Granatäpfel? Als ich wieder einmal die Bibel durchlas, fielen sie mir wirklich ins Auge. Was war denn so wichtig an dieser Frucht, dass sie auf das Obergewand des Hohepriesters gestickt werden musste, das er im Allerheiligsten trug? Und welchen Bezug hat sie zur heutigen Zeit?
Ich bin nicht mit Granatäpfeln aufgewachsen, doch ich weiß noch, wie lecker die Äpfel, Beeren, Tomaten und Maiskolben waren, die wir im Spätsommer immer beim Bauern kauften. Die schmeckten eindeutig besser als das Dosen- und Tiefkühlgemüse, das wir im restlichen Jahr aßen.
Bei jeder frischen Ernte verspüren wir eine natürliche Dankbarkeit − ein greifbares Zeichen für die Fülle von Gottes Gnade, die die Menschheit umgibt.
Daher ist es verständlich, dass Granatäpfel zu den herrlichen Früchten gehörten, die die Kundschafter Mose als Beweis für den wundervollen Reichtum des gelobten Landes brachten (siehe 4. Mose 13:17–23). Und es machte Sinn, diese reichhaltige Gnade auf dem schönen Obergewand des Gedenkens und der Dankbarkeit abzubilden, das Aaron anhatte, wenn er vor Gott trat (siehe 2. Mose 28:29–33). Jahrhunderte später, als Jerusalem von den Babyloniern erobert wurde und die Juden ins Exil gehen mussten, enthielten die Aufzeichnungen der zerstörten Säulen des Tempels auch deren Verzierungen in Form von Granatäpfeln (siehe Jeremia 52:22, 23).
Als ich diese historischen Berichte des Alten Testaments betrachtete, erkannte ich eine symbolische Beziehung zwischen Granatäpfeln und dem Gefühl, bei Gott sicher und geliebt zu sein. Und es erweckte in mir den Wunsch, den Sinn von Gottes Gegenwart in meinem Leben nicht zu verlieren. Ich nahm mir vor: Auch auf mein mentales Obergewand immer Granatäpfel aufsticken − und regelmäßig tragen.
Die Christliche Wissenschaft hat den Weg bereitet, Gott besser zu kennen und diese göttliche Allgegenwart zu spüren, egal was um mich herum passiert. Wenn alles glattgeht, ist es leicht, dankbar zu sein. Doch wenn nicht alles gut läuft, ist tiefe Dankbarkeit für die vom Christus offenbarte Untrennbarkeit zwischen Gott und dem Menschen unverzichtbar dafür, den menschlichen Weg nach vorn zu finden. Dankbarkeit für die Gewissheit, dass Gott unwandelbare Liebe ist − das göttliche Prinzip, das universal und umfassend ist und die ganze Menschheit umfängt −, vertreibt häufig das Gefühl von Furcht und Zweifel, das so undurchdringlich scheint. Genau hier, im Gegensatz zu dem, was die physischen Sinne vertreten, segnet und beschützt und erhält Gottes Liebe jeden von uns. Und wie unser Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft bestätigt: „... die göttliche Liebe versorgt die ganze Menschheit und zu jeder Stunde mit allem Guten“ (Mary Baker Eddy, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 494).
In schwierigen Zeiten ist es besonders wichtig, die fühlbare Wirklichkeit des Guten zu erkennen und zu spüren. Und deshalb ist mir das letzte Kapitel in Wissenschaft und Gesundheit mit dem so passenden Titel „Früchte“ neu ans Herz gewachsen. Wir lesen da, dass es eingefügt wurde, um „das Vertrauen des Lesers zu stärken und ihn zu ermutigen ...“ (S. 600). Und wir erkennen schnell, dass die heutige Ernte aus der bedeutenden und lebensumwandelnden Heilung besteht, die durch das Lesen und Studieren dieses Lehrbuchs erwirkt wird. Es erschließt die Bibel und ermöglicht ein neues Verständnis von Gott als unendliches Leben, unveränderliches Gemüt, grenzenloser Geist, allgegenwärtige Liebe, gnadenverleihende Seele, unerschütterliche Wahrheit und − so enorm wichtig in unserem wissenschaftlichen Zeitalter − das allumfassende Prinzip, das jeder kennen, lieben und verehren kann. Diese Berichte aus erster Hand verdeutlichen, dass die Verfasser zwar froh sind, dass sie von akuten oder chronischen Leiden befreit wurden, jedoch eine tiefe Dankbarkeit empfinden für das, was sie über ihre ewige Beziehung zu Gott und deren Auswirkungen auf ihren Alltag gelernt haben.
Man könnte sagen, dass sie ihre Granatapfel-Gewänder anhaben.
Ein Bericht, in dem jemand kurz die eigene Heilung von erblicher Taubheit schildert, fasst zusammen, was diese geistige Offenbarung für die Familie bedeutet hat: „Wir haben erlebt, wie Pseudokrupp, Masern, Fieber und verschiedene andere sogenannte Kinderkrankheiten durch die Anwendung der Christlichen Wissenschaft wie Tau vor der Morgensonne verschwanden − durch das Verständnis, dass Gott immer-gegenwärtig und allmächtig ist“ (S. 634).
Das Verständnis, dass Gott immer-gegenwärtig und allmächtig ist. Das ist ein wesentliches Element in der fortdauernden Ernte des Heilens in der Christlichen Wissenschaft. Auf diese Weise wird aus der seit Langem wertgeschätzten Eigenschaft des Glaubens etwas jederzeit und überall Verlässliches, Beweisbares und Zugängliches. In einer modernen Welt, die mit so viel Unsicherheit und Zukunftsangst gefüllt zu sein scheint wie vor Alters, besteht das Verlangen zu wissen, was die wahre Macht des Universums antreibt und wie. Die Christliche Wissenschaft zeigt uns die Sicherheit von Gottes unfehlbarer Güte und Gnade und gibt uns die Fähigkeit zu beten, um sie besser zu verstehen − nicht nur für uns selbst, sondern auch für unsere Mitmenschen. Die geistige Ernte des göttlichen Segens schließt alle Menschen in unserer Umgebung mit ein.
Unser „Obergewand“ der Dankbarkeit ist nicht nur für den einmal im Jahr stattfindenden Dankgottesdienst reserviert. Wir tragen es jede Woche in der Mittwoch-Zeugnisversammlung, wenn wir die Fülle unserer geistigen Lektionen mit den Anwesenden teilen. Diese Ernte trägt immer weiter Früchte. Eine einzelne Erfahrung oder Erkenntnis kann die berühren, die davon hören, sie in Bezug auf ihre eigenen Bedürfnisse inspirieren und weitere Erfahrungen von Heilung, Erneuerung und Erlösung hervorbringen. Und mehr Dankbarkeit.
Das ist mehr als nur ein Gewand für einmal die Woche. Es ist unsere beständige Verehrung Gottes, die den wahren Reichtum des Lebens im und durch den Geist verdeutlicht und die nie verendende Ernte eines dankbaren Herzens hervorbringt.
Robin Hoagland
Mitglied des Vorstands der Christlichen Wissenschaft
Dieser Artikel erschien ursprünglich am 27. November 2017 im Internet.
