Wir werden allzu oft mit Problemen konfrontiert, die Konflikte umfassen, ob in der Familie, am Arbeitsplatz oder sogar mit uns selbst. Die Menschheit hat viele Mechanismen zur Konfliktlösung entwickelt – Gerichte und Tribunale, Schlichtungsverfahren und andere Techniken, um einvernehmliche Lösungen zu finden –, doch ich habe festgestellt, dass Frieden nur dann erlangt wird, wenn sich im Bewusstsein aller Beteiligter ein erhebliches Umdenken vollzieht. Die Verfassung der UNESCO sagt in ihrer Präambel: „Da Kriege im Geist der Menschen entstehen, muss auch der Frieden im Geist der Menschen verankert werden.“
Mit anderen Worten, Dispute wahrhaftig zu lösen, geschieht auf mentalem Weg. Doch Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, geht noch einen Schritt weiter und betrachtet nicht nur alle Erfahrungen als mental, sondern zieht auch alle Formen von Materialismus in Zweifel, der immer alle Ursächlichkeit und Wirkung der Materie zuschreibt. Mrs. Eddy sagt in ihrem Hauptwerk Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift: „Die wirkliche Rechtsprechung der Welt liegt im Gemüt, das jede Wirkung beherrscht und dem göttlichen Gemüt alle Ursächlichkeit zuerkennt“ (S. 379).
Gemüt ist ein Synonym für Gott, die Quelle alles wahren Denkens. Somit wird in diesem Zitat alle Ursächlichkeit und alle Wirkung Gott zugeschrieben. Wir werden dadurch an die geistige Tatsache erinnert, die die Grundlage der Lehren der Bibel und insbesondere von Christus Jesus bildet, der durch seine Heilungen demonstrierte, dass alle Macht Gott, dem allerhabenen Sein und Schöpfer des Universums, gehört.
Dank des geistigen Sinnes, der uns allen als Widerspiegelung Gottes, des göttlichen Geistes, innewohnt, können wir uns in jeder Situation, so aggressiv sie auch erscheint, Gottes Gegenwart bewusst sein. Die Lehren der Christlichen Wissenschaft erklären, dass der Mensch (also jeder von uns) keine körperliche Zusammensetzung ist, auch wenn der Augenschein das so darstellt. Jede und jeder ist eine geistige Idee Gottes. In dem Maße, wie wir uns unserer wahren geistigen Identität als Gottes Kind bewusster werden, wirkt sich dies positiv auf unsere körperliche Umgebung, unsere Gesundheit und unseren Austausch mit anderen aus.
Ich habe die heilenden Auswirkungen dieser geistigen Perspektive in einer Situation mit einer Freundin erlebt. Es war zwischen uns zu einem Missverständnis gekommen. Doch damit war es nicht getan – die Freundin wurde handgreiflich und versuchte, mich zu Boden zu werfen und zu würgen. Alle, die den Vorfall miterlebten, sahen, wie eine junge Frau einen jungen Mann angriff. Doch während der Augenblicke, in denen sich die Sache abspielte, bemühte ich mich, mich in meinem Denken als Kind Gottes zu identifizieren, geliebt, liebevoll und sicher – eine Tatsache, die ich auch auf die Freundin bezog. Ich bekräftigte in Gedanken weiter, dass Gott, göttliche Liebe, das einzige Gemüt, hier und jetzt zugegen und machtvoll war und jede Disharmonie zerstören konnte.
Wir lesen in Wissenschaft und Gesundheit: „Das Gott-Prinzip ist allgegenwärtig und allmächtig. Gott ist überall, und nichts außer Ihm ist gegenwärtig oder hat Macht. Christus ist die ideale Wahrheit, die kommt, um Krankheit und Sünde durch die Christliche Wissenschaft zu heilen, und die alle Macht Gott zuschreibt“ (S. 473). Diese demonstrierbaren Wahrheitsaussagen verdeutlichen, dass es keinen Ort und keinen Umstand geben kann, an bzw. in dem Christus, Wahrheit, nicht gegenwärtig ist, um Krankheit und Sünde zu heilen und uns zu Harmonie und Frieden zu führen.
Wir alle können als Kinder Gottes nicht von Ihm getrennt werden. Das eine göttliche Gemüt vermittelt jedem von uns Gedanken des Friedens, der Liebe, Demut, Reinheit und Gerechtigkeit. Diese göttlichen Gedanken sind mächtig genug, um alle Düsterkeit der Furcht und Gewalt auszutreiben und Frieden wiederherzustellen. Die göttliche Liebe ist die wahre Grundlage unserer Beziehungen zueinander.
Ich fühlte mich von diesen Ideen sehr unterstützt. Die Freundin ließ mich schließlich los, schwor aber, dass unsere Freundschaft vorbei war. Selbst gegen diese letzten Worte argumentierte ich in Gedanken, dass wir keinen Grund hatten, verärgert zu bleiben. Frieden, eine Eigenschaft der Liebe, Gottes, ist ein natürliches Geschenk an uns alle und kann niemandem vorenthalten werden.
Nach diesem Vorfall beschloss ich, zum Leseraum der Christlichen Wissenschaft zu gehen, um neue geistige Energie zu tanken. Dort fand ich Mrs. Eddys Buch Vermischte Schriften 1883–1896, das einen wundervollen Artikel mit der Überschrift „Liebet eure Feinde“ enthält.
An einer Stelle weist die Verfasserin uns an: „Nenne nur das deinen Feind, was das Christusbild, das du widerspiegeln solltest, besudelt, entstellt und entthront“ (S. 8). Mir wurde bewusst, dass die Freundin nicht der Feind war. Die bösen Gedanken, die uns eine Trennung zwischen Gott und jedem von uns als Gottes Ideen einreden, stellen den Feind dar. Gott hat uns mit der Macht ausgerüstet, solche Gedanken zurückzuweisen.
Durch diese neue Sichtweise gestärkt, bekräftigte ich weiter, dass die Freundin und ich in Wirklichkeit vom menschlichen Bild eines Gerangels unberührt waren, das niemals ein Teil von Gottes Universum gewesen war. Ich hielt mein Bewusstsein mit diesen Ideen angefüllt. Für mich war das eine Form von Gebet.
Wie froh war ich, als diese Freundin am folgenden Morgen neben meinen Familienmitgliedern die erste war, die mich mit einem Lächeln begrüßte! Ich ging dankbar auf ihre Begrüßung ein. Unsere Freundschaft besteht ohne einen Nachhall des Vorfalls weiter. Der Friede herrscht auch weiterhin bei uns vor.
Wir können alle ein wenig von Christi Jesu Verheißung anhaltenden Friedens erkennen: „Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Ich gebe euch nicht, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht“ (Johannes 14:27).