Eines der wichtigsten Dinge, die wir über uns selbst lernen können – ja, vielleicht ist es das Wichtigste –, ist die Antwort auf die Frage: „Was für eine Beziehung habe ich zu Gott?“ Die Heilige Schrift beantwortet diese Frage auf hunderterlei Weise. Folgender Vers aus den Psalmen enthält allein schon viele: „Herr, mein Fels, meine Burg, mein Erretter, mein Gott, mein Zufluchtsort, auf den ich vertraue, mein Schild und Horn meines Heils und mein Schutz!“ (Psalm 18:3).
Im Mittelpunkt dieser Beziehung steht die Tatsache, dass Gott unser Schöpfer ist, unser einziger Schöpfer – ja, es gibt keinen anderen. Doch Gott erschafft nicht etwas und kehrt ihm dann den Rücken zu. Gottes schöpferische Tätigkeit hört niemals auf. Unsere Beziehung zu Ihm – Gott als Schöpfer und wir als Schöpfung – endet nicht.
Das bedeutet nicht, dass wir uns von unvollkommen in vollkommen oder von unvollständig in vollständig ändern. Im Gegenteil, der Ausgangspunkt von Gottes Schöpfung ist Vollkommenheit. Im ersten Kapitel der Bibel lesen wir, dass Gott Seine Schöpfung bei Betrachtung als „sehr gut“ befindet (1. Mose 1:31). Diese Vollkommenheit ist allerdings nicht statisch. Im Gegenteil: Sie ist wundervoll dynamisch. Man könnte sie mit Bildschirmschonern vergleichen, die ein hübsches, abstraktes, immer wieder neues Design der verschiedensten Helligkeiten, Farben und Formen zeigen.
Mary Baker Eddy, die Entdeckerin der Christlichen Wissenschaft, erkennt Gott als unendliches Gemüt, göttlichen Geist, und bezeichnet den Menschen (die wahre Natur eines jeden von uns) als Gottes Idee – eine Idee, die von ihrem Ursprung, Gott, beständig konzipiert, erkannt und zum Ausdruck gebracht wird. Sie schreibt: „Gott bringt im Menschen die unendliche Idee zum Ausdruck, die sich unaufhörlich entwickelt, sich erweitert und von einer grenzenlosen Basis aus höher und höher steigt“ (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 258).
Um die geistige Beziehung des Schöpfers zu seiner Schöpfung darzustellen, beschrieben die Propheten Jesaja und Jeremia Gott als einen Töpfer. Jeremia gibt Gottes Worte an die Israeliten beispielsweise folgendermaßen wieder: „Sieh, wie der Ton in der Hand des Töpfers ist, so seid auch ihr vom Haus Israel in meiner Hand“ (18:6). Das heißt natürlich nicht, dass wir buchstäblich aus Ton oder Materie gemacht sind – ganz und gar nicht! Gottes Schöpfung ist vollständig mental und geistig. Ein Lied beschreibt es so: „Der ew’ge Geist der Töpfer ist, sein Ton Ideen sind“ (Mary Alice Dayton, Liederbuch der Christlichen Wissenschaft, Nr. 51, Orig. und Übers. © CSBD).
Das ist eine anschauliche Metapher, die uns hilft, unsere Beziehung zu Gott und somit unsere eigene wahre Identität besser zu verstehen. Sie verdeutlicht das, was wir dringend verstehen müssen: dass niemand von uns ein eigenes, separates Gemüt hat; wir sind gänzlich von Gott abhängig. Der fachmännische Töpfer macht uns weiterhin ständig neu durch Seine geistige Inspiration. Diese Inspiration erstreckt sich auf jede Einzelheit unserer Existenz. Wir sind und bleiben ausschließlich und immer in den unendlich schöpferischen Händen des Vaters. Mrs. Eddys Meisterwerk Wissenschaft und Gesundheit beschreibt diesen Aspekt unserer Beziehung zu Gott: „Das göttliche Gemüt, das den Menschen erschaffen hat, erhält Sein eigenes Bild und Gleichnis“ (S. 151). Diese göttliche Aufrechterhaltung setzt sich ewiglich fort. Wir lesen ferner: „Die Bibel lehrt die Umwandlung des Körpers durch die Erneuerung durch Geist“ (S. 241).
Als ich vor Jahren in Italien arbeitete, hatte ich eine Gelegenheit, die Metapher vom Töpfer im Gebet zu verwenden. Aufgrund eines Skiunfalls war mein Unterschenkel eingegipst, nachdem das Schienbein chirurgisch gerichtet worden war. Mir wurde gesagt, ich solle möglichst wenig laufen, doch meine Arbeit erforderte, dass ich viel in Bewegung war. Das Konzept von Geist als göttlichem Töpfer wurde die Grundlage meiner Gebete. Ich wusste, dass Gott auch weiterhin jede Einzelheit meines Seins versorgte. Ich konnte sicher sein, dass ich in meines Vaters Händen war, wo ich ausschließlich der göttlich kreativen Intelligenz unterstand.
Gott sagt in der Offenbarung des Johannes in der Bibel: „Sieh, ich mache alles neu!“ (21:5). Aus meiner Sicht passte das ausgezeichnet zur Metapher des Töpfers. Ich konnte die geistige Wahrheit verstehen, dass meine Identität beständig – ja, ewiglich – neu gemacht wurde.
Der Arzt, der mein Schienbein gerichtet hatte, konnte nicht glauben, wie schnell der Knochen wieder zusammenwuchs. Ich erklärte, dass dies das Ergebnis meiner Gebete in der Christlichen Wissenschaft war, durch die ich mehr über meine wahre Beziehung zu Gott lernte. Er nahm gern Wissenschaft und Gesundheit als Geschenk an, in dem die Grundlage dieser zügigen Heilung offenbart wird, wie ich ihm erklärte.
Meine Arbeit, als Forschungsleiter einer internationalen Expertenkommission eine Konferenz zu organisieren, war mittlerweile zum Erliegen gekommen. Bestimmte Forschungsdaten waren nicht verfügbar, und die an dem Projekt Beteiligten waren anderweitig beschäftigt. Kein Druck meinerseits bewirkte etwas.
Irgendwann war ich inspiriert, zu der Metapher des Töpfers zurückzukehren, und da wurde mir bewusst, dass ich mich selbst als den Töpfer betrachtet hatte. Das, was ich als „meine“ Inspiration betrachtet hatte, gehörte mir natürlich gar nicht. Damit Inspiration Führung, Intelligenz und Fortschritt vermitteln konnte, musste ich sie alle als göttliche Eigenschaften anerkennen, die direkt von Gott kommen und die ich als Seine Schöpfung widerspiegele.
Ich musste die Führung des göttlichen Töpfers, der meine Tätigkeiten einschließlich der Struktur der bevorstehenden Konferenz formte, geistig erkennen.
Mich als Gott untertan wahrzunehmen war kein heldenhaftes Bild, aber genau das, was ich brauchte. Nun nahm die Planung Formen an. Als ich weiterbetete, konnte ich mich als Idee des unendlich intelligenten Gemüts, Gottes, erkennen, die von dieser göttlichen Weisheit geführt und inspiriert wird.
Das vollkommene Gemüt kennt seine Ideen – jede einzelne. Dieses aktive Wissen manifestiert sich in Inspiration und Führung. Eine Idee ist nie selbsttätig, sondern wirkt aufgrund des allwissenden göttlichen Gemüts.
Nach und nach änderte sich die Kooperation von den anderen an der Konferenz Beteiligten von null auf fast hundert Prozent. Durch die führende Hand des Töpfers ergab sich eine wundervolle siebentägige Konferenz. Viele der Anwesenden äußerten, dass dies die produktivste Konferenz war, die sie je erlebt hatten.
Aufgrund der Organisation der Konferenz und der Heilung meines Beins begriff ich umfassender, dass Gott der alleinige schöpferische Ursprung jeder Einzelheit meiner Existenz ist. Der Schöpfer erschafft auch weiterhin, und wir sind alle die Manifestation dieser anhaltenden göttlichen Tätigkeit.
