Vor Jahren stieß ich auf einen Bericht im Alten Testament, der mich tief berührte und mir bis heute Inspiration und neue Erkenntnisse vermittelt. Im 4. Buch Mose (20:1–13) lesen wir eine Geschichte über das bevorstehende Ende der vierzigjährigen Wanderung der Kinder Israel durch die Wüste. Das Volk war wieder einmal ohne Wasser und zeigte Mose seine Empörung darüber. Bis dahin hatte Mose die Kinder Israel nicht nur aus der ägyptischen Sklaverei geführt, sondern bewiesen, dass Gott ihnen alles bereitstellte, was sie brauchten, einschließlich Schutz, Nahrung und Wasser. Durch Mose war außerdem eine starke Grundlage für Selbstdisziplin und moralische Integrität erlangt worden – die Zehn Gebote. Doch bei dieser neuen Schwierigkeit hatten sie augenscheinlich all das Gute vergessen, das sie erlebt hatten, einschließlich einer vorherigen Situation, als sie Zugang zu Wasser dadurch erhalten hatten, dass Mose auf einen Felsen schlug (siehe 2. Mose 17:1–7).
Die Bibel macht deutlich, dass Mose über dieses neue Gemurre verärgert gewesen sein muss, doch er wandte sich von den anklagenden Stimmen ab, um Gottes Führung zu erbitten, so wie er dies viele Male zuvor getan hatte. Diesmal sagte Gott ihm, er solle die Gemeinde versammeln und „vor ihren Augen“ zu dem Felsen reden, um Wasser zu bekommen. Mose rief die Menschen zusammen, doch statt zum Felsen zu reden, wie Gott ihn instruiert hatte, rügte er das Volk. Dann schlug er den Felsen mit seinem Stab, wie er dies vierzig Jahre zuvor getan hatte.
Der Felsen brachte ausreichend Wasser für alle hervor, obgleich Mose die Anweisung Gottes nicht befolgt hatte. Die Geschichte endet folgendermaßen: „Das ist das Haderwasser, wo die Kinder Israel mit dem Herrn haderten und er sich an ihnen heilig erwies“ (4. Mose 20:13).
Hier sind einige der Dinge, die ich aus dieser Geschichte gelernt habe:
Wut kann uns für Lösungen blind machen.
Hadern bedeutet, sich zu streiten oder gegen etwas aufzubegehren. Wut brachte sogar den großen hebräischen Führer dazu, Gottes Anweisungen zu missachten und den Felsen zu schlagen, statt zu ihm zu reden. Aufgrund dessen wurde es Mose verwehrt, das gelobte Land zu betreten.
In meinem Leben gab es eine Zeit, in der ich aufgrund von Enttäuschungen sehr unglücklich und aufgebracht war. Es fühlte sich an, als hätte ich es selbst mit Haderwasser zu tun. Und doch wusste ich genau wie die Israeliten, dass ich auf Gott hören musste; ich musste Gott als die einzige Quelle des Guten anerkennen. Ich musste die göttliche Liebe jeden Bereich meines Lebens regieren lassen.
Die Geschichte über das Haderwasser zeigte mir, dass ich alte Denkmuster der Kritik und Ungeduld ausräumen und durch Geduld, Verständnis und Wohlwollen ersetzen musste. Als ich dies tat, verschwand die Neigung, mich sogar bei Kleinigkeiten zu verteidigen, und ich vertraute besser darauf, dass Gott mir und anderen den richtigen Weg zeigen würde. Als ich anfing, diese Ideen in die Praxis umzusetzen, stellte ich fest, dass mein Umgang mit anderen freundlicher, harmonischer und fruchtbarer wurde. Das machte mich zufriedener, und ich fing an, diese Stelle aus Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy klarer zu verstehen: „Christen erfreuen sich stiller Schönheit und Fülle, verborgen vor der Welt, aber Gott bekannt. Selbstvergessenheit, Reinheit und Warmherzigkeit sind ständiges Gebet. Betätigung, nicht Bekenntnis, Verständnis, nicht Annahme, erreichen das Ohr und die rechte Hand der Allmacht und rufen zweifellos unendliche Segnungen herab“ (S. 15).
Aufhören, anderen die Schuld zu geben
Beschwerde, Selbstmitleid und das Verurteilen anderer machen uns blind für das geistige Gute, das bereits zur Hand ist. Die Israeliten in der Bibel waren nach all den Jahren des Umherirrens verständlicherweise müde, doch in dieser Zeit hatten sie immer wieder wundervolle Rettung erlebt. Gott hatte jedes ihrer Bedürfnisse gestillt. Und als sie bereit waren, alte Denkmuster auszuräumen, konnten sie von Gott geführt Fortschritt machen.
Auch ich stellte fest, dass ich mich in Frust, Mangel, Unzufriedenheit und sogar schlechter Gesundheit verfange, wenn ich anderen die Schuld an meinem Mangel an Fortschritt gebe. Doch wenn ich begrenztes, ungesundes Denken aufgebe, schaffe ich Raum für Gottes erhebende, heilende Gedanken. Ich betrachte das als Buße tun, wie Christus Jesus uns dies nahebrachte: „Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe gekommen!“ (Matthäus 4:17).
Gottes Gesetz des Fortschritts
Ich fand es interessant, dass Gott Mose aufforderte, einfach zu dem Felsen zu reden, anstatt ihn zu schlagen; dies erscheint mir als Hinweis auf eine verstärkt mentale und geistige Herangehensweise. Mose hat Gottes Anweisung nicht befolgt, aber wir alle können aufmerksamer auf Gelegenheiten für Fortschritt in unserem Verständnis von – und unserem Gehorsam gegenüber – Gott sein. Auch wir können auf Gelegenheiten achten, die Gesetze des geistigen Fortschritts in unserem Leben umzusetzen. Ich habe das in kleinen und großen Dingen selbst erlebt. Bei solchen Gelegenheiten erhalte ich die Idee, etwas auf neue Weise zu tun, auf die ich vorher nicht gekommen bin – eine bessere Autostrecke zu einem Ziel, eine Möglichkeit, ein Computerproblem zu lösen, oder die beste Art, die Tages-Aufgaben zu erledigen.
Wichtiger noch, es gibt Fortschritte in der Art und Weise, wie ich nun andere betrachte. Statt zu denken: „So ist sie eben“, halte ich inne und frage mich: „Wie kann ich diese Person klarer als Gottes Widerspiegelung erkennen?“ Dadurch wird mein Leben erheblich freudiger. Je offener ich für die Tatsache bin, dass der allgegenwärtige Christus Gottes Botschaft zum menschlichen Bewusstsein spricht, desto einfacher ist es, praktische Fortschritte zu machen. Mrs. Eddy schreibt darüber, das Bewusstsein durch göttlichen Einfluss zu erheben; und „[durch] Läuterung des menschlichen Denkens durchdringt dieser Gemütszustand mit zunehmender Harmonie all die Einzelheiten der menschlichen Belange“ (Vermischte Schriften 1883–1896, S. 204).
Das Ziel im Visier behalten
Die Israeliten wurden von Jahrhunderten der Knechtschaft in Ägypten befreit. Gott versprach, sie in ein Land zu führen, das ihnen gehören sollte, und Er hielt sein Versprechen. Sie mussten unterwegs viel lernen, und die Zehn Gebote waren für sie von unschätzbarem Wert, um Gesetze und Sicherheit in ihrem Alltag zu verankern, genau so, wie sie es für uns heute sind. Obwohl Mose nicht mit den Israeliten ins gelobte Land einzog, sah er es von Ferne, nachdem er die Menschen viele Jahre lang treu geführt hatte.
Die Geschichte der Haderwasser zeigt, dass es nie zu spät ist, ein vom Scheitern überzeugtes Denken und die damit einhergehenden bitteren Wasser zu hinterfragen. Nur dann können wir unser Leben in richtige Bahnen lenken und Fortschritt, Gesundheit und Glück erleben. Wenn wir die wahre Christus-Idee, die Gott uns beständig vermittelt, annehmen und uns konsequent weigern, begrenzte, materielle Denkweisen zu akzeptieren, können wir das unendliche Gute besser wahrnehmen, das für uns alle bereitsteht. Die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft schrieb: „Der Christliche Wissenschaftler weiß, dass geistiger Glaube und geistiges Verständnis hier durch die Haderwasser gehen – durch bittere Wasser –; aber er weiß auch, dass sie sich für die Unendlichkeit einschiffen und in der Allmacht ankern“ (Mary Baker Eddy, Die Erste Kirche Christi, Wissenschaftler, und Verschiedenes, S. 132).