classics 1956
Das menschliche Herz sehnt sich nach Harmonie, die gleichbedeutend mit Ausgeglichenheit, Zufriedenheit und Friedfertigkeit ist. Die Christliche Wissenschaft lehrt, dass Harmonie der natürliche Zustand des Menschen, des kindes Gottes, ist. Der Vater, das göttliche Gemüt, ist das Prinzip der Harmonie. Als Gottes Ebenbild spiegelt der Mensch Harmonie wider. Und alle Eigenschaften des Gemüts sind unablässig gegenwärtig, selbst wenn sie menschlich nicht wahrgenommen werden.
In „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift" (S. 587) definiert Mary Baker Eddy „Himmel" als „Harmonie". Muss dann das, was Christus Jesus über das Himmelreich sagte, nicht auch für die Harmonie gültig sein? Dann können wir also die beglückende Gewissheit haben, dass Harmonie nahe herbeigekommen ist, denn das war es, was Christus Jesus vom Himmelreich sagte.
Der Weg zu Harmonie führt niemals über die körperlichen Sinne. Die Verbundenheit oder Einheit des göttlichen Prinzips und der göttlichen Idee ist diesen sogenannten Sinnen unbekannt. Alles, was Gott erschafft, ist in Seiner Einheit miteinbegriffen, der Einheit des Guten und der Liebe, der Einheit von Leben und Wahrheit. Auf dieser Einheit beruht die Harmonie des Seins.
Wir müssen die falsche Auffassung eines Daseins aufgeben, in dem Disharmonie die Oberhand gewinnen kann; wir müssen auch die falsche Auffassung des Menschen aufgeben, die irdische Vorstellung eines körperlichen Selbst. Dann wird es nicht schwierig sein, den Stolz des menschlichen Willens beiseite zu legen und mit unserer wirklichen Erbschaft zufrieden zu sein. Mrs. Eddy sagt in „Miscellaneous Writings" (Vermischte Schriften, S. 337): „Die Harmonie ist der Himmel". Und sie fährt fort: „Die Wissenschaft bringt Harmonie hervor, aber diese Harmonie wird nicht verstanden, bis durch sie eine wachsende Liebe zu allem Guten erzeugt wird und eine entsprechende Abneigung gegen alles Böse, gegen Heuchelei, üble Nachrede, Begierde, Neid, Hass. Wo diese vorhanden sind, hat die Christliche Wissenschaft keinen sichern Halt; sie verdunkeln ihr göttliches Element und scheinen es auf diese Weise auszulöschen".
Im menschlichen Handeln muß die Übereinstimmung mit dem Gesetz der Liebe und des Guten zu erkennen sein. Jeder Christliche Wissenschafter bemüht sich ernstlich, die Goldene Regel zu beherzigen, die unsere Führerin im sechsten Glaubenssatz Der Mutterkirche gegeben hat (Wissenschaft und Gesundheit, S. 497): „Und wir geloben feierlich, zu wachen und zu beten, dass das Gemüt in uns sei, das auch in Christus Jesus war; andern zu tun, was wir wollen, dass sie uns tun sollen, und barmherzig, gerecht und rein zu sein“.
Wenn wir das göttliche Prinzip nicht genügend lieben, um uns zu bemühen, seine Forderungen nach bestem Vermögen zu erfüllen, dann schließen wir uns selbst aus der Harmonie aus, in der alle Ideen Gottes in beseligender Einheit miteinander wirken. Reibungen in menschlichen Angelegenheiten werden schnell verschwinden, wenn wir uns dem göttlichen Prinzip der Harmonie anvertrauen, die Unverletzbarkeit seiner Einheit und Allheit einsehen und in dieser Erkenntnis beharren. Es ist der Wille des Vaters, dass wir Harmonie, die uns durch Widerspiegelung angehört, erkennen und verkörpern.
Christus Jesus, der ausgeglichenste Mensch, den die Welt je sah, verkörperte die Einheit des göttlichen Prinzips und offenbarte die Harmonie seiner Allheit. Seine Heilungen und all seine werke beweisen, dass Harmonie das Wirkliche ist. Mrs. Eddy bezieht sich hierauf auf Seite 187 in „Miscellaneous Writings", wenn sie sagt: „Der große Metaphysiker arbeitete sich hoch jedes Bewusstsein von der Materie hinaus in das eigentliche Verständnis von den Möglichkeiten des Geistes. Gesundheit und Harmonie, die Vollkommenheit von Gemüt und Körper, stellte er als die Wirklichkeit des Menschen fest, Missklang hingegen, sichtbar geworden in Krankheit und Tod, was für ihn das Gegenteil des Menschen, daher unwirklich, genau wie in der Musikwissenschaft Einklang offenbar wirklich, Missklang aber unwirklich ist. Dieses Gesetz der Harmonie muss, auch was den Menschen angeht, als wahr angenommen werden."
Durch die Vergeistigung des menschlichen Bewusstseins nimmt die Wahrnehmung der Allheit des Guten und der Harmonie beständig zu, und das Verständnis der einheitlichen Macht der Liebe erweitert sich.
Christus Jesus wies den Weg, der zur Harmonie führt. Was er vom Reich Gottes sagte, gilt auch für diesen „Weg". Da das Himmelreich nach den Worten des Erlösers, inwendig in uns ist, das heißt, in unserem Bewusstsein, so muss auch der Weg mental sein. Die Christliche Wissenschaft zeigt, dass der Weg zu dem Himmelreich oder der Harmonie die Vergeistigung des menschlichen Bewusstseins ist. Durch diese Vergeistigung nimmt die Wahmehmung der Allheit des Guten und der Harmonie beständig zu, und das Verständnis der einheitlichen Macht der Liebe erweitert sich. Das Gebot unseres Erlösers (Mark. 1:15): „Tut Buße!" fordert geistige Umwandlung, erkennt den Menschen als das Kind Gottes und sieht alle Disharmonie, alle Sünde, als materielle Sinnestäuschung.
Dieser Weg mag den Sinnen theoretisch erscheinen. Dennoch ist er ganz einfach. In dem Verhältnis, wie wir unseren Glauben an das Böse aufgeben und das Gute als eine Wirklichkeit lieben, erleben wir in uns selbst die Entfaltung der Harmonie. Das Denken vergeistigt sich und der Charakter verfeinert sich durch Herzenswärme. Liebe, die wir in allem, was wir sagen und tun, widerspiegeln, schafft unter den Menschen harmonische Beziehungen. So wird das Streben nach Harmonie für jeden einzelnen der Weg zu erhabenem, geistigem Erleben. Harmonie ausdrücken bedeutet, das wirkliche Sein erleben. Wenn wir durch das geistige Sein die Wirklichkeit unseres Seins als eine Idee der Liebe erkennen lernen, dann beweisen wir uns selbst und andern die Wahrheit von Mrs. Eddy Lehren.
Harmonie ausdrücken bedeutet, das wirkliche Sein erleben.
Vergeistigtes Bewusstsein ist für alle eine gegenwärtige Möglichkeit. Daher ist auch Harmonie eine gegenwärtige Möglichkeit, ja, der gegenwärtige Normalzustand.