Meine Freundin und ich laufen gern zusammen und dann bot sich uns die Gelegenheit, an einem Halbmarathon teilzunehmen. Das war unser erster Versuch mit einer so großen Distanz, und wir hatten keinen Trainingsplan. Doch eine Sache war vorhanden: ein gewisses Maß an Verständnis von der Christlichen Wissenschaft.
Ich habe erlebt, dass die Praxis der Christlichen Wissenschaft meiner Gesundheit, meiner Karriere und meinen Beziehungen Kraft, Heilung und Harmonie verleiht, daher war es ganz normal, die Lehren von Christus Jesus in mein Laufvorhaben einzubringen.
Der Trainingsplan
Um was für einen Wettbewerb es auf unserer Reise durchs Leben auch geht, haben wir nicht alle etwas, worauf wir uns stützen müssen? Immer wenn ich vor einer Herausforderung stehe, kommt die verlässlichste Hilfe von einer höheren Macht, Gott, genau wie Jesus seine Jünger gelehrt hat. Für mich ist es beim Beten zu Gott hilfreich, Inspiration und Führung in der Bibel zu suchen.
Vier Wochen vor dem Wettlauf suchte ich einen Leseraum der Christlichen Wissenschaft in New York City auf. Was für eine inspirierende und warmherzige Atmosphäre! Ich studierte die wöchentliche Bibellektion aus dem Vierteljahresheft der Christlichen Wissenschaft, die aus Stellen aus der Bibel und Erklärungen aus Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy besteht.
Während ich Inspiration aus der Lektion erlangte, bemerkte ich Mrs. Eddys Handbuch Der Mutterkirche auf dem Tisch neben mir. Ich schlug es auf und landete auf der Seite mit dem Abschnitt „Zeugnisse“ (S. 47), in dem die Aufforderung des Apostels Paulus zitiert wird: „Preist Gott mit eurem Leib und eurem Geist, die Gott gehören“ (1. Korinther 6:20). Ferner lesen wir: ein Heilungszeugnis „ersteigt den Gipfel des Lobes und veranschaulicht die Demonstration des Christus, der ‚alle deine Gebrechen [heilt]‘ (Psalm 103:3)“.
Von dem Moment an war mein Motiv und mein Ziel, Gott mit meinem Leib und meinem Geist zu preisen, die Gott gehören – nicht nur beim bevorstehenden Wettlauf, sondern in allem. Ich tat dies, indem ich mir der unerschöpflichen Energie des göttlichen Lebens, der Freude des göttlichen Geistes und der Sanftmut der göttlichen Liebe bewusst war. Ich verstand, dass ich Gott kontinuierlich ausdrücke, weil ich die geistige Widerspiegelung von Leben, Geist, Liebe bin. Da Gott der Urheber aller Tätigkeit ist, drücke ich Seine Qualitäten aus und handle entsprechend Seinem Willen. Ich wusste, dass ich Gott und die geistige Identität des Menschen ehre, indem ich Gottes vollkommene Schöpfung – nicht einen schwachen Körper oder ein von materiellen Umständen überwältigtes Gemüt – im Denken hielt.
An der Startlinie
Um 6 Uhr an jenem Sonntagmorgen hielten meine Freundin und ich uns das hohe Ziel vor Augen. Vor uns lagen knapp 21,1 km, also ging es nicht darum, unsere Schritte zu zählen, sondern Gott, die Quelle aller Bewegung, auszudrücken. Ich sagte zu ihr: „Zur Ehre Gottes!“ Ich spürte die Aufregung von mehr als tausend Läufern und betete, um zu wissen, dass alle unter der immer segensreichen Regierung des göttlichen Prinzips sind, das gut ist und uns alle ständig führt. Mit diesem Gedanken fingen wir an zu laufen.
Unsere Leistungsmesser
Als wir unterwegs beteten, sahen wir, dass andere Läufer Geräte mit Leistungsmessern hatten, die ihr Fortkommen aufzeichneten.
Erst war ich davon eingeschüchtert, doch dann dachte ich darüber nach, was meinen Fortschritt wirklich misst. Muss ich etwas hinzufügen oder weglassen, um besser zu sein? Mir fiel Mrs. Eddys Definition vom Menschen ein, die mich überzeugte: „Die zusammengesetzte Idee des unendlichen Geistes; das geistige Bild und Gleichnis Gottes; die vollständige Darstellung des Gemüts“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 591). Ich dachte: „Wow! Wenn wir die ‚vollständige Darstellung des Gemüts‘ sind, können wir nichts hinzufügen oder wegnehmen; der Mensch als der vollendete Ausdruck des göttlichen Gemüts ist vollkommen.“ Diese geistige Sicht zeigte mir, dass ich alles hatte, was ich brauchte, um weiterzumachen.
Einen Stolperstein überwinden
Nach fast 13 km erwähnte meine Freundin, dass ihr die Knie weh taten, und bat mich, auf dem weiteren Weg mit ihr zu beten.
Das führte mich zu der Frage: „Was ist Substanz? Besteht sie aus Muskeln, Beinen, Füßen, Knien?“ Die Antwort findet sich auf Seite 468 in Wissenschaft und Gesundheit: „Geist, das Synonym für Gemüt, Seele oder Gott, ist die einzig wirkliche Substanz. Das geistige Universum, einschließlich des individuellen Menschen, ist eine zusammengesetzte Idee, die die göttliche Substanz des Geistes widerspiegelt.“
Göttlicher Geist unterstützte uns und trug uns voran. Wir schauten aus ganzem Herzen auf Gott – Allmacht, All-Leben –, um zu verstehen, was es bedeutet, geistig zu sein und Geist widerzuspiegeln. Es war wichtig, nicht von dem beeindruckt zu sein, was uns weismachen wollte, dass wir nicht Gottes vollkommener Ausdruck sind. Wie die Strahlen, die von der Sonne ausgehen, wird das vollständige Licht und die Leuchtkraft des göttlichen Geistes in uns ausgedrückt.
Wir waren durch diese Ideen – und die Wahrheit, dass „der Mensch nicht materiell [ist]; er ist geistig” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 468) – erhoben und konnten freudig ohne Schmerzen weiterlaufen. Das war der Beweis, dass Gemüt seine Schöpfung bewegt und regiert. Muskeln handeln nicht aus eigenem Antrieb. Wir werden vom göttlichen Gemüt und nicht von unserem Willen bewegt und befinden uns nie außerhalb von Gottes Kontrolle.
Die Zielgerade
Da wir uns geistig auf den Wettlauf vorbereitet und diese geistigen Ideen während der Veranstaltung in die Praxis umgesetzt hatten, konnten wir leichten Fußes laufen.
Ich war sogar inspiriert, diese Zeilen von Lied Nr. 139 aus dem Liederbuch der Christlichen Wissenschaft zu singen: „So wird dein Tag voll Fried’ und Freud’. / Komm, wandle mit der Liebe heut“ (Minny M. H. Ayers, trans. ©CSBD). Ich sang: „Komm, laufe mit der Liebe heut.“
Die Ziellinie
Wir überquerten das Ziel gemeinsam und schlossen unseren ersten Halbmarathon mit dem Gefühl ab, dass wir Gott in unserem Körper und unserem Geist priesen und verherrlichten. Und obendrein kamen wir rechtzeitig an, um den Sonntagsgottesdienst in unserer Kirche Christi, Wissenschaftler, zu besuchen und uns vorher noch frischzumachen! Ich möchte außerdem berichten, dass wir überhaupt keine Nachwirkungen und keine Erschöpfung erlebten. Wenn wir etwas Herausragendes leisten, besteht häufig die Erwartung, dass der Körper eine Ruhe- und Erholungsphase braucht. Das Verständnis, dass Geist unerschöpflich ist und wir der Ausdruck dieses Geistes sind, befreit uns von dieser begrenzenden Sichtweise und den damit verbundenen Symptomen.
Epilog
Seitdem haben meine Freundin und ich an etlichen weiteren Halbmarathons teilgenommen und jeden davon genossen. Und, was noch besser ist, ich konnte das in meiner Praxis der Christlichen Wissenschaft in vielen anderen Bereichen meines Lebens anwenden, was ich durch das Laufen gelernt habe. Ein Beispiel: Es half mir sehr, mit dem Ziel zu beten, Gott zu preisen, als ich auf einer Geschäftsreise Grippesymptome hatte. Mir kam der Gedanke, dass mein Ziel darin liegt zu demonstrieren, dass ich genau jetzt eine vollständige Widerspiegelung und der Ausdruck des vollkommenen Gemüts bin. Es geht nicht darum, etwas zu werden, sondern zu sein. Es ist so wichtig, richtig zu beginnen und das hohe Ziel immer vor Augen zu haben, nämlich, die Allheit Gottes zu demonstrieren. Ich wurde in meinem Gebet durch Mary Baker Eddys Aufforderung angeleitet: „Die große Tatsache, dass Gott alles liebevoll regiert, niemals etwas anderes als Sünde bestraft, ist dein Standpunkt, von dem du ausgehen und die menschliche Furcht vor Krankheit zerstören musst“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 412). Das Verständnis dieses Konzepts heilte mich innerhalb von zwei Stunden von den Grippesymptomen, und ich konnte meine Geschäftsreise ohne Probleme fortsetzen.
Ich bin äußerst dankbar für das geistige Verständnis, den Trost, die Führung, die Unterstützung und die Heilung, die wir erhalten, wenn wir Gott in allem preisen, was wir tun.
Ursula B. Müller