Ich spiele seit Jahren Baseball in einer Amateurliga. Einmal merkte ich beim ersten Spiel der Saison, dass einige meiner Mannschaftskollegen nur widerwillig mit mir redeten. Dann hörte ich, wie ein paar von ihnen zueinander sagten, dass ich zu alt für diese Spielklasse wäre und deshalb nicht konkurrenzfähig spielen könnte.
Erst war ich enttäuscht und verbittert, dass ich wegen meines Alters ausgegrenzt und als nicht fähig betrachtet wurde, kraftvoll, talentiert und leistungsstark zu sein. Ich spielte mit mehr Mühe als sonst und bei mehreren Spielen hatte ich nur wenige Einsätze.
Und dann traf mich die Erkenntnis, dass ich selbst auch nicht wirklich offen für meine Mannschaftskollegen war! Ich war nicht dankbar für ihre Anwesenheit und die Freude, die sie bei dem Spiel ausdrückten, das wir alle lieben. Ich betrachtete sie als unverschämt, unfair und kurzsichtig. Ich war dabei, sie zu begrenzen und in Schubladen zu stecken!
Wäre Christus Jesus die Situation auf diese Weise angegangen? Ich fand es schon immer hilfreich, mich an die Goldene Regel zu halten, die Jesus uns als Grundlage für ein Verhalten anderen gegenüber lehrte: Behandelt Menschen so, wie ihr auch behandelt werden wollt (siehe Matthäus 7:12). Ich musste zugeben, dass die Antwort „Auf keinen Fall“ war.
Wir lesen in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy, einer Schülerin und Nachfolgerin von Christus Jesus, die die Christliche Wissenschaft entdeckt hat: „Wenn die göttlichen Weisungen verstanden werden, entfalten sie die Grundlage der Gemeinschaft, in der ein Gemüt nicht mit einem anderen im Streit liegt, sondern alle einen Geist, Gott, eine intelligente Quelle haben, in Übereinstimmung mit dem Gebot der Bibel: ‚Lasst das Gemüt in euch sein, das auch in Christus Jesus war‘“ (S. 276).
Eine Gemeinschaft bedeutet Inklusion, und ein erster wichtiger Schritt dabei, Entzweiung zu heilen, mag sein zu erkennen, wie Jesus das höchste Verständnis von Liebe lehrte und praktizierte, das jeden einschließt und keinen an den Rand drängt. Jesus sah andere so wie Gott uns alle, Seine Kinder, sieht – als geistig und fehlerlos, als Teil einer göttlichen Familie. Diese Sichtweise bewirkte augenblickliche Heilungen.
In einem Fall brachte eine Gruppe eine Frau zu ihm, die gesteinigt werden sollte, weil sie die Ehe gebrochen hatte (siehe Johannes 8:1–11). Doch Jesus weigerte sich, sie zu verdammen, und sagte zu ihr: „Geh hin und sündige nicht mehr!“ In diesem beachtlichen und liebevollen Beispiel brandmarkte Jesus die Frau nicht als unverbesserliche Sünderin. Er sah sie als den reinen, göttlich geliebten Ausdruck Gottes und als fähig, diese geistige Identität zu leben.
Auch jeder von uns kann sich bemühen, die Mitmenschen als Gottes Kinder zu betrachten – als alterslos, vollständig, fähig, voller Freundlichkeit, Freude und Gnade. Wenn wir wollen, dass andere uns so sehen, müssen wir sie im selben Licht sehen! Dann erleben wir mehr von der Freiheit und der Heilung, die durch diese einschließende geistige Sichtweise bewirkt wird.
Und das geschah bei der Situation mit meinen Mannschaftskollegen. Der geistige Sinn – die Fähigkeit, Gott zu verstehen –, den wir alle besitzen, half mir, von einem einbeziehenden Standpunkt aus zu denken. Ich kehrte mein Denken völlig um und verfolgte das Ziel, die Goldene Regel ins Spiel zu bringen (und nicht nur einen Ball!). Das führte zur Anerkennung der geistigen Qualitäten, die uns allen gemein sind. Ich betrachtete die Freude (zusammen zu sein), Anerkennung (für das, was jeder von uns in das Spiel einbrachte), Großzügigkeit (in der Erkenntnis der individuellen Fähigkeiten aller Beteiligten) und Brüderlichkeit (die Bereitschaft, zusammenzuarbeiten), die meine Mannschaftskollegen ausdrückten.
Als ich unsere geistige Einheit als Manifestationen des göttlichen Lebens, Gottes, klarer erkannte, die durch unsere gemeinsame Aktivität ausgedrückt wurde, änderte sich meine Einstellung. Sehr bald wurde mir mehr Spielzeit eingeräumt, ich trug mehr zum Teamspiel bei und wurde an allem gleichberechtigt beteiligt.
Dem Thema Inklusion wird viel Aufmerksamkeit geschenkt, und es lohnt sich sehr, offen, freundlich, verständnisvoll und liebevoll zu allen zu sein. Das kann zeitweilig wie eine überwältigende Aufgabe erscheinen. Doch die wahre, geistige Natur und Vollständigkeit eines jeden zu erkennen und deren Platz in Gottes Familie anzuerkennen, ebnet den Weg dafür, sich gegenseitig Gottes Liebe freier zum Ausdruck zu bringen.
Inklusion gründet sich auf die Erkenntnis eines jeden von uns als Gottes Kind.
Wenn wir geneigt sind, andere zu verurteilen oder mit Vorurteilen zu betrachten, können wir uns sofort und ausschließlich an Gott, Liebe, wenden, um Hilfe zu bekommen. Eine beliebte und einfache Stelle aus der Bibel lautet: „Seid still und erkennt, dass ich Gott bin“ (Psalm 46:11). Wenn wir im Gebet auf die geistigen Intuitionen lauschen, die Gott – göttliches Gemüt und Leben, göttliche Wahrheit und Liebe – uns eingibt, und ihnen gehorchen, werden wir aus einer persönlichen, begrenzten Sichtweise anderer herausgehoben und können sie ruhig, erhaben und geistig betrachten.
Mary Baker Eddy zeigt uns unsere wahre Natur als Kinder Gottes, der Quelle alles Guten, auf. Wir lesen in Wissenschaft und Gesundheit: „Unsterbliche Männer und Frauen sind Modelle des geistigen Sinnes, die vom vollkommenen Gemüt entworfen sind und jene höheren Vorstellungen von Lieblichkeit widerspiegeln, die jeden materiellen Sinn übersteigen“ (S. 247).
Diese Definition unserer Mitmenschen von ganzem Herzen zu akzeptieren ist eine wundervolle Möglichkeit, über unsinnige Schubladen und Stereotypen hinauszuwachsen. Göttliche Qualitäten werden in jedem von uns widergespiegelt. Der vollkommene, geistige Mensch, den Christus Jesus in allen erkannte, denen er begegnete, ist die absolute, wahre Identität eines jeden. Gott ist Liebe, und wir sind eins mit dieser Liebe – wir bringen Gottes vollkommene Güte und Liebe zum Ausdruck. Diese geistige Wirklichkeit wird klarer verstanden, wenn wir einander geistig und nicht materiell definieren.
Somit ist Inklusion auf der höchsten Ebene viel mehr, als ein paar Menschen einzuordnen und dann zu versuchen, trotz völlig verschiedener Eigenschaften zu einer glücklichen Einmütigkeit zu gelangen. Sie gründet sich auf geistige Wahrheit, die Erkenntnis eines jeden von uns als Gottes Kind – individuell im Ausdruck und vollkommen in der Vollständigkeit. Das, was uns alle vereint, ist Gott, alles.
Jeder von uns kann diese geistig basierte Inklusion mit unseren Mitmenschen leben. Sie ist hier und jetzt erreichbar. Sie erfordert, dass wir unser Denken auf die geistige Realität unserer gemeinsamen Familie richten – eins mit Gott, inspiriert von Gott, vollständig in Gott. Wenn wir auf diese Weise die folgende Aussage in Wort und Tat annehmen, werden wir zu mehr Inklusion in unserem Umfeld beitragen:
„Wir sollten gründlich verstehen, dass alle Menschen ein Gemüt, einen Gott und Vater, ein Leben, eine Wahrheit und eine Liebe haben. In dem Verhältnis, wie diese Tatsache sichtbar wird, wird die Menschheit vollkommen werden, der Krieg wird aufhören und die wahre Brüderlichkeit des Menschen wird begründet werden. Wenn der Mensch keine anderen Götter hat, sich an kein anderes als an das eine vollkommene Gemüt um Führung wendet, dann ist er das Gleichnis Gottes, rein und ewig, und hat das Gemüt, das auch in Christus war“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 467).
