F: Wie kann ich meine Selbstverachtung überwinden?
A: Das ist eine schwerwiegende Frage. Es kann gut sein, dass jeder Mensch sich diese Frage anders stellt. Bei mir sah es so aus: Immer, wenn ich mich im Spiegel oder in einem Schaufenster sah, kam ein tiefer, überwältigender Selbsthass auf. Das ging mit Gedanken wie diesem einher: „Du bist so hässlich, dass du es nicht verdienst, überhaupt zu existieren!“ Dieser Selbsthass äußerte sich in destruktivem Verhalten, darunter einer ausgewachsenen Essstörung und Selbstverletzungen. Was tut man dagegen?
Es hilft vielleicht zu prüfen, wie wir uns selbst sehen. Betrachten wir uns als dumm, hässlich, ungenügend? Die Welt erlegt uns einen unmöglichen Standard auf. Die sozialen Medien präsentieren hübsche, schlaue, talentierte Menschen, die in verschönerter und gefilterter Form über unsere Bildschirme stolzieren. Es ist schwer, sich nicht mit diesen Bildern zu vergleichen. Aber dieser Vergleich ist unsinnig. Warum? Weil es immer Leute geben wird, die uns hübscher, klüger, talentierter vorkommen als wir selbst.
Wenn es also nicht sinnvoll ist, uns mit anderen zu vergleichen, was ist dann effektiv? Eine Sache, die mir sehr geholfen hat, war, mich selbst aus einer anderen Sichtweise zu betrachten – einer geistigen. Das bedeutete, mich von Vergleichen und Selbstkritik abzuwenden und aus Gottes Sicht zu betrachten.
Ein Buch namens Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy half mir dabei. Als ich anfing, Wissenschaft und Gesundheit zu lesen, war ich überrascht zu erfahren, dass Gott mich als wertvoll betrachtete. Wow! Nicht mehr oder weniger wertvoll als andere, aber doch wertvoll, weil ich geliebt und somit der Liebe würdig war. Gott hat mich und alle anderen einzigartig und vollständig erschaffen, und ich habe Gaben und Talente, die nur ich weitergeben kann. Wissenschaft und Gesundheit erklärt das so: „Identität ist die Widerspiegelung des Geistes, die Widerspiegelung des lebendigen Prinzips, Liebe, in mannigfaltigen Formen“ (S. 477).
Es dauerte etwas, bis ich das verstand. Aber ich habe gelernt, dass ich mich nicht an anderen messen muss, um eine bessere Meinung von mir selbst zu bekommen. Stattdessen bat ich Gott, mir mich zu zeigen. Mit anderen Worten, ich betete darum, mich aus Gottes Perspektive zu sehen, statt aus meiner eigenen Sichtweise verstehen zu müssen, wie ich mich selbst sehen sollte. Das änderte alles.
Ich habe entdeckt, dass jeder von uns ein Kind Gottes ist. Wir sind keine begrenzten, immer kämpfenden Menschen, die nie gut genug sind. Wir können uns unseres Erfolgs sicher sein, denn wir haben Zugang zu unendlichen Ressourcen. Da wir Gott, die Quelle alles Guten, widerspiegeln, können wir auf all dieses Gute zugreifen. Und uns selbst im Gebet als Gottes Kind zu identifizieren, als Seine geistige Schöpfung, hebt uns aus dem Bild des nicht gut-genug-Seins heraus, das wir von uns selbst gezeichnet haben und das zu Selbstverachtung führen kann.
Dieser Wechsel unserer Denkweise über uns selbst kommt vielleicht nicht in einem Rutsch. In meinem Fall ging es stufenweise. Der erste Schritt war, diese selbstverachtenden Gedanken zu erkennen und zu verstehen, dass sie nicht hilfreich waren. Dann verstand ich, dass sie nicht legitim waren, weil sie nicht von Gott kamen; sie waren einfach eine Angewohnheit, die ich gern loswerden wollte.
Ich überwand diese Angewohnheit, indem ich die Augenblicke der Selbstverachtung als Gelegenheiten nutzte, diese Gedanken durch die von Gott inspirierte Sichtweise von mir zu ersetzen, die ich während dieser Zeit erlangte. Es war eine bewusste, geistige, grundsätzlich neue Selbstidentifizierung. Und nach und nach erlangte ich dadurch meine Freiheit.
Eines Tages merkte ich, dass ich mich nicht mehr verachtete. Und all die Energie, die in die Selbstverachtung eingeflossen war, konnte ich nun für konstruktivere Dinge nutzen. Das war eine Erleichterung! Ich merkte, dass ich mich anderen Dingen zuwenden konnte, denn die Essstörung und Selbstverletzungen hörten auch auf. Nun zeigten sich neue berufliche Chancen, die ich nie und nimmer für möglich gehalten hätte. All das wäre nicht passiert, wenn ich im Nebel der Selbstverachtung steckengeblieben wäre.
Ich möchte euch allen sagen: Bleibt nicht in der Selbstverachtung stecken. Ihr verdient etwas Besseres. Euer Leben wird sich völlig ändern, wenn ihr euch von Gott erklären lasst, wer ihr seid. Dann werdet ihr aus Dunkelheit, Depressionen und Hoffnungslosigkeit heraus und zu wundervollen Möglichkeiten hin geführt. Diese Möglichkeiten sind unbegrenzt! Na, wie klingt das? Ich verspreche euch, dass sie schon auf euch warten.