Eine der wertvollsten Gaben Gottes an jeden Menschen ist der geistige Sinn, unsere innewohnende Fähigkeit, Gott zu verstehen und die Wirklichkeit des Guten zu erkennen. Diese gottgegebene Befähigung ist jederzeit verfügbar, um unsere Gedanken und Handlungen richtig einzuschätzen und zwischen dem zu unterscheiden, was richtig ist, und dem, was korrigiert und behoben werden muss, damit wir uns besser der von Gott vorgegebenen Denk- und Verhaltensweise angleichen können. Das kann die Szenarien des Bösen beenden, egal ob sie umfangreich oder gering sind.
Wir müssen diese große Gottesgabe des geistigen Sinnes im Alltag pflegen, indem wir ihn in unser Denken einlassen, diesen wahren Sinn als unser Eigen in Anspruch nehmen und dessen Führung dann treu befolgen. Wenn wir das tun, können wir unser Denken besser überwachen. Es geht jedoch nicht darum, uns ständig selbst zu verurteilen. Das ist ein wichtiger Punkt. Doch wir müssen unsere Gedanken von einer geistigen Warte aus prüfen, und das tun wir, indem wir das Wesen Gottes und damit auch die wahre Natur des Menschen, Seines geistigen Ausdrucks, verstehen. Wenn wir unser Denken mit dem vollkommenen Vorbild, Gott, vergleichen, merken wir, wenn wir uns in eine Richtung bewegen, die nicht in Einklang mit Seiner vollkommenen Regierung oder Seinem Charakter ist, denn beide zeichnen sich stets durch Liebe, Harmonie, Kraft, Reinheit und Frieden aus.
Mary Baker Eddy schreibt im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift: „Erkenne dich selbst, und Gott wird dir die Weisheit und die Gelegenheit zu einem Sieg über das Böse geben“ (S. 571). Und an anderer Stelle schreibt sie: „Geistig aufgefasst ist Anatomie mentale Selbsterkenntnis und besteht im Zergliedern von Gedanken, um deren Qualität, Quantität und Ursprung zu entdecken. Sind die Gedanken göttlich oder menschlich? Das ist die wichtige Frage. Dieser Zweig des Studiums ist unerlässlich für die Ausrottung des Irrtums“ (S. 462).
Die Liebe der göttlichen Liebe befähigt uns, die Qualität und Natur unserer Gedanken anhand der gesunden, beschützenden, moralischen Anforderungen Gottes besser wahrzunehmen, die beispielsweise in den zehn Geboten zum Ausdruck gebracht werden. Und wir sehen das vollständige Wesen von Gottes Liebe in der machtvollen Stellung der Evangelien. Wir lernen ferner, dass die Anforderungen der Evangelien genauso erfüllt werden müssen wie die der Gebote. Durch die Lehren Christi Jesu verstehen wir den Zustand des Seligseins, der sich durch Eigenschaften wie Sanftmut und Friedenstiften auszeichnet. „Glückselig sind, die reinen Herzens sind; denn sie werden Gott schauen“ (Matthäus 5:8) offenbart eine weitere Eigenschaft, ohne die Glück nicht auskommen kann.
Alle diese Lehren vermitteln uns ein besseres Verständnis von Gott und unserer eigenen wahren Natur sowie die Fähigkeit, ihr entsprechend zu leben. Wenn man Gott so versteht und liebt, wie Er wirklich ist, dann – und nur dann – kann man sein wirkliches Wesen verstehen. Die Bibel sagt unmissverständlich, dass Gott Geist ist und dass der Mensch – jeder Mensch – das Bild und Gleichnis Gottes ist. Wir sind hier und jetzt Gottes Ebenbilder. Das ist unsere authentische, geistige Identität, die das geistige Wesen widerspiegelt. Und wir können jetzt sofort von dieser Grundlage aus denken und handeln, denn wir verstehen Gott.
Es gibt keine echte Anziehungskraft außer der von Gott.
Damit wir unsere Denkweise nach dem richten können, was wir als Gottes Denkweise verstehen, müssen wir uns der natürlichen geistigen Anziehungskraft zu gottähnlichem Denken und Handeln öffnen. Tun wir das nicht, dann kämpfen wir gegen sie an, und das kann schädlich sein. Es ist nicht so, dass Gott einer Übertretung gewahr wird und uns bestraft. Vielmehr ist es, als würden wir gegen den Strom Gottes schwimmen wollen, der die Quelle aller Harmonie ist, wenn wir mitdem Strom schwimmen sollten. Denn das wäre, als würden wir versuchen, auf eine Weise zu leben, die Gottes Wesen und Gesetzen direkt entgegengestellt ist. Doch es gibt keine echte Anziehungskraft außer der von Gott.
Was das Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft oben über wahre Anatomie als „mentale Selbsterkenntnis“ sagt, kann sehr hilfreich sein, wenn man erkennen will, wie sich unser Denken und Handeln ändern muss, um gottähnlicher zu sein. Es geht nie um die psychologische Auseinandersetzung mit jedem Gefühl und Gedanken. Vielmehr geht es um die Anerkennung der Wirksamkeit von Gottes unfehlbaren Gesetzen und Seiner großen Liebe zu Ihnen und mir, die alles an die Oberfläche bringt, was erkannt und entfernt werden muss. Unser Gebet muss von der Tatsache ausgehen, dass wir in diesem Moment wahrlich Gottes Ebenbilder sind. Dadurch wird alles entfernt, was nicht Teil unseres Denkens oder Seins als Gottes Schöpfung sein sollte und in Wirklichkeit auch nie war.
Die Liebe Gottes zu uns und unsere entsprechende Liebe zu unserem Vater-Mutter-Gott und unseren Familienmitgliedern, Kollegen und Mitmenschen wird uns zu der Erkenntnis dessen bewegen, was nicht in unser Denken gehört – egal wie klein oder wie gerechtfertigt es erscheinen könnte –, und es wird ebenso ausgeräumt wie jedes unangenehme oder schädliche Szenario, das daraus folgen könnte.
Mitte der 1880er Jahre wurde Joseph Mann bei Schießübungen von seinem Schwager versehentlich ins Herz getroffen. Mehrere erfahrene Ärzte, darunter der Hausarzt, untersuchten ihn und sagten der Familie, dass er in Kürze sterben werde – die Situation sei hoffnungslos und man könne nichts für ihn tun. Doch ein Christlicher Wissenschaftler sprach bei der Familie vor und bot Hilfe an. Er versicherte der Familie, dass Joseph Mann weder angefasst werden noch Medizin erhalten würde. Innerhalb einer Viertelstunde, nachdem der Christliche Wissenschaftler das Haus betreten hatte, ging es mit dem Patienten bergauf. Am zweiten Tag stand er auf und vom vierten Tag an konnte er Freunde besuchen, in Kutsche und Schlitten ausfahren und sein normales Leben ohne Einschränkungen wiederaufnehmen. Joseph Mann starb nicht, sondern überlebte. Die Wunde verheilte völlig. Er begann, Wissenschaft und Gesundheit zu studieren; andere fingen an, ihn um Heilung zu bitten, und er wurde Praktiker der Christlichen Wissenschaft.
Später erzählte er Mary Baker Eddy von dieser enormen Heilungserfahrung. Wie Calvin C. Hill berichtet, sagte sie zu ihm: „Joseph, Sie haben eine wundervolle Erfahrung gehabt; Sie wurden gewaltsam aus dem Haus hinausgeworfen, und Sie haben sich draußen erhoben; gehen Sie nicht wieder hinein“ Wir kannten Mary Baker Eddy, S. 99–105).
Mrs. Eddys Worte haben über die Jahre viel Eindruck auf mich gemacht. Sie fielen mir in Situationen ein, wo ich an der Schwelle eines emotionalen Weges war, einer Denk- und Handlungsweise, die zuvor nichts als Probleme und Unglück gebracht hatte, wenn nicht noch Schlimmeres. „Sie wurden gewaltsam aus dem Haus hinausgeworfen“, hatte Mrs. Eddy gesagt. „Gehen Sie nicht wieder hinein.“ In solchen Fällen kam es mir vor, als wären diese Worte direkt an mich gerichtet worden. Und ich fühle, dass sie, zusammen mit dem zugrundeliegenden gottähnlichen Denken, mir sehr in meinem Bemühen geholfen haben, geistig zu wachsen und die früheren schlechten Szenarien zu vermeiden. Ungesunde, unproduktive Denk- und Handelsweisen hörten auf und wurden nicht wiederholt.
Das lag nicht an menschlicher Willenskraft, sondern ich folgte dem gottähnlichen Vorbild, das ich durch das Studieren der zeitlosen Lehre der Bibel im Licht der Christlichen Wissenschaft lieben gelernt hatte. Und wann immer mein Denken an einer Weggabelung angekommen war, bei der ein Weg zur herkömmlichen, vorgezeichneten Reaktion führte, während der andere ganz eindeutig zu der Denkweise und dem Leben führte, die Gott bestimmt, halfen mir diese an Joseph Mann gerichteten Worte, deren Botschaft: „Geh da nicht wieder hinein“ mir schnell und einfach den richtigen Weg wies.
Ich bin unaussprechlich dankbar für diese wertvolle geistige Lektion. Und sie gilt natürlich heute immer noch. Wie ich in der Christlichen Wissenschaft lerne, beginnt sie immer mit dem sicheren, klaren Vorbild von Gottes Mitteln und Wegen. Und sie fährt mit dieser gottgegebenen Fähigkeit eines jeden von uns fort, das eigene Denken zu prüfen, wie wir in Vermischte Schriften 1883–1896 von Mrs. Eddy lesen: „Betet ohne Unterlass. Wacht emsig; verlasst nie den Posten geistiger Beobachtung und Selbstprüfung“ (S. 154). Wenn wir gehorsam dieser geistigen Richtung des Denkens und Handelns folgen, erhalten wir die Macht, jede Neigung zu durchbrechen, die Fehler der Vergangenheit zu wiederholen, und stattdessen auf unserem neuen, geistigen Pfad voranzuschreiten, der mit Segen gefüllt ist.
Dieser Artikel erschien ursprünglich am 30. November 2017 im Internet.