Kurz vor seiner Kreuzigung und Auferstehung sprach Christus Jesus mit seinen Jüngern darüber, seine Mission fortzusetzen, nachdem er nicht mehr bei ihnen sein würde. Er wies sie an, seine Gebote zu befolgen, und verhieß ihnen einen Tröster, der sie befähigen würde, seine Arbeit fortzuführen. Dann erklärte er: „Das habe ich zu euch gesagt, damit meine Freude in euch bleibt und eure Freude vollkommen wird“ (Johannes 15:11).
Oberflächlich betrachtet war das vielleicht keine sehr freudige Aussicht. Allem Anschein nach ging Jesu Mission einem gewaltsamen Ende entgegen, und Hass und das Böse schienen den Sieg davonzutragen. Er sagte seinen Jüngern sogar, dass sie mit denselben Mühsalen rechnen mussten, die auf ihn zukamen. Den Jüngern fiel die Situation sehr schwer, doch Jesus versprach ihnen, dass ihr Schmerz in Freude verwandelt werden würde (siehe Johannes 16:20).
Und so war es auch! Als sie nach Jesu Kreuzigung verstanden, dass er von den Toten auferstanden war, freuten sie sich über den unleugbaren Beweis, dass alles, was er sie gelehrt hatte, der Wahrheit entsprach. Und mehr noch, das Neue Testament berichtet, dass ihnen diese Freude immer erhalten geblieben ist. Sie trug die Jünger durch Jesu Himmelfahrt und den Aufbau der frühen christlichen Kirche und war ein Bestandteil ihrer bemerkenswerten Heilarbeit.
Diese Art von Freude ist mehr als unbeschwerte Fröhlichkeit, mehr als ein Höhepunkt im ständigen Auf und Ab des Alltags. Woraus besteht diese Freude, und wie können wir sie heute finden?
Die gesamte Bibel zeigt uns, dass Gott uns im Angesicht von Schwierigkeiten nicht verlässt; das Gute triumphiert über das Böse, und Gottes Gesetze sind ewiglich Leben schenkend und gehen von Liebe aus. Was für ein Grund zur Hoffnung! Nach der Auferstehung erfreuten sich die Jünger eines erneuerten Verständnisses dessen, was mit Gott möglich ist. Sie wurden mit dem Tröster – dem Heiligen Geist bzw. Geist der Wahrheit, den Jesus verheißen hatte –, eng vertraut. Und das weckte den Wunsch in ihnen, noch mehr Hilfeleistung und Heilung zu bewirken, und versetzte sie in die Lage dazu.
Die gute Nachricht für uns ist, dass der ewige Tröster, auf den Jesus und seine Jünger sich stützten, auch heute bei uns ist. Er ist das göttliche Gesetz des unendlich Guten, die Wissenschaft des Christentums, die Mary Baker Eddy entdeckt und durch ihr Buch Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift an die Welt weitergegeben hat. Sie schreibt darin: „Christen erfreuen sich stiller Schönheit und Fülle, verborgen vor der Welt, aber Gott bekannt“ (S. 15).
Die Christliche Wissenschaft offenbart, dass wahre, dauerhafte Freude nicht durch die körperlichen Sinne empfunden werden kann; sie ist geistig. Sie kommt durch Christus, die heilende Macht Gottes, die immer bei uns ist und zu der jeder Mensch Zugang hat. Der immer gegenwärtige Christus-Geist, der Jesus regiert hat, hebt uns aus einer falschen, begrenzten Sichtweise vom Leben in der Materie hinauf zur Wahrheit des geistigen Lebens und der Intelligenz, die unabhängig von Materie sind.
Wenn wir anfangen zu erkennen, dass unser wahres Sein die Widerspiegelung des Geistes, Gottes, ist, verstehen wir Leben als unendlich, unbegrenzt, immer geistig, harmonisch und sicher – weder jemals in Gefahr noch außerhalb von Gottes vollkommener Fürsorge. Durch diese Erkenntnis werden Gedanken der Trübsal oder Unsicherheit zur unveränderlichen Stabilität der allmächtigen Liebe umgewandelt. Und Leid wird zu Freude – zu einem Gefühl von Wohlbefinden, das kein menschliches Bild ins Wanken bringen kann. Diese Art von Freude schließt die tiefe Befriedigung der Erlösung in sich. Wir fangen an, das unbegrenzte Gute zu erkennen, das bei Gott möglich ist.
Die Menschen, die von dem Glauben an ein Leben in der Materie befreit sind, können nicht nur von Sünde, sondern auch von Krankheit und Tod errettet werden, wie Jesus so überzeugend bewiesen hat. Die Freude der Erlösung von Kummer oder Krankheit ist kein Frönen einer blinden, straußenhaften Haltung, sondern eine greifbare, beständige Eigenschaft, die in göttlicher Liebe verwurzelt ist. Wir müssen vielleicht Zeiten der Entmutigung durchmachen, sollten jedoch nie der Dunkelheit eines Augenblicks gestatten, uns die Sicht auf die von Jesus verheißene Freude zu nehmen.
Christliche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler stellen beim Blick zurück auf die schwersten Erlebnisse ihres Lebens immer wieder fest, dass nicht die Schwierigkeit das Wichtigste für sie war, sondern das Verständnis der geistigen Konzepte, die die Heilung und Rettung bewirkt haben. Dieses Verständnis verlässt uns nie. Es existiert in unserem Bewusstsein weiter als bleibender heilender Einfluss – als das Reich Gottes, das, wie Jesus uns sagte, inwendig in uns ist (siehe Lukas 17:21). Jede Demonstration des Christus-Heilens festigt unsere Freude über die Dinge des Geistes, und diese Freude kann uns durch nichts genommen werden.
Wir treffen dieses Jahr zur Jahresversammlung der Mutterkirche zusammen, um „Freude an der lebendigen Kirche“ zu feiern. Mrs. Eddy schreibt, dass es „die lebendige, pulsierende Gegenwart des Christus, der Wahrheit“, war, die sie von chronischer Krankheit geheilt und ihr Leben für immer verändert hat (Wissenschaft und Gesundheit, S. 351). Unser Erforschen und Praktizieren der Christlichen Wissenschaft befähigt uns, dieselbe Gegenwart des Christus und deren heilende Wirkung zu fühlen.
Wenn wir die Freude des christlichen Heilens erleben, möchten wir sie ganz natürlich so mit anderen teilen, wie Mrs. Eddy dies getan hat. Und es ist unerlässlich, dies zu tun, damit andere den Frieden und das Glück erleben können, die eine Kenntnis von Christus, Wahrheit, mit sich bringt. Wir lesen in Wissenschaft und Gesundheit: „Glück ist geistig, aus Wahrheit und Liebe geboren. Es ist selbstlos; daher kann es nicht allein existieren, sondern verlangt, dass die ganze Menschheit daran teilhabe“ (S. 57).
Die Kirche spielt eine wichtige Rolle dabei, unsere individuelle und kollektive Mission zu unterstützen, die Menschheit zu freudigem Wohlbefinden zu erheben. Alle, die zusammenkommen, um der gesamten menschlichen Familie zu helfen, „die lebendige, pulsierende Gegenwart des Christus“ zu fühlen, machen die lebendige Kirche aus, die Jesus und seine Jünger gegründet haben. Das Ergebnis kann nur Heilung sein.
Mary Alice Rose
Mitglied des Vorstands der Christlichen Wissenschaft
