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Original im Internet

Sorgsame Selbstprüfung, die befreit

Aus der Oktober 2022-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft

Dieser Artikel erschien ursprünglich am 25. August 2022 im Internet.


Wer freut sich schon, wenn die eigenen Fähigkeiten als Mitarbeiterin, Lehrer oder auch nur als Mensch geprüft werden – mit der Erwartung, dass Unzulänglichkeiten berichtigt werden müssen, und mit unsicherem Ergebnis? Selbst wenn es um eine Selbstprüfung geht, frei von externer Kritik, kann die Ahnung etlicher unentrinnbarer menschlicher Schwächen sich wie eine Haftstrafe anfühlen.

Doch was ist, wenn Selbstprüfung gar keine Belastung ist, sondern verborgene Werte aufdeckt?

Als ich mit der Christlichen Wissenschaft bekanntgemacht wurde und anfing, die Schriften von Mary Baker Eddy, ihrer Gründerin, zu lesen, erkannte ich, dass Selbstprüfung als notwendig erachtet wurde, um gefestigt zu bleiben und Fortschritt zu machen. Mrs. Eddy schreibt in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift: „Sind die Gedanken göttlich oder menschlich? Das ist die wichtige Frage“ (S. 462). Diese Art von Wachsamkeit veranlasst die eigenen Gedanken, ihren Ursprung und Werdegang zu identifizieren.

Das Problem ist, dass es schwer sein kann, unseren gegenwärtigen Standpunkt auf eine Weise zu erkennen, die Wachstum ermöglicht und nicht das peinliche Gefühl verursacht, unzureichend Fortschritt gemacht zu haben. Wir fangen dann vielleicht an, uns und andere als durch menschliche Umstände und Beschränkungen geformt zu definieren. Diese Herangehensweise an die Selbstprüfung kann Schwächen ans Licht bringen, die bestenfalls kontraproduktiv sind.

Und welche Linse fördert nun das positive Wachstum? Die Sichtweise, die Umwandlung bewirkt, muss Mut machen, statt zu verdammen. Ich habe festgestellt, dass das am wirksamsten bewerkstelligt wird, wenn man sich nicht einfach auf das konzentriert, was menschlich geändert werden muss, sondern indem man göttliche Gedanken einlässt, die offenbaren, dass unser Vater-Mutter-Gott jeden von uns geistig, vollständig und aufrecht erschaffen hat.

Damit erkennen wir, was in unserem Charakter und Verhalten verbessert werden muss. Anteilnehmend, demütig und gnädig zu leben, wie Jesus es lehrte und uns vorlebte, erfordert automatisch die Bereitschaft, uns selbst zu prüfen und zu erkennen, was nicht zur christlich-geistlichen Natur passt, die uns als Gottes Kindern innewohnt. Doch wir können gleichzeitig Mut fassen, die gottgegebene Fähigkeit zu haben, alte Denk- und Verhaltensweisen abzulegen, die einfach nicht mit der Linse des Geistes, Gottes, übereinstimmen.

Ich denke hier an eine frühe Erfahrung dieser Art zurück, die mich bewusst Gott näherbrachte. Als junge Mutter, die ziemlich neu in der Christlichen Wissenschaft war, erlebte ich Heilungen, schleppte aber auch viele mentale und emotionale Lasten mit mir herum, die abgelegt werden mussten. Ich prüfte mich oft.

Doch erst erkannte ich mich nicht als das geistige Ebenbild der Liebe, was ein biblischer Name für Gott ist. Ich identifizierte mich mit Problemen – und das schien mit dem übereinzustimmen, was andere ebenfalls an mir sahen. Das führte zu Hoffnungslosigkeit und Selbstverdammung, nicht zu dem fröhlichen Fortschritt, den ich mehr und mehr als das kennenlernte, was unser unendlich liebender Vater-Mutter-Gott für Seine Kinder geplant hat.

Dann redete ich mit einer Praktikerin der Christlichen Wissenschaft – einer Person, die sich hauptberuflich damit befasst, für andere zu beten – und schüttete ihr mein Herz aus. Ich hoffte, das würde die Last und den Mangel an Freude auflösen. Doch ich verstand den Inhalt ihrer Antwort nicht und fühlte mich von Hoffnungslosigkeit übermannt. Als ich ging, spürte die Praktikerin die Last, von der ich so gern befreit werden wollte, und sagte sanft zum Abschied: „Wissen Sie nicht, dass jeder Tag ein Neuanfang ist?“

Das haute mich um! In diesem Augenblick verstand ich, dass die göttliche Liebe keine Liste unserer Fehler und Misserfolge führt. Meine persönliche Selbstprüfung hatte mir nicht gestattet, aufzuschauen und höher zu denken, sondern nur meine augenscheinlichen Unzulänglichkeiten gezeigt. Dieser Augenblick der Berührung der immer vorhandenen Geborgenheit der Liebe befähigte mich, die Wahrheit von dem zu fühlen, was ich in Wissenschaft und Gesundheit gelesen hatte: Mir „steht ... der ‚Eintritt ins Heiligtum‘ – ins Reich Gottes – frei“ (S. 481). Es kam mir vor, als würde ich alles durch eine neue Linse sehen, eine, die einen Blick auf die geistige Wirklichkeit gestattet – dass wir durch Gottes guten Willen leben und nicht durch unseren eigenen.

Das änderte mein Leben in dem Moment fühlbar und dauerhaft. Meine anhaltende Selbstprüfung zog demütige, tiefe Dankbarkeit, etliche Heilungen körperlicher Probleme, die Überwindung von Beziehungsproblemen, die Lösung finanzieller Schwierigkeiten und die Führung der jeweils nächsten Schritte in meinem Leben nach sich.

Es stimmt wirklich: Gott führt keine Liste der Fehler und Misserfolge menschlicher Erfahrungen. Vielmehr kennt das unendliche Gemüt, das jeden von uns liebt, unsere Stärken, Talente und das, was uns durch Gott so vielversprechend macht. Das allgegenwärtige göttliche Gemüt hat uns die Fähigkeit gegeben, durch die geistige Linse zu blicken, die uneingeschränkten, unerschöpflichen Fortschritt aufzeigt. Dann wird Selbstprüfung ein Ablegen von Lasten, die dem Kind Gottes überhaupt nicht gehören – und sie wird zu einem Leben als dem zunehmenden Ausdruck Gottes, des göttlichen Gemüts, der Liebe, als der wir erschaffen sind.

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