Vor einigen Jahren habe ich die Bedeutung des folgenden Satzes aus Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy auf fühlbare Weise verstanden: „Die göttliche Liebe hat immer jeden menschlichen Bedarf gestillt und wird ihn immer stillen“ (S. 494). Damals mietete ich ein Haus mit der Absicht, lange dort zu wohnen, doch die Freundin, der es gehörte, bekam finanzielle Probleme, sodass sie es verkaufen musste.
Das war im März. Meine beiden kleinen Töchter und ich mussten bis zum 1. Juli ausgezogen sein. Ich war damals Witwe mit wenig Einkommen und hatte das Haus gerade fertig dekoriert. Wir wohnten seit sechs Jahren in dieser Straße. Uns gefiel die freundliche Gegend mit vielen Kindern und einem fünfminütigen Schulweg sehr.
Ich befasste mich erst seit Kurzem mit der Christlichen Wissenschaft, wusste aber, dass die göttliche Liebe unseren Bedarf decken würde. Ich muss allerdings gestehen, dass ich zuerst mehr Zeit mit der Suche nach einer Wohnung in der Zeitung verbrachte, als Gott im Gebet um eine Lösung zu bitten. In den darauffolgenden Wochen fing ich an zu akzeptieren, dass es nicht ausreichend Mietwohnungen gab und die steigenden Mietkosten eine echte Hürde darstellten.
Ende Mai war meine Suche weiterhin erfolglos. Ich beschloss, eine Praktikerin der Christlichen Wissenschaft um Hilfe durch Gebet zu bitten. Mit ihrer Unterstützung bat ich Gott demütig, mir den Weg zu zeigen.
Mir wurde klar, dass ich aufhören musste, meiner Freundin die Schuld zu geben, und dass es nötig war, ihr mehr Liebe und Anteilnahme zu zeigen. Aufgrund dessen hörte ich auf, mich von der Suche entmutigen zu lassen, und war bereit für die Entfaltung des göttlichen Pfads. Meine Gebete halfen mir dabei.
Die Worte von Christus Jesus an seinen himmlischen Vater, „Nicht mein, sondern dein Wille geschehe“ (Lukas 22:42), befreiten mich von dem überwältigenden Verantwortungsgefühl. Gebet offenbarte mir, dass der augenscheinliche Mangel weder Wirklichkeit noch die Macht besaß, den Ausdruck des Guten in meinem Leben zu beschränken, da Gott die Quelle aller Fülle und alles Guten ist.
Ich lernte, meinem Vater-Mutter-Gott vollständig zu vertrauen. Nach und nach fühlte ich mich nicht mehr allein und von der Situation überwältigt. Ich erkannte, dass Gott für mich und meine Töchter sorgte und dass wir Seinen Schutz fühlen konnten. Ich hatte endlich Frieden gefunden.
Zwei Wochen vergingen. Als ich eines Morgens im Juni das Zimmer meiner jüngeren Tochter aufräumte, kam mir der dringende Gedanke: „Schau aus dem Fenster.“ Das tat ich und sah gegenüber ein kleines Schild, auf dem stand: „Zu vermieten.“ Ich konnte meinen Augen nicht trauen!
Diese Erfahrung offenbarte mir die Grenzenlosigkeit von Gottes Liebe zu allen Seinen Kindern.
Ich eilte auf die andere Straßenseite, um den Nachbarn zu fragen, ob die Wohnung noch verfügbar war. „Das ist ja seltsam“, sagte er. „Ich habe das Schild gerade erst angebracht.“ Dann erkannte er mich als seine Nachbarin.
Die freie Wohnung war im ersten Stock. Sie war großzügig, erschwinglich und sofort verfügbar. Da der Besitzer mich bereits kannte, war der Mietvertrag schnell unterschrieben, ohne dass erst die sonst üblichen finanziellen Nachweise erbracht werden mussten.
Ich war so dankbar, dass unsere Bedürfnisse gestillt worden waren, doch diese Erfahrung offenbarte mir vor allem die Grenzenlosigkeit von Gottes Liebe zu allen Seinen Kindern.
Das war ein Wendepunkt für meine Töchter und mich. Von da an definierten wir uns nicht mehr als ohne Vater und ohne Ehemann, sondern fühlten uns wie die geliebten Töchter unseres Vater-Mutter-Gottes, der jeden menschlichen Bedarf stillt. Was für eine Freiheit! Was für ein Segen!