Es ist eine bekannte Tatsache, dass Gedanken Macht haben. Und es besteht weitgehend Einigkeit darüber, dass die Art, wie wir über etwas denken, einen großen Einfluss auf unser Erleben hat. Je nachdem, ob wir einer zu erwartenden Situation positiv oder negativ entgegendenken, erleben wir sie tatsächlich ganz unterschiedlich. Man kann sich auf eine neue Aufgabe freuen oder sich davor fürchten. Man kann einen stillen Sonntagnachmittag genießen oder die Langeweile unerträglich finden. Man kann der Einladung zu einer Geselligkeit gerne folgen oder sie als eine unangenehme Pflicht ansehen. Es liegt auf der Hand, dass die jeweilige Einstellung das Erlebnis sehr stark beeinflusst.
Wenn man diese Überlegungen, dass das Denken das Erleben beeinflusst, konsequent weiterführt, muss man letztendlich zu dem Schluss kommen, dass nicht nur einzelne Ereignisse in unserem Leben durch unser Denken beeinflusstwerden, sondern dass dann doch unser gesamtes Leben das Ergebnis unseres Denkens ist. Das haben tatsächlich durch die Jahrhunderte viele „Denker" erkannt. Hier sind nur zwei Beispiele: Von Marcus Aurelius stammt die Aussage: „Das Glück deines Lebens hängt von der Beschaffenheit deiner Gedanken ab", und Martin Luther hat gesagt: „Du bist heute, was du gestern gedacht hast."
Wenn wir dem so weit zustimmen, dann führt uns das unweigerlich zu der Konsequenz, dass wir noch viel mehr auf das achten sollten, was wir denken — und zwar ganz besonders auch auf das, was wir über uns selbst denken! Wir selbst (und niemand anderes) bestimmen, was wir denken und wie wir leben. Jeder von uns hat sein eigenes Leben zu leben und die einzig richtige Art zu leben ist die, mit sich und der Welt in Einklang zu sein.
Ich habe für mich festgestellt, dass mir das am besten gelingt, wenn ich mich an Gott orientiere. Ich versuche zu verstehen, wie Er mich sieht, und dann bemühe ich mich, dem entsprechend zu leben. Diese gedankliche Ausrichtung auf Gott führt erfahrungsgemäß zu den besten Ergebnissen. Sie verhindert gleichzeitig, dass ich mich an meinen Mitmenschen orientiere und mich mit ihnen vergleiche, nach dem Motto: „Hat der mehr erreicht als ich?" oder: „Sieht die besser aus als ich?" Derartig nutzlose Überlegungen fallen dann ganz natürlich weg. Und die folgende Aussage, die ich kürzlich hörte: „lch glaube, ich muss mal ein paar Gedanken korrigieren, ich habe immer das Gefühl, nicht gut genug zu sein", hat dann keine Grundlage mehr.
Denn wer oder was könnte denn dieses „nicht gut genug" beurteilen? Gott jedenfalls beurteilt den Menschen nicht auf diese Weise, ganz im Gegenteil. Als Er Sein Werk ansah, erkannte Er: „Es war sehr gut." Damit scheidet Gott als Richter aus. Nein, niemand anderes als wir selber kommen zu diesem Urteil — diese Betrachtungsweise taucht einzing und allein in unserem eigenen Denken auf. Wir selbst lassen uns vom sterblichen Gemüt (wie Mary Baker Eddy das fehlerhafte menschliche Denken nannte) einreden, dass wir irgendwelchen Anforderungen nicht gerecht würden. Ich rate (mir und anderen) in solchen Fällen immer dazu, gedanklich einen Schritt zurückzutreten und solche Gedanken etwas distanziert zu betrachten.
Man wird dann schnell erkennen, dass hinter einem „nicht gut genug" ein Minderwertigkeitsgefühl steckt. Ein Gefühl, (und keine Tatsache!), das sich durch seine eigene Bezeichnung auch noch selbst entlarvt: „minderwertig". Um eine solche Feststellung treffen zu können, muss man Vergleiche anstellen und Beurteilungen vornehmen. Wie fragwürdig ist es aber, gerade das einem Gefühl zu überlassen! Weder Gefühle noch Vergleiche sind gefragt, wenn es um unseren Wert geht.
Wer aber könnte unseren Wert besser beurteilen, als der, der uns gemacht hat? Gott, der Schöpfer des Menschen, der sprach: „Lasset uns Menschen machen, ein Bild das uns gleich sei", hat keineswegs gesagt: „ein Bild, das uns mehroder weniger gleich sein soll." Aus der Sicht Gottes sind wir alle, jeder Einzelne von uns, „Sein Bild und Gleichnis" und unsere Aufgabe ist es, dass wir uns dessen immer umfassender bewusst sind und danach streben, diesem Bild zu entsprechen. An Gott müssen wir uns orientieren, wenn wir Ihm gleich sein wollen. Freinach Luther würde das heißen: „Denke heute daran, Gottes Ebenbild zu sein, damit du es möglichst schnell auch bist."
Mary Baker Eddy schrieb in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift: „Wir müssen im Gedanken vollkommene Vorbilder formen und ständig auf sie schauen oder wir werden sie niemals zu einem großartigen und edlen Leben ausgestalten." (S. 248) Nun hat vielleicht nicht jeder von uns das Ziel, sein Leben „großartig und edel" zu gestalten. Aber sicherlich wollen wir alleein angenehmes, erfülltes und zufriedenes Leben führen, nicht wahr? Leider steht so manche schlechte Denkgewohnheit dem im Wege.
Hierin Beispiel aus meinem Bekanntenkreis: Es gibt da einen jungen Mann, einen gut aussehenden Jurastudenten aus wohlhabendem Hause, der eine nette und sehr hübsche Freundin hat. Einer, so könnte man meinen, der alles hat, was das Herz begehrt. Aber weit gefehlt: Dieser junge Mann macht sich sein Leben zur Hölle, indem er in ständiger Angst vor Krankheiten lebt. Jede Krankheit, von der er hört, macht er sich zu Eigen. Er schaut im internet nach, welche Symptome zu dieser Krankheit gehören, und dann horcht er so lange in sich hinein, bis er sie am eigenen Körper spürt. Ich glaube, es gibt kaum noch einen Facharzt in unserer Stadt, der diesen jungen Mann nicht kennt. Und keiner hat jemals etwas bei ihm gefunden! Mit liebevoller Beharrlichkeit versucht seine Familie, ihn aus dieser abwärts ziehenden Gedankenspirale zu befreien.
Wer aber könnte unseren Wert besser beurteilen, ais der, der uns gemacht hat? Gott, der Schöpfer des Menschen, der sprach: „Lasset uns Menschen machen, ein Bild das uns gleich sei", hat keineswegs gesagt: „ein Bild, das uns mehr oder weniger gleich sein soll."
Ein Verhalten wie das des jungen Mannes, das leider gar kein Einzelfall ist, und die daraus resultierenden Erfahrungen beschrieb Mary Baker Eddy folgendermaßen: „Nicht Muskeln, Nerven oder Knochen, sondern das sterbliche Gemüt macht den ganzen Körper, krank' und, das ganze Herz ... matt';" (WuG, S. 219). Aber Mary Baker Eddy ließ es nicht bei dieser Feststellung bewenden, sondern sie fuhr fort: „Wenn wir das verstanden haben, werden wir niemals etwas über den Körper behaupten, was wir nicht an ihm manifestiert sehen möchten. "Wer also ein gesundes Leben führen möchte, der sollte möglichst wenig über Krankheit nachdenken und sich statt dessen „der Gegenwart der Gesundheit" bewusst sein. (s. ebd. S. 412)
Eine andere ungute Denkgewohnheit, die recht weit verbreitet ist, besteht darin, in allem erst einmal das Schlechte zu sehen. Das erlebte ich beim Gespräch mit einer Bekannten über Hunde. Ich hatte einen sehr amüsanten Artikelüber Hundehalter in den USA gelesen, deren Zahl trotz der gegenwärtigen Wirtschaftskrise keineswegs abnimmt, im Gegenteil, die Liebe des Amerikaners zu seinem Hund scheint ungebrochen. Was Herrchen/Frauchen bekommt, ist für den Hund gerade gut genug. Meine Bekannte meinte daraufhin, das sei ja hier in Deutschland leider ganz anders. Hier müssten viele Menschen aus finanziellen Gründen ihre Hunde ins Tierheim bringen. Meine Argumente, dass es aber doch gut sei, dass es diese Heime gibt und dass doch andererseits auch viele Menschen Tiere aus den Heimen „adoptieren", wollte sie nicht gelten lassen. Nein, nein, es sei alles ganz schlimm. Schade, ich konnte sie mit meiner Sicht der Dinge nicht erreichen, sie wollte das Negative betonen!
Um es noch einmal auf den Punkt zu bringen: Es geht mir nicht darum, Probleme „schönzureden" oder positives Denken zu predigen. Es geht schlicht und einfach darum, das Richtige zu denken und dadurch gut zu leben. Jede Situation kann von mindestens zwei Seiten betrachtet und bedacht werden. Und es liegt an uns, welchen Standpunkt wir dabei einnehmen. Wenn wir angenehm leben wollen, dann sollten wir möglichst wenig Unangenehmes denken. Wenn wir zufrieden sein wollen, dann sollten wir die Unzufriedenheit aus unserem Bewusstsein aussperren. Und wenn wir uns ein erfülltes Leben wünschen, dann sollten unsere Gedanken auf Fülle ausgerichtet sein statt auf Mangel.
Wie schön ist es doch, wenn jemand von sich sagen kann: Ich bin zufrieden mit meinem Leben. Und zwar heute. Dabei hilft es, mit unseren Gedanken immer im Heute zu bleiben. Es nützt wenig, wenn wir uns ausmalen, wie glücklich wir morgen sein wollen.
Wie schön ist es doch, wenn jemand von sich sagen kann: „Ich bin zufrieden mit meinem Leben. Und zwar heute. "Dabei hilft es, mit unseren Gedanken immer im Heute zu bleiben. Es nützt wenig, wenn wir uns ausmalen, wie glücklich wir morgen sein wollen. Glück kann man nur in der Gegenwart empfinden. Und wenn wir uns an glückliche Stunden erinnern wollen, dann müssen wir sie erst mal (und zwar heute) erleben. Wir können nur jetzt denken und wir können nur jetzt leben. Wir können nicht in der Vergangenheit und auch nicht in der Zukunft leben. Was wir heute denken und tun, das macht unser Leben aus. Also sollten wir nicht das gute und schöne Leben auf später verschieben. Leben wir es heute.
Nun mag das alles sehr egozentrisch klingen, sich so sehr mit sich und dem eigenen Wohlergehen zu befassen. Aber im Grunde genommen ist es genau das Gegenteil. Denn (nur) ein Mensch, der mit sich selbst im Einklang ist, kann wohlwollend auf andere Menschen zugehen und für andere da sein. Ich habe das jedenfalls für mich erfahren. Je mehr ich innerlich im Gleichgewicht bin, um so wirkungsvoller und um so freudiger kann ich anderen zur Seite stehen. Es bewahrheitet sich, was Mary Baker Eddy in ihren Vermischten Schriften auf Seite 356 schrieb „... ein geläutertes Leben [wird] seine eigene Umwelt mit geistigem Glanz und Verständnis erleuchten."