Oft befielen mich Gedanken hinsichtlich Kirche, wie: „Willst du wirklich hingehen? Hast du schon mal ausgerechnet, wie weit du fahren musst, was es kostet und wie lange du unterwegs sein wirst?“ Diese Gedanken mussten im Zaum gehalten und berichtigt werden.
Verschiedene Ideen aus einem jüngeren Herold-Artikel haben mich inspiriert, als ich über dieses Thema nachgedacht habe. Die Verfasserin schreibt dort: „... Kirche ist mehr als nur ein Ort gemeinschaftlicher Anbetung – sie ist unerlässlich für das individuelle geistige Wachstum“ (Abigail Mathieson Warrick, „Das heilende Engagement der Kirche“, Herold-Online, 12. Dezember 2022). Dies wird verständlicher, wenn wir mit Mary Baker Eddys Definition von Kirche beginnen:
„Die Struktur der Wahrheit und der Liebe; alles, was auf dem göttlichen Prinzip beruht und von ihm ausgeht.
Die Kirche ist diejenige Institution, die den Beweis ihrer Nützlichkeit erbringt und die die Menschheit erhebt, das schlafende Verständnis aus materiellen Annahmen zum Erfassen geistiger Ideen und zur Demonstration der göttlichen Wissenschaft erweckt und dadurch Teufel oder Irrtum austreibt und die Kranken heilt“ (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 583).
Würde ich mit dieser wertvollen Ressource verschwenderisch umgehen wollen? Auf keinen Fall! Ist geistiges Wachstum nicht ein gutes Motiv für den Besuch eines Gottesdienstes? Ja, das ist es.
Der Herold-Artikel half mir außerdem zu erkennen, dass der Besuch der Gottesdienste eine Gelegenheit ist, die beiden zentralen Gebote zu befolgen, auf die Jesus uns aufmerksam gemacht hat – Gott über alles und unsere Mitmenschen wie uns selbst zu lieben –, indem wir das, was wir lernen, an andere weitergeben. Die Kirche ist Gottes Gabe, die unseren Fortschritt und den der Menschen in unserem Umfeld unterstützt. Dafür bin ich sehr, sehr dankbar.
Die Gedanken in dem Artikel eröffneten mir noch eine andere Herangehensweise an das Thema Kirchenbesuch. Das Bedürfnis, am Gottesdienst teilzunehmen, wurde deutlicher, und ich erkannte, dass die Gründe für ein Fernbleiben kein wirkliches Standbein hatten.
Dennoch sah ich viele leere Stühle in der Kirche. „Sollten angesichts der Bedeutung von Kirche nicht alle Stühle besetzt sein?“, fragte ich mich. „Gibt es keine Suchenden?“ Ich brauchte nicht lange darüber nachzudenken. In dieser Welt gibt es Suchende – Suchende nach Wahrheit, Suchende nach Liebe. Wahrheit und Liebe sind Synonyme für Gott. Und ich verstand, dass jeder und jede Suchende in dieser Stadt Platz auf einem dieser Stühle hat.
Dann kam mir der Gedanke, dass es ein göttliches Gesetz der Anziehungskraft gibt, das die Menschen in die Kirche führt. Konnte diese Anziehung etwas anderes als Liebe sein? Wenn die Kirche von Gott, dem göttlichen Prinzip, ausgeht, führt dann nicht der allmächtige Gott, bei dem alle Dinge möglich sind, Seine Kinder an den Ort, an dem die Menschheit erhoben und ihr schlafendes Verständnis erweckt wird? Mrs. Eddy schreibt: „Es gibt nur eine wirkliche Anziehungskraft, die des Geistes. Die Ausrichtung der Nadel auf den Pol symbolisiert diese all-umfassende Macht oder die Anziehungskraft Gottes, des göttlichen Gemüts“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 102).
Vor diesem Hintergrund arbeitete ich daran, mir der Wahrheit bewusst zu sein, dass es nur ein Gemüt gibt. Es gibt nicht die Gemüter vor Ort in der Kirche und die Gemüter, die telefonisch am Gottesdienst teilnehmen, noch die Gemüter der einen und die der anderen Kirche, nicht diejenigen, die bequem geworden, und die anderen, die aktiv sind. Ich verstand, dass wir alle eins sind in Gott, dass wir alle ein Gemüt haben und von diesem regiert werden. Es gibt kein anderes Gemüt.
Ich fragte mich, ob es noch etwas gab, das geändert werden musste, um die Situation der leeren Stühle zu beheben. Dann verstand ich, dass es wichtig ist zu erkennen und zu bekräftigen, was bereits wahr ist, nämlich die Gegenwart des unendlichen Guten selbst in Situationen, die ein anderes Bild präsentieren.
Ich weiß, dass ich nicht der Einzige in der Kirche bin, der die gebetvolle Arbeit leistet, durch die das menschliche Bewusstsein erhoben wird, und der die Gegenwart und Tätigkeit von Wahrheit und Liebe erkennt, statt von Problemen beeindruckt zu sein. Das Zusammenwirken der Kirchengemeinschaft macht mich dankbar und schenkt mir Mut.
Nachdem ich in dieser Weise gebetet hatte, zeigte es sich in den darauffolgenden Wochen, dass neue und auch lange nicht gesehene Besucherinnen und Besucher im Gottesdienst erschienen. Nicht gleich in Massen, aber immerhin wahrnehmbar.
In Wissenschaft und Gesundheit wird uns die Frage gestellt: „Sind wir wirklich dankbar für das Gute, das wir bereits empfangen haben?“ (S. 3). Ich bin sehr dankbar für diese schönen Erkenntnisse, für unsere hilfreichen Artikel in den Zeitschriften der Christlichen Wissenschaft sowie für das in der Kirche schon empfangene Gute.
