Handlungsfähigkeit. Dieses Wort hört man immer öfter in Verbindung mit dem Eindruck, dass ein Mensch sich in einer ausweglosen Situation befindet und ein passives Opfer von Umständen außerhalb seiner Kontrolle ist. Handlungsfähigkeit bedeutet Ermächtigung, die Fähigkeit, auf eine Situation einzuwirken oder ein Ergebnis zu erzielen. Aspekte der Handlungsfähigkeit werden vielfach als Antwort auf schwierige, sogar herzzerreißende Ereignisse hervorgehoben.
Wodurch wird man handlungsfähig? Vielleicht erleben wir Handlungsfähigkeit zu Anfang als eine innere Zuversicht, dass das Gute immer möglich ist und dass Fortschritt überall auf der Welt sichtbar werden kann. Das mag eine hilfreiche Sichtweise sein, aber wenn wir auf uns selbst gestellt sind, können selbst die besten menschlichen Bemühungen unzulänglich sein und ein tieferes Gefühl des Versagens oder der Enttäuschung anstelle von Resilienz hinterlassen.
Wie können wir also die benötigte Ermächtigung verlässlich erlangen?
Es gibt ermutigende Beispiele in der Bibel. Handlungsfähigkeit ist kein neues Konzept, sondern Jahrhunderte alt. Ich liebe die Geschichten von Menschen, die ihre eigene Handlungsfähigkeit fanden, als sie sich an Gott, unendlichen, allumfassenden Geist, wandten.
Eine Witwe, deren Namen wir nicht erfahren, schuldete eine überwältigende Summe. Ihr Kreditgeber wollte als Bezahlung ihre beiden Söhne versklaven. Als Frau hatte sie in der Gesellschaft sehr wenige Rechte, keine Rechtsmittel und kein soziales Netz. Ihr verstorbener Mann war ein Knecht des Propheten Elisa gewesen, also wandte sie sich aus Verzweiflung an diesen.
Statt Hilfe anzubieten, fragte dieser Mann Gottes sie überraschend, was sie im Haus hatte. Nur einen Krug Speiseöl, sagte sie. Ihre Antwort zeigte, wie arm sie war.
Doch das war der Punkt, an dem Elisa ihre Handlungsfähigkeit – ihre eigene aktive Rolle – hinsichtlich einer Lösung bekräftigte. Er trug ihr auf, so viele leere Gefäße von ihren Nachbarn zu leihen, wie nur möglich, und dann bei geschlossenen Türen und Fenstern das Öl aus ihrem Krug in alle diese Gefäße zu gießen. Das tat sie, und das Öl floss so lange, bis alle Gefäße voll waren. Die Frau war so reichhaltig versorgt, dass sie ihre Schulden bezahlen und ihre Familie ernähren konnte (siehe 2. Könige 4:1–7).
Ich habe oft bewundert, was diese Frau verstanden haben muss, um den Rat des Propheten umzusetzen. Die Geschichte geht nicht näher darauf ein, aber man kann sich leicht vorstellen, wie viel Mut es gekostet haben muss, die Nachbarinnen und Nachbarn um leere Gefäße zu bitten und sich vielleicht deren Kommentare und Skeptizismus anhören zu müssen. Und sie muss zuversichtlich gewesen sein, dass diese unerklärliche Handlung zu einer praktischen Lösung führen würde.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht das Wesen Gottes als grenzenlose Liebe, die jedem menschlichen Bedarf problemlos gewachsen und in jeder Situation vorhanden ist. Die göttliche Liebe ist unendlich und regiert erhaben über alles. Probleme haben in der göttlichen Liebe keine Daseinsberechtigung und sind daher nicht so standfähig, wie sie scheinen.
Ja, Gott ist bei uns – und ermächtigt uns, den Mut und den Glauben zu finden, die uns als Kindern des göttlichen Geistes bereits zu eigen sind; wir sind vollständig geistig und drücken Gottes Natur aus. Wenn wir diese Beziehung für uns behaupten und danach streben, sie besser zu verstehen, finden wir den Weg aus jeglicher überwältigenden Situation, mit der wir vielleicht konfrontiert sind.
Als ich einmal eine schlimme Migräne hatte, konnte ich außer still im Bett zu liegen nichts tun. Ich hatte dringende Abgabetermine, und es gab niemanden, der mir das hätte abnehmen können. Ich konnte nicht lesen, sprechen oder zuhören. Ich fühlte mich komplett handlungsunfähig.
„Aber“, so kam mir der Gedanke, „ich kann beten.“ Darin lag meine Handlungsfähigkeit. Also öffnete ich mein Denken für alles, das Gott, unendliche Liebe, ist, und diese Liebe tut nur eins: Sie versorgt ihre gesamte Schöpfung. Mir wurde klar, dass ich in dieser unfehlbaren Fürsorge enthalten war. Und vielleicht ähnlich der Witwe vor so langer Zeit fühlte ich, wie Gnade mich umhüllte. Innerhalb weniger Minuten war ich wohlauf, völlig befreit von den Schmerzen und voll Energie, um die vor mir liegende Arbeit in Angriff zu nehmen.
Diese schnelle Befreiung von einer körperlichen Belastung war ein kleines Beispiel für die Macht, sich an die geistige Quelle aller wahren Handlungsfähigkeit zu wenden. Mary Baker Eddy schrieb ermutigend: „... es ist genug, dass die göttliche Liebe eine immer-gegenwärtige Hilfe ist, und wenn ihr wartet und niemals zweifelt, werdet ihr jeden Augenblick alles haben, was euch not tut“ (Vermischte Schriften 1883–1896, S. 307). Das, was Gott ist und tut, ermächtigt uns dazu, menschliche Grenzen und Beschränkungen zu überwinden.
