Verzweifelte Umstände, gespannte Beziehungen, gefährliche Situationen, selbst Prügel und Gefangenschaft – all das kannte der Apostel Paulus aus eigener Erfahrung. In einem Brief an die christliche Kirche in Korinth beschreibt er seine Leiden für Christus und fügt dann hinzu: „[Ich bin] guten Mutes in Schwachheiten, in Misshandlungen, in Nöten, in Verfolgungen, in Ängsten um Christi willen; denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark“ (2. Korinther 12:10).
Aufgrund einer stärkenden Botschaft von Gott konnte Paulus selbst in äußerst widrigen Umständen „unverzagt“ sein (siehe Apostelgeschichte 27). Als Gefangener auf einem Schiff nach Rom war er in einen tagelangen schweren Sturm geraten. Die Umstände sahen unentrinnbar aus. Die Seeleute waren von Furcht ergriffen und hatten die Hoffnung auf Rettung aufgegeben. Die Bibel sagt: „Und weil man lange nicht gegessen hatte, trat Paulus mitten unter sie und sagte: ‚Ihr Männer, man hätte mir gehorchen und nicht von Kreta aufbrechen sollen; dann wäre uns dieses Leid und dieser Schaden erspart geblieben. Und nun ermahne ich euch, dass ihr unverzagt seid; denn keiner von euch wird das Leben verlieren, nur das Schiff ist verloren.‘“
Vielleicht erkannte der Römische Hauptmann die Wahrheit dieser Worte, denn als das Schiff anstieß und die Soldaten die Gefangenen töten wollten, um sie am Entfliehen zu hindern, befahl er stattdessen, man solle sie an Land schwimmen lassen, denn er wollte Paulus retten. Und alle 276 Personen an Bord überlebten.
In dieser Extremsituation hatte Paulus von Gott die Versicherung des Schutzes erhalten, und er vertraute auf die göttliche Macht, alle zu retten. Diese Erfahrung verdeutlichte, dass Gott, die göttliche Liebe, immer gegenwärtig und allmächtig ist, und bewies Paulus’ spätere Worte, dass nichts „uns von der Liebe Gottes zu scheiden vermag, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn“ (Römer 8:39). Diese geistige Überzeugung von der Gegenwart und Macht der allumfassenden Liebe Gottes verwandelte eine Extremsituation in eine Gelegenheit, die Beständigkeit und Fortdauer von Gottes Fürsorge des Menschen zu beweisen.
Egal wie bedrohlich oder ernst eine Sache zu sein scheint, auch wir können geistiges Verständnis erlangen und Sicherheit, Schutz und Erlösung finden, wenn wir uns von ganzem Herzen an Gott wenden. Durch die Christliche Wissenschaft verstehen wir die Wirklichkeit und Macht Gottes, des Guten, und die daraus resultierende Unwirklichkeit und Machtlosigkeit jeglicher Disharmonie. Dies offenbart unsere gottgegebene Herrschaft über alles Übel und befähigt uns, sie auszuüben.
Wenn wir uns auf das göttliche Prinzip, Liebe, stützen, wandelt geistige Wahrheit unser irriges Verständnis von menschlicher Schwäche in unbesiegbare geistige Kraft um. Statt dass Sorge und Verzweiflung unsere Sicht verdecken, setzen Mut und Gelassenheit sie frei und öffnen das Denken für den Weg voran. Eine Kraft außerhalb unserer selbst überzeugt uns, dass die Menschen um uns sicher in Gottes Armen geborgen sind, zielgerichtet geführt und durch Seine Gnade auf jede wichtige Aufgabe vorbereitet werden.
Wir erleben das, wenn wir einen falschen materiellen Standpunkt, der keinen Ausweg aus Gefahr, Zwietracht und Mangel zulässt, gegen den geistigen Standpunkt eintauschen, der das wahrnimmt, was Gott sieht – das vorhandene unendliche Gute: Harmonie, Frieden, Ordnung, Sicherheit, Schutz, Fülle usw. –, ja das göttliche Gesetz der Harmonie, das aktiv alles lenkt und regiert. Wir können uns dem Anschein von Extremsituationen, in denen es keinen Ausweg aus Disharmonie oder Chaos zu geben scheint, mit dem geistigen Verständnis der Allheit der göttlichen Liebe, ihrer Allmacht, Allgegenwart und Allwissenheit, stellen. Wie Christus Jesus immer wieder bewies, ist das der sichere Weg aus Disharmonie und Zwietracht heraus.
Mary Baker Eddy beschreibt Gottes Wesen in ihrem Buch über christliches Heilen Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift folgendermaßen: „Die drei großen Wahrheiten des Geistes, Allmacht, Allgegenwart, Allwissenheit – Geist, der alle Macht besitzt, allen Raum erfüllt, alle Wissenschaft ausmacht –, widersprechen für immer dem falschen Glauben, dass die Materie wirklich sein kann“ (S. 109–110). Und als Gottes Schöpfung spiegeln wir alle für immer den göttlichen Geist in geistiger Güte und sonst nichts wider.
Es mag das menschliche Denken überraschen, dass Gottes geistige Schöpfung vollständig und ewig gut ist, doch wie Paulus uns zeigt, ist dies eine beweisbare geistige Tatsache. Auf See, an Land, in der Luft und sogar im Weltraum ist Gott da, wo wir sind, also stehen göttliche Allmacht und allumfassende Liebe sofort bereit, um uns zu erlösen. Und da Gott alle Macht hat, muss das Böse machtlos sein.
Egal, was die materiellen Sinne von sich geben, geistiges Verständnis macht alles, was dem Guten in unserer Erfahrung unähnlich ist, null und nichtig. Da Gott Alles-in-allem ist, entfaltet sich das Gute beständig. Da Gott Allmacht ist, hat nur das Gute in unserer Erfahrung Macht. Da Gott Allgegenwart ist, sind wir immer von der göttlichen Atmosphäre des Friedens und der göttlichen Güte, Weisheit und Liebe umgeben. Da Gott Allwissenheit ist, ist das, was Er weiß – das unendliche Gute –, wahr und das Einzige, was wirklich existiert. Wir bezeugen die Wirklichkeit des einen unendlich guten Gottes, indem wir falsche materielle Erscheinungsbilder widerlegen.
Wenn eine Situation ausweglos zu sein scheint, kann die demütige Erkenntnis von Gottes unendlicher Entfaltung des Guten und die daraus folgende Unfähigkeit des Bösen (menschlicher Wille, Egoismus, Hass, Destruktion oder Widerstand) das ans Licht bringen, was wir erkennen müssen und was uns voranbringt. Auf Gott zu lauschen und sich Ihm zu überlassen führt dazu, dass aus Herausforderungen geistige Lehren und Segnungen werden. Wissenschaft und Gesundheit versichert uns: „Gerade den Umstand, den dein leidender Sinn für bedrohlich und schmerzlich hält, kann Liebe in einen Engel verwandeln, den du ohne dein Wissen beherbergst“ (S. 574).
Durch die Christliche Wissenschaft stellen wir fest, dass materielle Umstände uns nicht beherrschen, denn der unendlich gute und liebevolle Gott regiert alles. Wir haben eine dauerhafte Beziehung zu Gott und werden immer von Ihm versorgt. Wir sind den Umständen niemals wirklich ausgeliefert. Wissenschaft und Gesundheit enthält den Rat: „Tritt jedem widrigen Umstand als sein Meister entgegen“ (S. 419).
Wenn wir unser Denken in stressigen Umständen unter Kontrolle halten, behaupten wir unsere gottgegebene Herrschaft und unser göttliches Recht auf Harmonie. Statt Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen oder zu vermeiden, legen wir moralischen Mut an den Tag, um das materielle Bild durch geistige Tatsachen zu ersetzen. „Wahrhaft tapfer ist, wer es heute wagt, den Augenschein der materiellen Sinne mit den Wahrheiten der Wissenschaft zurückzuweisen; er wird dadurch den wahren Zustand des Menschen erreichen“, erklärt Mrs. Eddy (Vermischte Schriften 1883–1896, S. 183). Inmitten einer Herausforderung können wir leugnen, verfolgte, von Gott abgeschnittene und begrenzte Sterbliche ohne Möglichkeiten zu sein, und stattdessen unsere Einheit mit Gott als Seine geliebten geistigen Ideen behaupten, die hier und jetzt in Seinem himmlischen Reich leben, gesegnet mit umfassenden Gelegenheiten, gut zu sein und Gutes zu tun.
Ende 2019 änderten sich meine Lebensumstände ohne Vorwarnung. Zehn Jahre nach einer unfreiwilligen Frühpensionierung musste ich plötzlich eine neue Stelle und ein neues Zuhause finden. Die Lage sah ernst aus. Ich hatte sehr wenige eigene Mittel, keinen aktuellen Lebenslauf und keine Referenzen. Doch indem ich das materielle Bild beharrlich mit den geistigen Tatsachen des reichhaltigen Guten und der sich immer entfaltenden Gelegenheiten zu segnen und gesegnet zu werden ersetzte, war es mir möglich, in einem anderen Bundesstaat ein kleines Haus zu kaufen und zu beziehen.
Als Anfang 2020 die Pandemie um sich griff, sahen meine Chancen auf einen Job schlecht aus. Ich schickte monatelang Hunderte von Bewerbungen aus, doch da ich längere Zeit nicht gearbeitet hatte, wurden alle abgelehnt. Es gab Zeiten, in denen ich mir wie bei einem Schiffsuntergang vorkam. Doch wiederum führte mich Gebet Schritt für Schritt zu einem Vorstellungsgespräch und dann zu einer Referenz von einem ehemaligen Vorgesetzten, den ich online fand, und ich wurde eingestellt.
Wenn Paulus in seiner Extremsituation „unverzagt“ sein konnte, dann können auch wir auf unseren inneren Mut bauen und Gott loben, noch bevor sich eine Lösung zeigt. Geistiges Verständnis – das Bewusstsein von Gottes Wirklichkeit – kann jede Notsituation in die Chance verwandeln, Gottes beständige Fürsorge zu verherrlichen und zu loben.