Ich habe mein Betreuertraining für Sommerlager für Christliche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in einem Bergsteigprogramm absolviert. Eine der anstrengendsten Aktivitäten, die wir mit den Beteiligten unternahmen, war das Klettern bis zur Bergspitze – mit anderen Worten, das Erklimmen von Viertausendern.
Als Teilnehmer war ich bei den Rucksackwanderungen immer nervös gewesen, denn das Erklimmen von Bergen ist sehr schwierig. Doch als Mitglied des Betreuungsteams wollte ich diese Ängste überwinden, um für die Beteiligten da zu sein und ihnen beim Bewältigen ihrer eigenen Ängste zu helfen. Ich beschloss, das Problem mit Gebet anzugehen.
Beim Beten fiel mir eine Zeile aus einem Lied im Liederbuch der Christlichen Wissenschaft ein. Es ist die Vertonung eines Gedichts von Mary Baker Eddy, und die betreffende Zeile geht so: „O mach mich froh, ob herb die Träne floss” (Vermischte Schriften 1883–1896, S. 389).
Ich dachte: „Das klingt ja nicht so toll. Sollte ich nicht an etwas Positiveres denken?“ Je mehr ich darüber nachdachte, desto mehr Bezug sah ich zwischen der Idee der „herben Träne“ und der schwierigen Wanderung und meinen Ängsten. Ich verstand, dass ich mich auf die Herausforderung freuen konnte, denn es war eine Gelegenheit, Gott um Hilfe zu bitten, statt mich allein durchzukämpfen, und das würde mich letztendlich Gott näherbringen.
Die Wanderung begann sehr gut. Auf dem Weg nach oben wurde der Ausblick immer schöner, und das half mir, meine Sichtweise zu ändern. Ich war dankbar, an dieser Wanderung teilzunehmen, die atemberaubende Landschaft zu sehen und viel Spaß zu haben. Ja, der Aufstieg war schwer, aber er gestattete mir, die Welt aus einer anderen als meiner üblichen Sicht zu sehen.
Als wir höher stiegen, fiel mir die erste Zeile des Liedes ein: „Kraft, Freude, Friede, holde Gegenwart.“ Diese Idee leuchtete mir völlig ein, denn sie half mir zu erkennen, dass Gott auf jedem Abschnitt dieses Aufstiegs bei mir war. Immer wenn ich anfing, müde zu werden, oder mir wünschte, schneller anzukommen, dachte ich an diese Worte. Sie erinnerten mich daran, dass ich als Gottes Ausdruck unbegrenzte Kraft und Freude verkörpere. Dieses Wissen gab mir die Möglichkeit, mich auf alles zu konzentrieren, was die Teilnehmerinnen und Teilnehmer brauchten, statt mit meinem eigenen Aufstieg beschäftigt zu sein. Als angehender Betreuer war es nicht nur meine Aufgabe, auf den Berg zu steigen, sondern ich sollte den Mitgliedern meiner Gruppe helfen, ebenfalls oben anzukommen – und hoffentlich dabei auch Spaß zu haben! Also achtete ich sehr bewusst darauf, erst an die Bedürfnisse der anderen und dann an meine zu denken, und beide Zeilen aus dem Lied halfen mir dabei.
Meine Ängste lösten sich auf, und ich fühlte sehr klar die Gegenwart göttlicher Freude und geistiger Kraft, die uns alle auf dem Weg voran unterstützten. Zu meiner Überraschung war es mir möglich, die Beteiligten meiner Gruppe im letzten Teil des Aufstiegs zu ermutigen und anzuspornen und sogar zu lachen und Witze zu machen, und zwar mehr als ich am Ende solch einer großen körperlichen Anstrengung für möglich gehalten hätte. Ich glaube, dass sie dadurch auch Spaß hatten, und ich bin dankbar, dass ich ihnen während einer Aktivität helfen konnte, die ich zuerst gefürchtet hatte. Am Ende erklomm meine Gruppe Mount Yale, der 4303 m hoch ist, und wir alle verbrachten eine super schöne Zeit zusammen.
