Guy Gilbert ist ein französischer katholischer Priester, der für seinen Einsatz zugunsten unterprivilegierter Bevölkerungsgruppen anerkannt ist. Er forscht intensiv in der Bibel und hat vor ein paar Jahren etwas gesagt, das mich berührt hat: „Leben Sie so, dass andere gar nicht anders können als an Gott zu glauben.“
Die Beschäftigung mit der Bibel und Gebet in der Christlichen Wissenschaft ermächtigen uns dazu, die Gegenwart Gottes, der Liebe, für andere fühlbar zu demonstrieren. Die einzige Bedeutung dieser Beschäftigung besteht im Guten, das sie konkret bewirkt – indem sie uns zu besseren Frauen, Männern und Kindern macht, also nützlicher, liebevoller, großzügiger und weiser.
Meinte Jesus nicht genau das, als er sagte: „Lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen“ (Matthäus 5:16)? Mary Baker Eddy, die Entdeckerin der Christlichen Wissenschaft, schreibt in ihrem Buch über Gott, Gebet und Heilung: „Nützt uns Beten etwas? Ja, das Verlangen, das hungernd nach Gerechtigkeit hinausgeht, wird von unserem Vater gesegnet, und es kommt nicht leer zu uns zurück“ (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 2).
Gebet ist sicher das älteste geistige Werkzeug, und, wie ich festgestellt habe, das natürlichste; es zeigt aktuelle Lösungen für die unterschiedlichsten Probleme auf und ebnet den Weg für individuelle und kollektive Erneuerung. Es gibt Tausende Möglichkeiten zu beten, die Gottes Wesen als gut und die Identität eines jeden Menschen als ein geistiges, vollständiges und reines Kind von Gott bestätigen. Jeder ist so unersetzlich wie die oder der Betende selbst.
Jesus bietet jedoch ein einzigartiges Beispiel des praktischen, heilenden Gebets, an dem wir uns orientieren können. Sein Gebet war nicht einfach lautbar gemachte Hoffnung auf Heilung oder auf eine Lösung. Sein Gebet war nicht unsicher oder zögerlich. Es heilte zügig und vollständig, einschließlich in Fällen, die als hoffnungslos galten.
Mrs. Eddy bewies dank ihrer Erfahrung als Nachfolgerin Jesu, dass er recht hatte, als er im Grunde sagte, dass seine Art zu beten allen verfügbar war und dass alle Menschen so wirksam werden heilen können wie er. Konkret sagte er: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer an mich glaubt, der wird die Werke auch tun, die ich tue, und wird größere als diese tun; denn ich gehe zum Vater“ (Johannes 14:12). Die einfache Tatsache, dass man an Jesu Botschaft glaubt, wird sicher nicht Berge versetzen, doch ein informiertes, wohlüberlegtes, inspiriertes Verständnis seiner Lehren fördert das Gebet, das wirklich heilt.
Vor einigen Jahren wurde bei einer Bekannten von mir ein Krebsgeschwür in der Brust festgestellt. Sie hatte Schmerzen und große Furcht. Es war ihr unvorstellbar, ihre beiden Kinder zurücklassen zu müssen. Sie betete zusammen mit einem Praktiker der Christlichen Wissenschaft.
In den darauffolgenden Monaten vollzog sich eine Umwandlung und Erneuerung in ihrem Denken. Sie trennte sich von einer hoffnungslosen Sichtweise der Existenz und erkannte jeden Tag klarer, dass Gott, Leben, die Quelle und Grundlage der Existenz ist. Eines Tages waren die Schmerzen und der Tumor verschwunden. Das liegt jetzt zehn Jahre zurück, und sie erfreut sich bester Gesundheit. Ein Bericht ihrer Heilung ist im Herold erschienen (siehe Florence Anika Lasnier, „Geistige Entdeckungsreise zur Heilung“, Januar 2015).
Heilendes Gebet zerstört unsere Vorstellungen von Krankheit und allen anderen Problemen, mit denen wir konfrontiert sein mögen, und verleiht ein klares Verständnis von der Unendlichkeit des Guten sowie von der Allgegenwart der Harmonie. Diese durch Gebet hervorgerufene Änderung in unserem Bewusstsein manifestiert sich in unserem Leben als die Wiederherstellung von Gesundheit, als eine harmonische Lösung des Problems, das unser Denken beschäftigt hat.
Jesu Nachfolger waren von der Wirksamkeit seiner Heilarbeit beeindruckt und baten ihn, sie das Beten zu lehren. Jesus erklärte ihnen, wie man Krankheit behandelt und Böses jeglicher Art im Zaum hält. Dieses seit zweitausend Jahren bestehende Gebet hat nichts von seiner Vitalität und Wirksamkeit verloren.
Für mich hat sich dieses Gebet – das Gebet des Herrn – zusammen mit seiner geistigen Interpretation in Wissenschaft und Gesundheit (siehe S. 16–17) bei christlich-wissenschaftlichen Behandlungen als äußerst hilfreich erwiesen. Mir ist durch das Studieren und Anwenden dieses Gebets folgende Inspiration gekommen:
- Wenn wir anfangen zu beten, mögen wir geneigt sein, das Problem in den Mittelpunkt zu stellen, doch es ist wichtig, ein besseres Verständnis unserer Beziehung zum Unendlichen, zu Gott, Leben, unserem Vater, anzustreben.
- Göttliches Leben ist die Quelle der Harmonie. Leben kennt das Böse nicht und schickt es auch nicht. Harmonie wird von Gott, dem allerhabenen Guten und der Quelle aller Gesundheit und Inspiration, aufrechterhalten.
- In der Stille eines demütigen Gebets entdecken wir manchmal einen Gedanken oder Vorgang, der berichtigt werden muss. Behandlung durch Gebet ist eine Gelegenheit, notwendige Korrekturen in unserem Denken und Leben vorzunehmen.
- Unsere Aufgabe besteht darin, unser Denken gegen die mentalen Suggestionen zu verteidigen, dass Gott, das Gute, abwesend sein könnte und dass es eine der natürlichen Harmonie entgegengestellte Macht gibt. In dem Maße, wie uns das durch Gebet gelingt, können wir Furcht daran hindern, sich in unserem Denken einzunisten, und die Heilung kann ungehindert stattfinden.
- Die Grundlage von Gebet in der Christlichen Wissenschaft besteht darin, sich absolut der Tatsache bewusst zu sein, dass Gott, das allgegenwärtige und unendliche Gute, dort existiert, wo das Problem zu sein scheint.
Gebet folgt keiner Formel. Jede Behandlung, jede Inspiration, ist einzigartig und spontan. Allerdings habe ich festgestellt, dass Gebet eine Haltung des Lauschens auf die Inspiration fördert, die sich in unserem Denken einstellt; es geht nicht darum, verbal oder gedanklich einfach Worte herzusagen.
Mary Baker Eddy, die das wissenschaftliche, demonstrierbare Wesen von Gebet entdeckt hat (wie wenn man einen Schatz entdeckt, der jahrelang in einem Feld versteckt war), schreibt: „Es ist möglich – ja, es ist die Pflicht und das Vorrecht jedes Kindes, jedes Mannes und jeder Frau –, dem Beispiel des Meisters durch das Demonstrieren von Wahrheit und Leben, Gesundheit und Heiligkeit in einem gewissen Grade zu folgen“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 37). Liebe Leserin, lieber Leser, ob Sie diese Zeitschrift in den Händen halten oder die Worte auf dem Bildschirm lesen: Probieren Sie es selbst aus – wenden Sie die Christliche Wissenschaft auf jeden Bedarf an, der jetzt gerade Ihr Denken belastet. Behandlung durch Gebet und ihre Auswirkungen können der Schatz sein, zu dem Sie geführt werden!
