Wenn Rassenunruhen aufkommen, terroristische Anschläge auf Unschuldige verübt werden oder Kinder und Erwachsene das Ziel von Schikanen und Mobbing werden, dreht sich die Diskussion häufig um das Selbstverständnis des Einzelnen. Jeder von uns möchte akzeptiert und nicht hilflos sein, geachtet und nicht ausgegrenzt, und Dinge tun, die zählen. Unsere persönliche Geschichte – unsere Familie, unsere Stadt, die Gruppen, denen wir angehören, und sogar die Geschichte unseres jeweiligen Landes – beeinflusst erheblich, wie wir uns selbst betrachten, wie wir uns verhalten und welche bessere Zukunft wir zu formen versuchen.
Es stellt sich also die bedeutsame Frage: Wird die Identität eines Menschen aus seiner Geschichte geformt oder formt das Denken des Einzelnen die menschliche Geschichte?
Durch mein Studium und meine Praxis der Christlichen Wissenschaft wird mir immer mehr bewusst, dass das, was wir die menschliche Geschichte mit all ihren Begleiterscheinungen nennen, in Wirklichkeit nichts mehr ist als die Manifestation des menschlichen Denkens. Mit einem besseren Selbstverständnis kann ein Mensch eine bessere Gegenwart für sich und die Menschheit insgesamt formen – und somit eine bessere Zukunft und Geschichte.
Was lehrt die Christliche Wissenschaft über die wahre Identität des Menschen – aller Menschen? Mary Baker Eddy machte diese Entdeckung, als sie von Herzen Gottes Führung erbat. Sie sehnte sich danach zu wissen, wie das menschliche Herz, ihr eigenes eingeschlossen, von den schrecklichen Sünden, Krankheiten, Qualen und Leiden befreit werden kann, die allzu oft mit dem menschlichen Leben einhergehen. Ihre durch Leiden erlangte Offenheit für die geistige Botschaft der Bibel und die Lehren und Werke Christi Jesu offenbarten ihr, dass die Aussage der Bibel, Gott habe den Menschen zu Seinem Bild und Gleichnis geschaffen (siehe 1. Mose 1:26, 27), nur wirklich klar ist, wenn wir das wahre Wesen Gottes verstehen. Denn wie sonst kann man die Identität eines Abbildes kennen – und als Wirklichkeit erleben –, als dass man die wahre Natur des Originals kennt?
Es ist zum Beispiel üblich, über das Wesen Gottes und des Menschen zu urteilen, indem man mit materiellen Beobachtungen der menschlichen Form, Persönlichkeit und Verhaltensweisen beginnt und dann daraus schließt, dass Gott genauso sein muss. Doch Mrs. Eddy erfuhr, dass die Identität Gottes und somit des Menschen durch materielle Beobachtungen nicht wahrnehmbar ist. Sie ist nur durch den geistigen Sinn erfahrbar, und den hat jeder. (Wie sollte man sonst ein Verständnis von Gnade, Gerechtigkeit, Liebe, Anteilnahme usw. haben?) Also kann jeder Gott als unendlichen Geist und sich selbst als dem Geist ähnlich erkennen – geistig, makellos und ewiglich vollkommen, nicht materiell, fehlerhaft und sterblich. Das meinte Jesus ganz eindeutig, als er sagte: „Darum sollt ihr vollkommen sein, so wie euer Vater im Himmel vollkommen ist“ (Matthäus 5:48).
Um unsere wahre Identität zu kennen, müssen wir auf jeden Fall damit beginnen, besser mit dem vollkommenen Wesen Gottes, unseres geliebten Schöpfers, also dem unendlichen Geist, der göttlichen Liebe und dem ewig Guten vertraut zu werden. Für mich ist dies der beste Weg, mein Selbstverständnis, meine Gedanken und mein Verhalten zu verbessern und einen Beitrag dazu zu leisten, eine bessere Zukunft für mich und die Menschheit zu formen.
Wer über die Vergangenheit grübelt und sich und andere anhand einer menschlichen Geschichte beurteilt, wird mit Sicherheit menschliche Fehler wiederholen. Mrs. Eddy sagt dazu: „Ein mentaler Zustand der Selbstverdammung und Schuld oder ein schwankendes und zweifelndes Vertrauen auf die Wahrheit sind Einstellungen, die für das Heilen der Kranken ungeeignet sind“ (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 455). Diese Gedankenzustände sind nicht dafür geeignet, etwas zu verbessern. Die Lösung besteht in dem Verständnis, dass Gott uns liebt und uns hilft, die nötigen Korrekturen unseres Denkens vorzunehmen. Es ist so ermutigend zu wissen, dass wir eine irrige, materielle Sichtweise unserer Identität loslassen können, egal worauf sie zu beruhen scheint. Wir haben eine von Gott verliehene und aufrechterhaltene makellose geistige Identität. Dieses Wissen kann uns befreien, Freude bringen und befähigen, ein besseres Leben zu führen. Ja, es erfordert Einsatz; das liegt daran, dass wir die Wissenschaft des Christus verstehen müssen, die Jesus demonstrierte, die die Bibel aufzeichnete und die in Wissenschaft und Gesundheit erklärt wird. Doch jeder kann dies tun – und Ergebnisse erzielen, die unsere Gesundheit, unseren Charakter und unser Leben verbessern.
Jesus drückte es so aus: „Will mir jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir“ (Matthäus 16:24). Wenn wir mehr von unserer wahren, gottgegebenen Identität verstehen, können wir alles „verleugnen“ – dem keinen Glauben schenken –, was uns als mangelbehaftete, kränkliche Sterbliche brandmarken möchte. Wir können den Kampf aufnehmen, die geistigen Eigenschaften zu leben, die unser wahres Sein als die Widerspiegelung Gottes, der göttlichen Wahrheit und Liebe, ausmachen – und siegen.
Folgende lebendige Wahrheit hilft mir dabei: „Gott bringt im Menschen die unendliche Idee zum Ausdruck, die sich unaufhörlich entwickelt, sich erweitert und von einer grenzenlosen Basis aus höher und höher steigt“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 258). Ja, Gott geht mit uns, und auf unserem weiteren Weg wird dank Heilung und geistiger Umwandlung eine neue Geschichte aufgezeichnet. Und nicht nur unsere. Diese korrekte Identifikation des Menschen hilft dabei, die Welt zu verbessern und zunehmend von den Fehlern der Vergangenheit zu befreien.
Beispiele von Heilungen, die daraus erwachsen sind, dass Menschen ein klareres Verständnis von ihrer gottgegebenen Identität erlangt haben, werden seit 1883 in den Zeitschriften der Christlichen Wissenschaft veröffentlicht – einschließlich Heilungen, die mit Vererbung, Umwelteinflüssen und den Auswirkungen historischer Tragödien zu tun hatten.
Die geistige Geschichte ist die einzig wirkliche Geschichte; sie ist Seine Geschichte; sie zeigt den Menschen jetzt und immer als Gottes Ebenbild und ist heute und jeden Tag beweisbar. Menschlicher Irrtum hat keine echte Vergangenheit; er ist nichts als ein Denkfehler, den man sofort berichtigen kann. Verbesserungen fangen mit dem einzelnen an: mit Ihnen. Immer wenn Sie eine materielle, mangelhafte Identität für sich und andere zurückweisen und nur die geistige Identität des Menschen in Gottes Ebenbild akzeptieren und umsetzen, ebnen Sie den Weg für eine bessere menschliche Geschichte für sich selbst und die Welt.
Barbara Vining
Chefredakteurin