Als ich erfuhr, dass ich nach sechs Jahren die Chance hatte, wieder zur Schülerversammlung meiner Schülervereinigung der Christlichen Wissenschaft zu reisen, war ich sehr froh. Das ist eine jährliche Zusammenkunft der Schüler eines Lehrers oder einer Lehrerin der Christlichen Wissenschaft, bei dem bzw. der sie zweiwöchigen Unterricht über die Christliche Wissenschaft erhalten haben. Diese Versammlungen untermauern immer das, was wir über Gott gelernt haben, und helfen uns, die Dinge geistig zu sehen.
Meine Lehrerin hält ihre Schülerversammlungen in Los Angeles ab, und es dauert viele Stunden, um von Indonesien in die USA zu fliegen. Das machte mir große Sorgen. Mein Visum für die USA war verfallen, und ich musste beim amerikanischen Konsulat hier in Jakarta ein neues beantragen. Ich dachte zurück an den Tag, wo ich zuletzt ein Visum für die USA beantragt hatte, nämlich um an dem zweiwöchigen Kurs im Heilen in der Christlichen Wissenschaft teilzunehmen.
Damals fühlte sich das Konsulat an wie ein Kriegsgebiet. Die Sicherheitsbeamten waren schwerbewaffnet. Die Antragsteller wurden barsch aufgefordert: „Tun Sie alle Ihre Sachen hierhin.“ Wir wurden einzeln bewacht und mussten uns in einen Hof setzen, wo wir darauf warteten, zu einer Befragung hineingerufen zu werden. Ziel der Befragung war herauszufinden, ob wir vorhatten, zum Einkaufen in die USA zu fliegen oder um uns dort niederzulassen. Es herrschte die Befürchtung, dass wir einfach dableiben würden.
Aus Sorge, dass es diesmal wieder so sein würde, schrieb ich eine E-Mail an die Schriftführerin der Schülervereinigung mit der Mitteilung, es sei vielleicht nicht die richtige Zeit, zu der Versammlung zu kommen. Doch die Schriftführerin ermutigte mich, das Visum zu beantragen, und sagte, sie werde mich im Gebet unterstützen und auch die nötigen Unterlagen ausfüllen.
Von da an betete ich Tag und Nacht zu Gott und bat um Führung. Ich betete: „Zeig mir den Weg, Herr, mein Gott, wenn Du möchtest, dass ich fahre. Führe mich auf dem Weg, den ich nehmen soll, und ich werde folgen.“
Nachdem ich den ausgefüllten Visumsantrag an das US-Konsulat geschickt hatte, wurden mir Datum und Uhrzeit des Interviews mitgeteilt.
Ich hörte nicht auf zu beten. Als ich beim Konsulat ankam, sah ich eine Schlange von gut hundert Leuten vor dem Tor. Doch ich wusste, dass Gott bei mir war, weil Er überall ist. Ich dachte an die Bibelstellen: „Gott schuf den Menschen nach seinem Bild“ und „Gott sah alles an, was er gemacht hatte, und sieh, es war sehr gut“ (1. Mose 1:27, 31). Und da alle Mitarbeiter in der Botschaft in Wahrheit Gott widerspiegelten und gut waren, mussten sie hilfsbereit sein.
Ich wurde von einem unbewaffneten Wachtbeamten begrüßt, der mich freundlich fragte: „Sind Sie für ein Visumsinterview gekommen? Stellen Sie sich bitte hier an.“ Selbst die Leute von der Sicherheit waren freundlich und lächelten!
Als ich aufgerufen wurde, lächelte auch die Konsularbeamtin und stellte ein paar Fragen. Dann sagte sie: „Ihr Visum ist bewilligt.“ Es war in weniger als fünf Minuten erledigt!
Auf dem Flug in die USA betete ich weiter. Als ich am Flughafen angekommen war, stand ich in der Schlange vor dem Schalter einer Beamtin der Einwanderungsbehörde. Sie stellte mir eine Frage, die ich nicht beantworten konnte, und ich wurde ganz starr. Doch sie sagte: „Meine Liebe, wieso müssen Sie denn schon in einer Woche wieder abreisen?“ (Mein Visum war für acht Tage.) „Sie hätten mindestens zwei Wochen einplanen sollen. Ich wünsche Ihnen einen schönen Aufenthalt. Auf Wiedersehen!“
Der ganze Besuch, einschließlich der Schülerversammlung, war wundervoll. Neue Ideen spornten mich erneut dazu an, Probleme geistig zu überwinden, wie wir es in der Christlichen Wissenschaft lernen. Jeden Tag konnte ich mich gegen irrige Überlegungen über Gott und den Menschen wehren und mich mehr für die Wahrheit einsetzen. Mein Glaube wurde gestärkt, dass wir immer eine gute Lösung für unsere Probleme finden werden, wenn wir mit Gott reden und auf Seine Führung lauschen.
Dieser Glaube wurde auf der Heimreise auf die Probe gestellt. Unmittelbar bevor ich mich auf den Weg zum Flughafen machen wollte, erhielt ich eine SMS von der Fluggesellschaft mit der Mitteilung, dass mein erster Flug leider gestrichen worden war. Ein paar Augenblicke lang fühlte ich Panik. Ohne diesen Flug würde ich meinen Anschlussflug nach Jakarta verpassen.
Meine Gastgeber und ich beschlossen, trotzdem zum Flughafen zu fahren. Ich betete und fing an, meine Furcht zu überwinden. Ich begann, auf das „stille, sanfte Sausen“ der Wahrheit zu lauschen, die mir sagte, dass Gott die Herrschaft über die ganze Erde hat, die Mitarbeiter auf dem Flughafen und die Fluggesellschaften, Flugpläne und Anschlussflüge eingeschlossen.
Als wir am Flughafen ankamen, sahen wir eine lange Schlange vor den Schaltern der Fluggesellschaft. Ich beschloss, keine menschlichen Beschränkungen hinzunehmen. Ich wusste, dass materielle Umstände keine Informationen enthalten; nur Gott hat die wahre Antwort. Gott gibt uns das geistige Verständnis zu wissen, was wahr ist. Wir lesen im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft: „Der geistige Sinn, der den materiellen Sinnen widerspricht, schließt Intuition, Hoffnung, Glauben, Verständnis, Erfüllung, Wirklichkeit ein“ (Mary Baker Eddy, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 298). Durch den geistigen Sinn wissen wir, dass Gott die Herrschaft über alles hat und für alles sorgt, was Er geschaffen hat. Ich legte alles völlig in Gottes Hände und hielt mein Denken auf das Gute, Gott, gerichtet.
Eine Frau zu meiner Rechten sagte, dass sie am folgenden Morgen in Indien erwartet werde. Zur Linken mussten Leute nach Hongkong reisen. Doch ich wusste, dass ich jetzt und immer da bin, wo ich hingehöre – bei Gott. Gott gibt mir und allen Seinen Kindern Kraft, Geduld und Mut – alles, was wir brauchen. Er würde uns nie irgendwo hängenlassen.
Ein Auszubildender der Fluggesellschaft half mir dabei, einen Flug zu finden. Ich dachte: „Gott ist bei ihm. Gott führt ihn.“ Erst konnte er nur sehr schlechte Verbindungen finden. Dann sagte er nach ein paar Minuten, dass er einen guten Flug am folgenden Morgen gefunden habe, der einen Zwischenstopp von nur zwei Stunden hatte. Ich nahm diesen Flug und kam ohne Zwischenfälle nach Hause.
Ich kann nicht in Worte fassen, wie dankbar ich für diese Erfahrungen bin. Es war solch ein Segen, an der Schülerversammlung teilnehmen zu können.
Andaruwati „Yayu“ Pratjoyo
Jakarta, Indonesien
Dieser Artikel erschien ursprünglich am 14. November 2017 im Internet.
