Lassen Sie uns zur Beantwortung dieser Frage eine Analogie betrachten. Wenn wir ein dunkles Zimmer betreten, versuchen wir nicht herauszufinden, warum es dunkel ist. Wir finden den Lichtschalter und machen Licht. Wir überlegen auch nicht, was aus der Dunkelheit geworden ist, denn uns ist klar, dass aus ihr nichts „werden“ kann. Sie war einfach die Abwesenheit von Licht.
Dieser Vergleich funktioniert ziemlich gut als Ausgangspunkt für die Beantwortung der Frage, wie die Christliche Wissenschaft das Wesen des Bösen erklärt. Statt herausfinden zu wollen, woher das Böse kommt, konzentriert sich die Christliche Wissenschaft auf das Wesen der Quelle alles Existierenden, nämlich Gott. Da Gott ausschließlich gut ist, hat das Gute einen Ursprung, während sein Gegenteil, das Böse, keine wahre Quelle oder Substanz hat – ebenso wenig wie Dunkelheit. Im Licht der Wahrheit, einem auf der Bibel basierenden Namen, den die Christliche Wissenschaft für Gott verwendet, löst sich die Dunkelheit des Bösen in nichts auf.
Und wenn wir für dieses Licht empfänglich sind, erkennen wir, dass das Böse in der geistigen Wirklichkeit keine Grundlage hat. Wir verstehen das Wesen der Wahrheit als erhaben machtvoll, allgegenwärtig und vollständig gut. Daher hat ihr Gegenteil keine Legitimität, keine Intelligenz – es ist eine Lüge. Das zeigt sich in einer Weise, in der Jesus den Teufel, das Böse, beschrieben hat: „Die Wahrheit ist nicht in ihm. ... er ist ein Lügner und der Vater derselben“ (Johannes 8:44).
Das ist eine unerwartete Schlussfolgerung, wenn man daran gewöhnt ist, sich auf das als wirklich und wahr zu stützen, was die körperlichen Sinne uns mitteilen. Doch die materiellen Sinne legen Zeugnis ab für die Materie, und die ist kein Bestandteil von Gott, unendlichem Geist.
Nur durch den geistigen Sinn (der uns als den Kindern Gottes allen von Natur aus innewohnt) sind wir fähig, die geistige Wirklichkeit wahrzunehmen und zu verstehen, in der alles in der unendlichen Allheit und Güte von Gottes Sein existiert. Die Bibel sagt über Gott: „Deine Augen sind zu rein, um Böses mitanzusehen, und dem Elend kannst du nicht zusehen“ (Habakuk 1:13). Hier wird die absolute Reinheit von Gottes Wesen als sich des Guten bewusst und ausschließlich gut offenbart. Nur Gott, Wahrheit, ist allgegenwärtig.
Christus Jesus lebte, um dieses wundervolle Licht der Wahrheit vorzustellen. Er sagte einmal: „Ich bin das Licht der Welt; wer mir nachfolgt, der irrt nicht in der Finsternis umher, sondern wird das Licht des Lebens haben“ (Johannes 8:12). Ja, während seiner Mission wurden die Kranken geheilt, Menschen, die in Sünden verwickelt waren, wurden umgewandelt, mehrere, die gestorben waren, wurden zum Leben erweckt, und ganze Menschenmengen, die nichts von Gottes allgegenwärtiger Güte wussten, hörten, wie ihnen das Evangelium gepredigt wurde, die gute Nachricht über Gottes Allheit.
Es gibt beispielsweise einen Bericht im Matthäusevangelium von einem Mann, der Lepra hatte und zu Jesus sagte, dieser könne ihn rein machen, wenn er nur wollte. Wir lesen da: „Und Jesus streckte seine Hand aus, rührte ihn an und sprach: ‚Ich will; sei gereinigt!‘ Und sofort wurde er von seinem Aussatz rein“ (8:3). Es war beachtlich, dass Jesus den Mann anfasste, denn zu Jesu Zeiten galt Lepra als äußerst ansteckend.
Wir überlegen nicht, was aus der Dunkelheit geworden ist, denn uns ist klar, dass aus ihr nichts „werden“ kann.
Doch durch das Licht der Wahrheit verstand Jesus, dass allein Gott, das Gute, über Seine Kinder herrscht, die in Seinem eigenen Bild und Gleichnis erschaffen sind. Er durchschaute das Böse mit der Bezeichnung Lepra als irrigen Glauben: eine Lüge über die geistige Wirklichkeit, die die wahre, geistige Vollständigkeit eines Menschen weder berührt oder beeinträchtigt hat noch dies jemals könnte.
Mary Baker Eddy beschreibt im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, wie solch eine Heilung stattfand: „Jesus sah in der Wissenschaft den vollkommenen Menschen, der ihm da erschien, wo den Sterblichen der sündige sterbliche Mensch erscheint. In diesem vollkommenen Menschen sah der Erlöser Gottes eigenes Gleichnis, und diese korrekte Anschauung vom Menschen heilte die Kranken“ (S. 476-477).
Auch jeder von uns kann die geistige Tatsache der Unwirklichkeit des Bösen erkennen, ob es als Krankheit auftritt oder der Harmonie in anderer Weise im Weg steht, und Heilung erfahren. Das habe ich erlebt, als ich eine furchteinflößende Blockade der Harnwege hatte (siehe „Unsere unveränderliche Quelle der Gesundheit“, Herold-Online, 23. November 2020).
Auf diese Weise demonstrieren wir das, was Jesus uns als möglich gezeigt hat – wir können die Allgegenwart und Allmacht der Wahrheit beweisen, deren Licht immer scheint, und die Dunkelheit des Bösen austreiben.
