zu feiern. Für meinen Film ist mir wichtig, dass ihn ein breites Publikum sieht und unterhalten wird. Das ist die erste Priorität. Wenn man unterhalten wird, beginnt man sich zu interessieren. Man geht raus und feiert das Leben. Du hast im Film gesehen, was diese Frau repräsentiert und bist mit dem Geist davon erfüllt. Und dann wäre es ein logischer Nebeneffekt dieses Films, dass man sich für das gleiche Thema interessiert, an dem sie interessiert war.
Ich mag, wie die Bibel von Jesu Leben und Auftrag spricht und wie das Reich Gottes in die menschliche Erfahrung hinein bricht und dass sich das ganz konkret im Heilen der Menschen zeigt, die Krankheiten haben, und in den anderen Werken, die er vollbrachte.
Davis: Ich denke, dass für Mary Baker Eddy die Christliche Wissenschaft etwas für jeden war. Und das explosionsartige Wachstum der christlich-wissenschaftlichen Bewegung in ihrer Zeit resultierte ja aus dem Heilen. Es war nicht einfach eine weitere Philosophie. Die Menschen hatten diese drastischen Heilungen, nachdem sie bereits jahrelang gelitten hatten, oder sogar unheilbar krank waren und dann einfach sehr schnell vollständig geheilt waren, manchmal auch augenblicklich. Und das zog die Menschen in Scharen an. Es revolutionierte ihr Leben.
Christian Science war nicht einfach eine weitere Philosophie. Die Menschen hatten nach jahrelangem Leiden drastische Heilungen und waren dann schnell vollständig geheilt. Das zog die Menschen in Scharen an.
Peschke: Val, nennen Sie uns ein paar Dinge, das Heilen betreffend, die Sie in dem Film herausstellen werden? Haben Sie einige spezielle Episoden ihres Lebens im Sinn?
Kilmer: Nun, ihre eigene Heilung, um damit zu beginnen — ich denke, das ist die erste, wirklich dramatische [als sie aufs Eis fiel und man dachte, sie würde sterben].
Peschke: Welche Art von Schauspielerin schwebt Ihnen vor, die Rolle von Mary Baker Eddy zu spielen?
Kilmer: Jemand mit Haltung. Das ist einfach erforderlich. Ein wichtiger Kernpunkt ist auch der Mangel an Stolz und Ego. Stärke — ich glaube nicht, dass in Frage gestellt werden kann, dass sie ein Genie war. Das ist sehr schwer darzustellen. Ich glaube, dass es da eine Art dynamische Seele bei ihr gibt, die man nicht fälschen kann. Etwas, was man spürt, wenn man sich mit Mary Baker Eddys Leben beschäftigt, ist diese Energie. Das ist nicht eine Art bedächtige Orgelmusik vor einem Gottesdienst. Es ist eine dynamische und eine großartige, sowas-spielt-man-nur-einmal-im-Leben-Rolle in einem Film – was meiner Meinung nach wirklich wesentlich zum Erfolg des Filmes beitragen wird.
Peschke: Mary Baker Eddy war ja so berühmt, dass die „Paparazzi" ihrer Zeit ihr ständig auf den Fersen waren. Ich bin mir sicher, dass Sie das bis zu einem gewissen Punkt nachvollziehen können – die Menschen erkennen einen, weil man etwas vollbracht hat.
Kilmer: Sicher. Genau aus dem Grund habe ich lange Zeit auf dem Land gelebt.
Davis: Ich glaube auch, dass Mary Baker Eddy sehr sensibel für die mentale Umgebung war, in der sie sich befand. Diese ganze Aufmerksamkeit auf sich gerichtet zu sehen zehrte oft an ihr.
Kilmer: Und sie war beschäftigt – z. B. damit, bestimmte Sätze und Kapitel in Wissenschaft und Gesundheit immer wieder zu überarbeiten – nur in diesem einen Buch.
Davis: Mary Baker Eddy revidierte ihr Buch zwischen 1875 und 1910. Sie arbeitete ständig daran. Es gibt einige Überarbeitungen, die als ihre Hauptrevisionen betrachtet werden. Aber viele der Editionen – und es gab über 400 zu ihrer Lebzeit – weisen zumindest kleine Veränderungen auf.
Peschke: Um Mary Baker Eddy als eine Frau ihrer Zeit zu verstehen, glauben Sie, dass es für die Schauspielerin wichtig sein wird, mit ihrem Werk, beispielsweise Wissenschaft und Gesundheit, vertraut zu sein?
Kilmer: Sicher. Man könnte Shakespeare spielen, ohne all seine Werke gelesen zu haben, aber sollte man das versuchen? Es gibt so viel aus seinem Leben, was darin steckt.
Peschke: Ich bin neugierig: Was werden die Menschen in hundert Jahren über Mary Baker Eddy denken?
Kilmer: Sie denken vielleicht über ihre Kirche nach. Ich glaube, dass die Art, wie sie die Kirche organisierte, verdeutlicht, wie sie in die Zukunft blicken konnte.
Davis: Die Art, wie sie die Kirche und die Gottesdienste aufbaute, ist in gewisser Weise ganz schlicht. Es gibt einige Basiselemente und die können in so vielerlei Art ausgedrückt werden. Und ja, die äußerliche Form, durch die wir sie ausdrücken, mag sich mit der Zeit ändern, und doch bleiben dieselben, wichtigen Basiselemente immer da.
Mary Baker Eddy ist ein Beispiel für die moderne Anwendung der Christlichen Wissenschaft, für die Art, mit dem Heilen zu leben, mit der Bibel zu leben, den Christus zu leben.
Peschke: Val, hat Ihnen Ihr Verständnis von Mary Baker Eddy geholfen, die Christliche Wissenschaft zu verstehen?
Kilmer: Es ist nicht wirklich möglich, die Christliche Wissenschaft vollständig zu verstehen, ohne Mary Baker Eddys Leben wertzuschätzen. Sie ist ein Beispiel für die moderne Anwendung der Christlichen Wissenschaft, für die Art, mit dem Heilen zu leben, mit der Bibel zu leben, den Christus zu leben. Ich bin ein Bürger, der mit dem besonderen Privileg ausgestattet ist, Mandela, Gorbatschow, Mutter Teresa, Bob Dylan und einige andere von diesen Charakteren getroffen zu haben, an die man sich noch in tausenden von Jahren erinnern wird. Und ich glaube, dass sich Mary Baker Eddy unter diesen wirklich großartigen Menschen befindet – aufgrund ihrer einzigartigen Überzeugung und Taten.
Hinweis: Auf www.youtube.com können Sie einen Vorspann zum Film von Val Kilmer ansehen.