Ich habe mich wirklich bemüht, den Christus zu erkennen. Ich habe in den Bibellektionen der Christlichen Wissenschaft, im Herold und in den Schriften von Mary Baker Eddy eine ganze Menge über den vollkommenen Menschen gelesen, der zum Bild und Gleichnis Gottes geschaffen ist. Aber dieses gedankliche Konzept zu verstehen fiel mir schwer. Wenn ich die Bibel oder Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift las, fühlte ich mich dem Christus näher, aber wenn ich mich mit eigenen mentalen Verstrickungen auseinandersetzte, war die heilende Gegenwart des Christus für mich nicht greifbar.
An einem Sonntag, nach dem Gottesdienst in einer Zweigkirche der Christlichen Wissenschaft, schlug mir ein guter Freund vor, noch tiefer nach der Bedeutung des Christus zu forschen. Das tat ich dann. Und ich war über meine Entdeckungen erstaunt. Bei einer Gelegenheit zum Beispiel fragte Jesus seine Jünger, wer er sei. Und Petrus antwortete: „Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes“ (Matthäus 16:16). Mary Baker Eddy erklärt: „Das bedeutet: Der Messias ist das, was du verkündet hast − Christus, der Geist Gottes, der Wahrheit, des Lebens und der Liebe, der mental heilt.“ (S. 137)
Einige Tage später störte Telefonklingeln meine Siesta und ich konnte es einfach nicht unterdrücken, recht grob zu antworten. Als ich auflegte, habe ich mich über meine vielen unfreundlichen Reaktionen geärgert. Und ich fragte mich: „Warum empfinde ich denn überhaupt so? Warum drücke ich nicht mehr vom Christus aus?“
Dann betete ich das Gebet des Herrn, weil ich wusste, dass es jedes Bedürfnis stillt. Ich bat Gott von ganzem Herzen, mich „milde, … schlicht und rein“ zu machen, wie Lied 291 aus dem Liederbuch der Christlichen Wissenschaft es ausdrückt, das mir in dem Moment in den Sinn kam. Und dann passierte etwas Bemerkenswertes: Mein Denken wurde regelrecht überflutet von ganz unerwarteten Ideen. Es war die „stille, sanfte Stimme“ des Christus (Wissenschaft und Gesundheit, S. 323), die mir liebevoll, aber bestimmt sagte: „Du musst nicht weiter vortäuschen, etwas zu sein, was du nicht bist. Sei du selbst, eine reine und freie Idee voller Liebe, Frieden, Freundlichkeit, mit all den geistigen Eigenschaften, die als Gottes Kind zu dir gehören.“
M. B. Eddy schreibt: „Der Mensch ist nicht Materie; er besteht nicht aus Gehirn, Blut, Knochen und anderen materiellen Elementen. Die Heilige Schrift sagt, dass der Mensch zum Bild und Gleichnis Gottes erschaffen ist. Die Materie ist nicht dieses Gleichnis. Das Gleichnis des Geistes kann Geist nicht so unähnlich sein.“ (WuG, S. 475) Der Gedanke, nicht etwas vorzutäuschen, was ich nicht bin, kam ganz stark wieder, wie auch der Gedanke, dass ich niemals unehrlich, gereizt, sinnlich, furchtsam oder begrenzt sein und nie krank werden oder dazu neigen könnte, zu sündigen oder zu sterben. Ich kann nicht etwas sein, was Gott nicht geschaffen hat.
Dieser Gedankengang war ein Weckruf für mich. Umgehend suchte ich nach dem Herold der Christlichen Wissenschaft in Spanisch, der gerade an jenem Morgen gekommen war. Der Titel war: „Christus − überzeugend und beständig“. Ich las die Titelgeschichte und verstand, dass der Christus immer gegenwärtig ist, selbst in Momenten von Verzweiflung und Durcheinander. Ich erkannte, dass es der Christus war, der mir durch meinen Freund gesagt hatte, ich sollte den Christus besser verstehen lernen. Es war der Christus, der die Ideen zu dem Artikel angeregt hatte und der so klar und nachdrücklich zu mir sprach.
Sehr bald änderte sich etwas in mir und heute betrachte ich mich als einen freundlicheren und sanfteren Menschen.
Wir alle können auf den Christus lauschen, seine Gegenwart empfinden und seine heilenden Worte hören. Wir alle können durch den Christus unsere wahre Natur und unser wahres Wesen erfahren. Dieser Lernprozess hört nicht auf und wir können als Erstes verstehen lernen, dass der Christus in jedem Augenblick genau da ist, wo wir sind. Womit wir auch konfrontiert sein mögen, kein Gedanke oder Gefühl, wie schrecklich oder wahr sie ausschauen, kann die Christusbotschaft verbergen, denn Gott verurteilt uns nicht. Wie die Bibel sagt: „So gibt es nun keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind, die nicht nach dem Fleisch leben, sondern nach dem Geist.“ (Römer 8:1) Wir alle können aufmerksam auf den Christus lauschen, weil der Christus immer dafür sorgt, dass wir die Wahrheit verstehen.
Arequipa
