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Spiritualität & Heilen

Erziehen und erzogen werden durch die göttliche Liebe

Aus der August 2011-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Einmal Mutter — oder „Mum", wie die Engländer sagen — immer Mutter!

„Eltern sein ist eine Beschäftigung für 24 Stunden den Tag, sieben Tage die Woche, die sich vor uns aufbaut, so weit wir blicken können", sagt Jane Dickinson-Scott, mit einer Weisheit, die daher rührt, dass sie sechs Kinder großgezogen hat. Nichtsdestotrotz — „Bemuttern" war eindeutig eine ihrer größten Freuden und Herausforderungen, nicht nur bei ihren eigenen Kindern und den fünf Enkelkindern, sondern auch bei unzähligen anderen Menschen, die ihr im Leben begegnet sind.

Als junge Frau wurde Mrs. Dickinson-Scott erst in ihrem Heimatland England in Kinderpflege und als Erzieherin ausgebildet, um danach in Krankenhäusern und Kinderheimen zu arbeiten. Als sich ihre Auffassung von Familie erweiterte, schloss sie sich dem freiwilligen Auslandsdienst an, der sie nach Nordindien schickte, um für den Kinderrettungsdienst für tibetische Flüchtlinge zu arbeiten. Und nachdem sie ein Diplom in Sozialarbeit erworben hatte, setzte sie ihre Tätigkeit in Großbritannien fort und half jungen Menschen in Jugendstrafanstalten, alleinstehenden Müttern aus benachteiligten und zerrütteten Familien und Familien in schwierigen Lebenslagen.

Letztendlich war es für Mrs. Dickinson-Scott die große Liebe zu Gott und ihr tiefes Verlangen danach, die beunruhigenden Umstände zu heilen, denen die Menschheit gegenüberstand, die sie vor drei Jahrzehnten in die Vollzeitpraxis des christlich-wissenschaftlichen Heilens führte. Heute ist sie Lehrerin und Vortragende der Christlichen Wissenschaft.

Mrs. Dickinson-Scott lebt in der Postkartenstadt Scarborough. Sie geht gerne mit ihrem Hund an den Klippen am Meer spazieren und liest mit Begeisterung Bücher.

Mrs. Dickinson-Scott, ich habe gehört, dass Ihre Familie durch eine Heilung zur Christlichen Wissenschaft kam.

Ja. Mein Großonkel wurde durch das Lesen des Buches Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy von einer lähmenden Krankheit geheilt. Es war eine recht dramatische und eindeutige Heilung, die sein Leben grundlegend verändert hat — von völliger Unfähigkeit zu normaler Gesundheit und Aktivität. Diese Heilung geschah vor langer Zeit in den frühen Jahren des 20. Jahrhunderts und dadurch lernte unsere Familie die Christliche Wissenschaft kennen. Meine Mutter war Christliche Wissenschaftlerin und obwohl mein Vater kein Christlicher Wissenschaftler war, wurden wir in diesem Glauben erzogen. Wir lebten weit entfernt von einer Kirche der Christlichen Wissenschaft, also gingen meine Schwester und ich nur selten in die Sonntagsschule und trafen nur selten andere Christliche Wissenschaftler.

Irgendwann haben Sie sich offensichtlich die Christliche Wissenschaft zu Eigen gemacht und festgestellt, dass sie für Sie das Richtige war. Wann war das?

Als ich siebzehn war, verbrachte ich drei Monate als Au-Pair-Mädchen in der Schweiz. Das war ein großartiges Erlebnis. Es war eine wichtige Zeit in meiner Entwicklung und ich erlebte eine Heilung, die mein Leben verändert hat. Ich war in den Bergen und hütete die Kinder, während die Eltern Ski fuhren. Ich bekam aber eine Grippe und fühlte mich sehr unwohl. Ich fühlte mich ganz schrecklich. Ich konnte nicht einmal aufstehen. Aber ich fühlte mich noch schlechter dadurch, dass ich nicht auf die Kinder aufpassen konnte, und ich hatte das Gefühl, als würde ich die Familie, für die ich arbeitete, im Stich lassen.

Ich erinnere mich daran, wie ich eines Nachts nicht schlafen konnte und mich selbst heftig bedauerte. Ich wandte mich an Gott und mir kam dieser Gedanke: „Schau aufwärts, du hast eine Wahl." Das sprach mich wirklich an. Und ich musste lachen. (Wir bekommen anscheinend immer die „Engelsbotschaften" von Gott, die für uns maßgeschneidert sind. Das sind immer sehr passende Engel!) Diese wichtige Botschaft ermutigte mich, (im übertragenen Sinne) zu Gott aufzuschauen und Seine Gegenwart anzuerkennen vom „Körper weg in Wahrheit und Liebe hineinzuschauen ..." (WuG, S. 261) Innerhalb weniger Augenblicke fühlte ich wirklich diese umfangende Liebe Gottes. Ich schlief nur kurz und erwachte voller Energie, bereit, in den Tag zu starten. Bis dahin hatte immer meine Mutter für mich gebetet, also war diese Heilung, die das sofortige Ergebnis meines eigenen Gebets war, ein Meilenstein für mich.

Kurz nach der Zeit in der Schweiz begann ich eine zweijährige Ausbildung in Kinderpflege und kurz nach dem Abschluss meldete ich mich freiwillig zum Kinderrettungsdienst. Dies führte mich nach Nordindien, wo ich ein Jahr lang mit tibetischen Flüchtlingen arbeitete. Diese Erfahrung ließ meine Fähigkeit, auf eigenen Füßen zu stehen, und mein Vertrauen auf Gott stark wachsen. Dadurch wuchs in mir ein großes Verlangen danach, den Menschen zu helfen. Ich hatte immer junge Menschen und Kinder geliebt, aber ich sehnte mich einfach danach, noch besser zu helfen. Und als ich aus Indien nach Großbritannien zurückkam, machte ich eine Ausbildung zur Sozialarbeiterin. Dadurch konnte ich mit bedürftigen Familien, jugendlichen Straftätern und alleinerziehenden Müttern arbeiten.

Gleichzeitig wuchsen mein geistiger Sinn der Dinge und auch mein Verständnis der Christlichen Wissenschaft. Diese Zeit ermöglichte mir endgültig, mich als Christliche Wissenschaftlerin einzusetzen. Ich zog den Schluss, wenn Gott und meine Beziehung zu lhm/lhr für mein tägliches Leben wichtig und geeignet sind — und die Christliche Wissenschaft zeigt, dass dies in der Tat so ist — dann war dies die Religion, mit der ich mich befassen wollte — eine Art zu leben, die den ganzen Tag über wichtig ist, nicht nur eine Art Glaubensbekenntnis für sonntags.

Bei meiner weiteren sozialen Arbeit stellte ich fest, dass ich immer mehr betete, wenn mir schwierige Situationen begegneten. Der Same meiner christlich-wissenschaftlichen Praxis ging auf. Und ich erkannte, dass die Christliche Wissenschaft den Herausforderungen der Menschheit auf viel tiefere Weise begegnen konnte als jede menschliche Art der Hilfe.

Können Sie das näher beschreiben?

Ich stellte fest, dass die Christliche Wissenschaft stärker als alles andere den Kern der Probleme trifft, indem sie direkt zur Wirklichkeit durchdringt. Oder anders ausgedrückt: Die Christlichen Wissenschaftler gehen im Gebet von der Grundlage der geistigen Wirklichkeit aus — von Gottes Vollkommenheit und der Vollkommenheit des Menschen. Wir müssen eine menschliche Lage oder ein menschliches Problem nicht durch unser Denken zusammenflicken oder verbessern.

Zu dieser Zeit veränderte sich auch mein Leben. Ich heiratete, gründete eine Familie und nahm christlich-wissenschaftlichen Elementarunterricht. Dieser beantwortete meine vielen Fragen, gab mir das Werkzeug für die Praxis und verstärkte meine Freude, geistig zu sehen. Dieser wunderbare Unterricht öffnete mein Denken für die Wirklichkeiten des Seins. Ich erinnere mich daran, dass es mir schien, als wäre ein Schleier von meinem Denken entfernt worden, und ich konnte zum ersten Mal sehen.

Ich glaube, meine Praxis begann zu dieser Zeit, obwohl ich erst viele Jahre später als Praktikerin der Christlichen Wissenschaft im Journal eingetragen wurde. Neben meiner vielbeschäftigten Tätigkeit als Vollzeitmutter einer großen Familie habe ich gelernt, Gott bei der Arbeit zuzusehen.

Mrs. Dickinson-Scott, nachdem Sie in die hauptberufliche Heilpraxis gegangen waren, dienten Sie sechs Jahre lang in Londoner Gefängnissen, dabei auch in einem Frauengefängnis, als Gefängnisgeistliche der Christlichen Wissenschaft im Besuchsdienst. Können Sie uns an einem Beispiel zeigen, welche Auswirkungen dieser geistige Anspruch auf soziale Arbeit hat?

Ich liebte meine Tätigkeit als Gefängnisgeistliche der Christlichen Wissenschaft im Besuchsdienst. Jedes Mal, wenn ich an den Toren und den verschlossenen Türen des Gefängnisses ankam, war es für mich hilfreich, innezuhalten und zu beten. Ich bestätigte, dass Männer oder Frauen in Wahrheit nie eingesperrt waren — nie unter begrenzenden Umständen festgehalten wurden — nie von Materie gefesselt waren, sondern immer aufrecht und frei. Es war wichtig, meine Gedanken darauf ausgerichtet zu halten. Ich hatte viele Gelegenheiten zu erleben, wie das Licht des Christus die Gedanken eines Gefangenen berührte.

Ich liebte meine Tätigkeit als Gefängnisgeistliche der Christlichen Wissenschaft im Besuchsdienst. Jedes Mal, wenn ich an den Toren und den verschlossenen Türen des Gefängnisses ankam, war es für mich hilfreich, innezuhalten und zu beten.

Ein Erlebnis, das mir wirklich viel bedeutete, half mir sehr, die fürsorgliche Natur Gottes als Vater und Mutter und die individuelle göttliche Fürsorge für uns alle zu erkennen. Ich war im Büro des Gefängnisgeistlichen, als ein Anruf aus einer der Abteilungen kam, bei dem darum gebeten wurde, ein Mitglied des Teams der Gefängnisgeistlichen in die Abteilung zu schicken, um zu versuchen, einem jungen Teenager zu helfen, der gewalttätig und sehr verstört war. Einige Personen — Aufseher, Geistliche und eine Pflegerin — hatten bereits versucht, ihr zu helfen, und jetzt wurde ich gebeten, es zu versuchen.

Als ich in der Abteilung ankam, musste noch eine andere Störung beseitigt werden, die nicht damit zusammenhing. Dadurch musste ich ein paar Minuten warten, bevor ich die Luke zu der Zelle der jungen Frau öffnen durfte. Wegen ihres Verhaltens war es mir nicht erlaubt, in die Zelle zu gehen. Ich durfte nur durch die schmale Luke in der Tür zu ihr sprechen. Während ich vor ihrer Tür warten musste, konnte ich hören, wie sie schmerzgeplagt herumschrie und mit Gewalt gegen die Möbel und die Tür trat und hämmerte. Während ich mich an Gott wandte, schaltete ich dieses lärmende, mentale Bild, so gut ich konnte, aus. Ich schaltete es nicht aus, um die offensichtliche Bedürftigkeit zu ignorieren, sondern damit ich effektiver darüber beten konnte. Ich bestätigte, dass unser Vater-Mutter Gott dieses junge Mädchen liebte, und ich erkannte an, dass es keine Macht gab, die sie oder mich hindern konnte, die aktive Gegenwart der göttlichen Liebe und die Weisheit des göttlichen Gemüts zu erkennen und zu fühlen.

Ich sollte vielleicht noch bemerken, dass es natürlich nicht meine Aufgabe war, sie wegen des Verhaltens zu verurteilen, das sie ins Gefängnis gebracht hatte. Und es war auch nicht meine Aufgabe zu entscheiden, ob sie schuldig oder unschuldig war. Meine Aufgabe als Gefängnisgeistliche war es, sie zu unterstützen und das christusgleiche Kind Gottes zu bezeugen. Ich betete mit diesen Ideen weiter, bis es mir nach einigen Minuten erlaubt wurde, die Luke zu öffnen und mit der Gefangenen zu sprechen.

Sobald sie mich sah, schrie sie mir Beschimpfungen entgegen und begann einige Gegenstände gegen die Luke zu werfen. Wahrscheinlich dummerweise hatte ich sie gebeten, ruhig zu sein und mir zu sagen, wie ich ihr helfen könnte. Dies löste die ärgerliche Erwiderung aus: „Holen Sie mich hier raus. Sie können mich hier nicht rausholen, also rede ich nicht mit Ihnen. Verschwinden Sie!" (Die Sprache, die sie benutzte, war noch etwas anschaulicher!)

In diesem Moment schien die Lage überwältigend. Sie war total überwältigt davon, eingesperrt zu sein, und ich fühlte mich einen Moment lang schlichtweg hilflos dabei, ihr zu helfen. Aber ich wusste, Gott war nicht hilflos. Augenblicklich fiel mir eine Umschreibung aus einem der Gedichte von Mary Baker Eddy ein: „Kraft, Freude, Friede, holde Gegenwart ... du hältst dieses, dein kostbares Kind, fest, dein Fittich trägt empor dies Kind heut Nacht, heute, in diesem Augenblick." Der ganze Vers lautet:

Kraft, Freude, Friede, holde Gegenwart,Die schützend birgt, was noch des Werdens harrt, Liebreich des Nestlings holden Flug bewacht: Dein Fittich trag empor mein Kind heut Nacht! (Vermischte Schriften, S. 389)

Während ich versuchte, die Wurfgeschosse zu ignorieren, die mir entgegenflogen, hörte ich mich sagen: „Ich weiß, dass es furchtbar sein muss, hier drinnen zu sein. Aber sagen Sie mir doch, warum Sie unbedingt raus müssen." Die junge Frau hörte auf zu schreien und kam zu der Luke rüber und weinte weiter. Aber jetzt waren es sanfte Tränen. Sie sagte, ihre drei jüngeren Brüder und ihre kleine Schwester wüssten nicht, wo sie ist. Ich schlug ihr vor, wir könnten uns mit ihrer Familie in Verbindung setzen und sie benachrichtigen, wo sie war. Da senkte sie ihre Stimme und flüsterte: „Sie verstehen nicht, wir leben auf der Straße, ich bin die einzige Mutter, die sie haben."

Genau hier in der Zelle brachte diese junge Frau, die selber fast noch ein Kind war, Eigenschaften wie Hingabe, Verantwortungs-bewusstsein, Fürsorge und Liebe zum Ausdruck — fürsorgliche Eigenschaften von Elternsein.

Genau hier in der Zelle brachte diese jungeFrau, die selber fast noch ein Kind war, Eigenschaften wie Hingabe, Verantwortungsbewusstsein, Fürsorge und Liebe zum Ausdruck — fürsorgliche Eigenschaften von Elternsein. Genau an der Stelle, an der dieser widerspenstige, frustrierte Teenager zu sein schien, war tatsächlich eine fürsorgliche, besorgte, alleinerziehende Mutter. Ich lenkte ihre Aufmerksamkeit auf diese Eigenschaften und versicherte ihr — beruhigte sie — ,dass ihre göttliche Vater-Mutter sie und ihre Brüder und ihre Schwester liebte und sich genau in diesem Augenblick um sie kümmerte. Es überrascht die Menschen oft, wenn sie hören, dass Gott sie liebt. Aber sie hörte wirklich zu und nahm diese Wahrheiten an wie ein durstiger Reisender, der nach einer schweren, heißen und einsamen Reise ein großes Glas kalten Wassers trinkt.

Jetzt konnte ich in ihre Zelle gehen und mit ihr reden und ihr Denken veränderte sich allmählich. Später dann an diesem Tag konnte sie mit den Menschen sprechen, die ihr und ihrer Familie helfen konnten. Für mich war das so ein wunderbares Beispiel, wie der Christus — die göttliche Botschaft an uns — seine Arbeit tut, die Bedürfnisse stillt und uns sagt, dass wir geliebt sind. Und es war der Christus, der eine qualvolle Atmosphäre durchbrach.

Es ist nicht eine persönliche Liebe — unsere Liebe — ,sondern die göttliche Liebe, die immer das menschliche Bewusstsein erreicht und umwandelt. Besonders das Denken, das so unerreichbar zu sein scheint. Zu wissen, dass wir nicht dafür verantwortlich sind, dass dies geschieht, ist schon eine große Erleichterung, nicht wahr?

Absolut. Gott allein ist der Tätige. Unsere einzige Verantwortung liegt darin, daran zu denken, dass die göttliche Liebe verantwortlich für jeden Menschen und jede Situation ist und sich darum kümmert. Gott ist der Sprecher. Gott ist der Verbindende. Gott ist die einzige Stimme, die zu jedem Kind, jedem Mann und jeder Frau spricht. Gott ist Wahrheit und verkündet die Wahrheit darüber, wer wir sind. Der Christus, der die Wahrheit verkündet, bricht durch Zweifel und Angst, durch Mangel an Vertrauen oder Selbsthass hindurch — egal, welche hypnotische Situation beansprucht, unseren Blick auf die Wirklichkeit zu benebeln.

Gott ist die einzige Stimme, die zu jedem Kind, jedem Mann und jeder Frau spricht. Gott ist Wahrheit und verkündet die Wahrheit darüber, wer wir sind.

Wir hören die Menschen oft sagen, sie fühlten sich nicht geistig genug, um auf das Bedürfnis eines anderen nach der befreienden Botschaft zu einzugehen. Aber ...

...es läuft immer auf Liebe hinaus. Und es ist Gott, der diese Liebe antreibt. Ich muss dabei an Hananias in der Bibel denken, als Saulus seine Bekehrung auf der Straße nach Damaskus erlebt hatte und Hananias gebeten wurde, ihn zu treffen und in die christliche Gemeinde aufzunehmen. Ich liebe Hananias. Jedes Mal, wenn ich von ihm lese, bringt er mich zum Lachen und zum Weinen. Er ist so ein gehorsamer Diener Gottes, aber sogar er hat eine kleine Auseinandersetzung mit Gott.

Als Gott ihm im Wesentlichen sagt: „Geh zu Saulus von Tarsus", antwortet Hananias etwa so: „Meinst du wirklich Saulus? Doch bestimmt nicht den Saulus von Tarsus — sieh doch, was er uns angetan hat! Du kannst doch nicht wirklich wollen, dass ich hingehe und ihn treffe." Hananias war so trotzig, weil er wusste, dass Saulus die Befugnis hatte, jeden Christen gefangen zu nehmen. Aber als Gott mit Hananias sprach und ihm erklärte, dass er Arbeit für Saulus hatte, der später Paulus genannt werden würde, stellte er die Anweisung nicht länger in Frage. Er ging und traf Saulus und schien die Konsequenzen nicht mehr zu fürchten. Er konnte ihn sogar „Bruder Saul" nennen. (Apostelgeschichte 9)

Ich finde das so ergreifend. Hananias löste einfach das menschliche Bild und die menschliche Erwartung auf und löste sich von der menschlichen Historie, die er über Saulus wusste. Gottes Botschaft an ihn über Saulus' wahre Natur als Sein geliebter Sohn bekam den Vortritt. Und Hananias folgte dieser Botschaft. Wir tun vielleicht nicht so dramatische Dinge wie er. Aber jeder von uns hat die Möglichkeit, Gott gehorsam zu sein und unseren Bruder so zu lieben wie Hananias, wenn auch vielleicht nicht auf eine so herausfordernde Weise.

Mrs. Dickinson-Scott, lassen Sie uns das Thema wechseln. Sie haben als Mutter von sechs erwachsenen Kindern und als Großmutter von fünf Enkelkindern sicherlich viel Erfahrung darin, über die vielen Fragen zu beten, die sich Eltern heutzutage stellen. Eine davon ist das Gefühl, keine Zeit zu haben oder nicht alles gut und richtig machen zu können, weil sie so viel zu tun haben.

Eltern jonglieren eine ganze Menge in ihrem Leben. Also ist es verständlich, dass sie manchmal denken: „Ich habe dies nicht richtig gemacht" oder „Ich habe keine Zeit" oder „Ich wünschte, ich könnte dies anders machen." Wenn wir diese Bedenken haben, ist es hilfreich, sich an die geistige Auslegung von Tag zu erinnern, die folgende Aussage enthält: „Die Dinge von Zeit und Sinn verschwinden in der Erleuchtung des geistigen Verständnisses und Gemüt misst die Zeit nach dem Guten, das sich entfaltet." (WuG, S. 584) Es ist so wichtig, dass wir als Eltern und Großeltern — dass wir alle — für das Gute dankbar sind, das wir getan haben. Für die Dinge, die wir erreicht haben. Und dass wir nicht bei den Dingen steckenbleiben, die wir nicht getan haben, und uns davon nicht verunsichern lassen.

Jede Angelegenheit, mit der wir es als Eltern zu tun haben, lässt sich darauf zurückführen, dass es nur eine göttliche Elternschaft gibt, eine Vater-Mutter, die immer zur Stelle ist und die ständig bei unseren Kindern ist.

Jede Angelegenheit, mit der wir es als Eltern zu tun haben, lässt sich darauf zurückführen, dass es nur eine göttliche Elternschaft gibt, eine Vater-Mutter, die immer zur Stelle ist und die ständig bei unseren Kindern ist.

Durch meine Erfahrung als frühere Lehrerin am Gymnasium weiß ich, dass die Teenagerjahre besonders herausfordernd sein können, nicht nur für die Teenager, sondern auch für ihre Eltern und Erzieher.

Ja, und wir beten für unsere Kinder, egal ob wir wissen, was sie gerade vorhaben — oder eben nicht! Und wir werden vom göttlichen Prinzip geführt, das zu tun, was wir für richtig halten und so diszipliniert zu handeln, wie es nötig ist. Prinzip ist eines der sieben Synonyme, die Eddy uns für Gott gegeben hat. Und Prinzip ist so hilfreich dabei, die Bandbreite der göttlichen Elternschaft zu verstehen. Interessanterweise stammen das Wort Disziplin und das englische Wort für Jünger (disciple) aus der gleichen lateinischen Wurzel. Jesus half seinen Jüngern, Gott, dem Guten, gehorsam zu sein, und das ist auch das, was wir als Eltern tun. Jesus unterrichtete seine Jünger (und auch uns als heutige Jünger) buchstäblich über ihre Beziehung zu Gott, und davon wurden ihre Taten geprägt.

Auf die gleiche Weise erkennen wir in unseren Kindern den natürlichen Gehorsam gegenüber Gott als Prinzip an, sowie ihr Verlangen danach, das Richtige zu tun. Wenn wir von diesem geistigen Standpunkt ausgehen, folgt daraus, dass die menschlichen Kennzeichen wie „Trotzalter" oder „schwierige Teenager" wegfallen. Es gibt nur ein Kennzeichen, den Namen und die Natur des Gotteskindes. Der Name von uns allen als individuelle ldee Gottes, die direkte Widerspiegelung von Ihm/Ihr.

Da Kinder untrennbar von Gott sind, sind sie Gott oder dem Guten, gehorsam. Und die Idee der Wahrheit zu sein bedeutet, dass es für sie — für uns alle — natürlich ist, liebevoll, wahrhaftig und ehrlich zu sein. Das ist unsere „Standardeinstellung", so sind wir geschaffen.

So viele Einflüsse scheinen die richtige Art von Erziehung zu unterlaufen, die uns von der Last menschlicher Kennzeichen befreit. Ich glaube, Mary Baker Eddy hat es richtig erfasst, als sie schrieb: „Die gesamte Erziehung der Kinder sollte darauf hinzielen, Gehorsam gegen das moralische und geistige Gesetz zur Gewohnheit zu machen; mit diesem Gesetz kann das Kind dem Glauben an so genannte physische Gesetze, ein Glaube, der Krankheiten hervorbringt, entgegentreten und ihn meistern." (WuG, S. 62) Wie erziehen Sie Kinder und junge Menschen in dieser Richtung?

Mir gefällt dieser Ausdruck „Gehorsam zur Gewohnheit machen". Eine Gewohnheit ist etwas, das so natürlich für uns ist, dass wir kaum darüber nachdenken, wenn wir es tun. Kleine Kinder kennen ihre Namen und ihr Alter und ihre Adresse schon sehr früh. Genauso sicher kann jedes Kind seine Identität als Gottes wertvoller Sohn oder wertvolle Tochter kennen.

Dann wird es für jeden natürlich und normal, von dieser geistigen Identität als einzigartige und geliebte und liebenswerte Idee des göttlichen Gemüts aus zu denken und zu folgern.

Da Kinder untrennbar von Gott sind, sind sie Gott oder dem Guten, gehorsam. Und die Idee der Wahrheit zu sein bedeutet, dass es für sie — für uns alle — natürlich ist, liebevoll, wahrhaftig und ehrlich zu sein. Das ist unsere „Standardeinstellung", so sind wir geschaffen.

Es befähigt junge Menschen, sie selbst zu sein, wenn sie ihre geistige Natur und ihren individuellen Wert verstehen, sich selbst treu zu sein und der Bestimmung, die Gott ihnen gegeben hat. So treffen sie in ihrem Denken und bei ihren Aktivitäten die Wahl, die produktiv und liebevoll ist. Es befähigt sie, sich schnell und natürlich an Gott zu wenden, um geheilt zu werden.

Alle alterslosen Sprösslinge Gottes besitzen die konkreten Eigenschaften wie Weisheit, Reife, Spontaneität und Rücksichtnahme.

Ein Erwachsener muss also nicht Gehorsam zu Gott erzwingen oder etwas, was er für sein Kind gutheißt.

Ich erinnere mich an ein Erlebnis, das ich mit einer unserer Töchter hatte. Mit knapp zwei Jahren hatte sie viele Wutanfälle. Den Tag über geschah es fünf oder sechs Mal, dass sie sich auf den Boden warf und aus irgendeinem Anlass brüllte oder schrie. Ich betete wirklich darüber, warum wir immer aneinander gerieten, wenn sie das eine oder andere nicht tun wollte. Ich betete, um zu verstehen, dass Harmonie bereits durch das göttliche Prinzip, Liebe, aufgerichtet und instand gesetzt ist und ich lauschte demütig auf die Vater-Mutter, damit sie mir die Wahrheit über diese wertvolle Tochter zeigte, die dem Guten gehorsam ist, die jetzt das glückliche und zufriedene Kind Gottes ist.

Und mir kam sehr deutlich der Gedanke, dass ich meine Haltung ihr gegenüber verändern musste. Ich musste die Tatsache respektieren, dass sie ein „DIY" (do it yourself)-Mädchen war, das wusste, dass es alt genug ist! Ich musste sie so behandeln, als wüsste sie alles, als ob sie schon alles selber machen konnte. Sie war zwar erst zwei, aber sie hatte ältere Geschwister.

Manchmal müssen wir bereit sein, auf etwas zu bestehen, zum Beispiel bei Teenagern. Konsequent zu sein und ruhig und den Standard des Guten aufrechtzuhalten, den wir für unser Heim für wichtig halten. Und ein andermal mag es richtig sein, flexibler zu sein.

Ich sprach mit meinem Mann darüber und wir einigten uns darauf, dass wir nicht mehr zu ihr sagen würden: „Lass dir jetzt die Schuhe anziehen" oder „Ich helfe dir beim Anziehen" oder was man sonst so zu einer Zweijährigen sagt. Wir würden sagen: „Bitte zieh deine Schuhe an" oder „Sag uns, wenn du Hilfe brauchst." Und wissen Sie, weil wir diese Kleine so behandelten, als hätte sie schon alle Fähigkeiten, die sie als fertige Idee braucht, haben wir sie nicht hängenlassen, aber sie hatte nie wieder einen Wutanfall. Sie bat um Hilfe, wenn sie diese brauchte, aber ihr ganzes Verhalten veränderte sich. Wir haben ihr nicht nachgegeben, aber wir haben sie respektiert.

Als Eltern müssen wir in der Lage sein, uns zu verändern. Manchmal müssen wir bereit sein, auf etwas zu bestehen, zum Beispiel bei Teenagern. Konsequent und ruhig zu sein und den Standard des Guten aufrechtzuhalten, den wir für unser Heim für wichtig halten. Und ein andermal mag es richtig sein, flexibler zu sein. Gemüt wird allen Eltern das geben, was sie wissen müssen, wenn sie darauf lauschen.

Was würden Sie sagen, welche Eigenschaften machen alle Eltern oder Erwachsene zum Leitbild?

Das ist eine gute Frage!

Ich bin sicher, es gibt viele Möglichkeiten, sie zu beantworten. Für mich ist bedingungslose Liebe die wichtigste Eigenschaft. Dazu gehört eine Einstellung, die nicht urteilt, und ernsthafter Respekt und die Anerkennung der geistigen Natur von jedem Sohn und jeder Tochter Gottes. Auch Geduld haben und den Kindern Zeit lassen gehören dazu.

Zuhören ist wichtig. Wenn Sie jemandem wirklich zuhören, bekommt er nicht den Eindruck, dass Sie sich Ihre Meinung schon gebildet haben, bevor er überhaupt anfängt zu reden. Und eine sanfte Art der Autorität — keine Überheblichkeit. Jesus sprach mit Autorität, weil er den Christus ausdrückte. Junge Menschen — alle Menschen — fühlen sich angezogen von dieser Eigenschaft des festen, aber sanften Vertrauens. Sie wollen nicht, dass das Leben schwankend ist. Sie wollen, dass die Grundlage fest ist, und sie suchen nach dieser festen Grundlage. Aber mehr als alles andere braucht es bedingungslose Liebe.

Alle diese Eigenschaften, und noch viele andere, gehören zu uns, weil wir sie von unserer göttlichen Vater-Mutter widerspiegeln. Egal ob wir Kinder haben oder nicht, wir drücken diese Eigenschaften aus, die Gott uns gegeben hat — im Büro, im Einkaufszentrum, in der Kirche und auf dem Sportplatz.

Das betrifft ja alle Bedenken, dass wir keine natürlichen erzieherischen Eigenschaften haben könnten.

Wir haben vielleicht nicht immer das Gefühl, dass wir „geborene" Eltern sind, aber wir sind es! Wir haben keine Identität getrennt von Gott, der alle Eigenschaften enthält, die zum guten Erziehen notwendig sind. Und auch wenn Elternsein neu für uns ist, (und für die meisten von uns ist es ein steil ansteigender Lernprozess), so ist es doch nicht neu für Gott. Wir besitzen alle Gedanken, die wir Tag für Tag beim Muttersein und Vatersein brauchen. Wir werden liebevoll von unserer göttlichen Vater-Mutter erzogen, während wir unsere Kinder und die Kinder der Welt erziehen.

Was ist, wenn Eltern das Gefühl haben, versagt zu haben, obwohl sie sich die größte Mühe gegeben haben? Wenn Sie ihren Kindern bei ihren „Entgleisungen" folgen, wie Sie es mal so schön ausgedrückt haben, zum Beispiel in Sorge oder in Ärger oder in Selbstverurteilung?

Ich fühle mit allen Eltern, die glauben, versagt zu haben. Wir alle fühlen uns manchmal so. Aber wir müssen standhaft mit uns sein und dies nicht glauben und uns nicht die Schuld zuschieben. An Selbstverurteilung und Schuld festzuhalten, untergräbt unser natürliches Vertrauen und unsere Autorität (nicht Überheblichkeit, sondern Autorität) als Ausdruck der göttlich väterlichen und mütterlichen Natur. Aber das bedeutet nicht, dass wir nicht offen dafür sein sollten zu lernen und uns zu verändern.

Unsere Motive beim Elternsein zu überprüfen, ist so wichtig. Mary Baker Eddy schrieb. „Wenn du aus wahren Beweggründen arbeitest und betest, wird dir dein Vater den Weg öffnen." (WuG, S. 326) Es ist ein wahrer Beweggrund, Gott dienen zu wollen und unser Bestes zu geben. Mit diesem richtigen Beweggrund können wir uns selbst das vergeben, was wir falsch gemacht haben, genauso wie wir jedem anderen vergeben würden. Ich glaube, das ist ganz wichtig.

Wissen Sie, wir sind nicht der Schöpfer unserer Kinder. Wir sind auch nicht der Schöpfer des Glücks unserer Kinder oder ihrer Karriere oder ihrer Schulausbildung oder ihrer Freundschaften. Gott ist der Schöpfer, also beobachten wir als menschliche Eltern, wie Gott alle diese Dinge im Leben unserer Kinder ausarbeitet. Wie Gott das Beste für sie bereitet hat.

Als meine Kinder aufwuchsen, habe ich versucht, mehr zu beten und weniger zu reden (sie lacht). Daran arbeite ich immer noch!

Wissen Sie, wir sind nicht der Schöpfer unserer Kinder. Wir sind auch nicht der Schöpfer des Glücks unserer Kinder oder ihrer Karriere oder ihrer Schulausbildung oder ihrer Freundschaften. Gott ist der Schöpfer.

Zu verstehen, dass Gott der Schöpfer ist, sorgt dafür, dass Eltern nicht versucht sind, durch ihre Kinder zu leben oder bestimmte Vorstellungen zu verfolgen oder Pläne für sie zu machen.

Ja, oder zu glauben, sie könnten sich in die falsche Richtung entwickeln. Sehen Sie, wir wissen es nie genau ... aber wenn ein junger Mensch entgleist oder einen Weg wählt, mit dem wir nicht glücklich sind, halten wir immer noch unser Verständnis darüber aufrecht, wer bei ihnen ist, wer für sie sorgt, wer sie beschützt und was sie führt. Wir wissen, dass es in ihrem Leben nur einen Einfluss gibt — einen göttlichen Einfluss, der „im menschlichen Bewusstsein immer gegenwärtig ist." (WuG, S. xi)

Das bezieht sich auf uns alle, als Mitglieder der gleichen Familie, erzogen von demselben liebenden Mutter-Vater.

Als Mitglieder der Familie Gottes können wir alle die zärtliche, kraftvolle Gegenwart der göttlichen Elternschaft fühlen, die uns umfängt, führt und beschützt. Mary Baker Eddy gab uns dies wunderbare Versprechen: „Mit einem Vater, nämlich Gott, würde die ganze Familie der Menschen zu Brüdern werden ..." (WuG, S. 469) In unseren Gebeten für die Welt können wir bestätigen, dass jeder von uns von diesem Vater und von Seiner universalen Familie untrennbar ist. Wir sind wahrhaftig eine Familie: „Im Evangelium der Liebe geborgen." (WuG, S. 577)

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