Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer
Original im Internet

EDITORIAL

Das Herz der Demut

Aus der August 2025-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft

Dieser Artikel erschien ursprünglich am 22. Juli 2024 im Internet.


Bevor die Rudermannschaft, die als „die Jungs im Boot“ bekannt war, Olympiameister wurde, musste jeder Ruderer sein Ego zugunsten des Bootes als Ganzes ablegen. Diese Botschaft aus dem Buch Das Wunder von Berlin: 1936: Wie neun Ruderer die Nazis in die Knie zwangen von Daniel James Brown zeigt deutlich, wie viel Demut erforderlich war, damit diese Sportler erfolgreicher werden konnten, als sie es zunächst für möglich gehalten hatten. Der Autor vertritt die Ansicht, dass kein anderer Sport das vollständige Aufgeben des Selbst so fordert und belohnt wie das Rudern.

Demut war der Schlüssel zur Formung eines geschlossenen Ruderteams. Und wenngleich die meisten von uns keinen olympischen Sieg anstreben, ist die Praxis, das Ego zu besiegen, bei jeder lohnenswerten Unternehmung unerlässlich. Doch oft kann man den Eindruck haben, als sei genau das Gegenteil wahr: dass man sich selbst stark machen – persönliche Wünsche und Fähigkeiten an erste Stelle setzen – muss, um an die Spitze zu kommen. Letztendlich ist diese Vorstellung von einem persönlichen Selbst und Können allerdings in Begrenzung verankert. Unsere Fähigkeiten können zu schwanken scheinen – sie kommen und gehen, vielfach, ohne dass wir den Grund dafür erkennen können. Wenn wir uns also auf das verlassen, was wir selbst tun können, werden wir nie wirklich weit kommen, selbst wenn unser Können außergewöhnlich ist.

Das Leben von Christus Jesus stellt ein wirksameres Modell dar. Er behauptete kein von Gott getrenntes Selbst und keine persönliche Auszeichnung, sondern sagte: „Ich ... bin unter euch wie der Diener“ (Lukas 22:27). Doch seine Demonstration heilender Macht ist in der Geschichte der Menschen unerreicht. Wenn wir sein Beispiel betrachten, können wir zu verstehen beginnen, dass ein Leben in Demut – in dem wir einen begrenzten oder materiellen Begriff vom Selbst aufgeben – die wahre, umfassende Individualität als Ausdruck von Gott, Geist, erhellt.

Wir glauben vielleicht, dass es uns unmöglich ist, Jesu Beispiel zu folgen. Doch der Meister-Christ kam nicht, um uns Fähigkeiten vorzuführen, die nur er besaß. Er kam, um Gottes Allheit und Güte für alle Menschen und alle Zeiten zu demonstrieren. Und er zeigte, was bewerkstelligt werden kann, wenn wir Gott als Liebe verstehen, so wie Jesus es uns vorgemacht hat, und erkennen, in welcher Beziehung wir zu dieser Liebe stehen.

Jesus sagte: „Ich kann nichts von mir selber tun“ (Johannes 5:30). Er erkannte demütig an, dass seine Identität aus Gott – dem göttlichen Sein – und nur Gott kam. Dies gestattete Jesus, Menschen mit Problemen jeder Art zu heilen, einschließlich lebensbedrohender. Er bewies, dass Erfolg nicht auf persönlicher Macht beruht, sondern auf dem Christus, „der unpersönlichen Form der Wahrheit“ (Mary Baker Eddy, Vermischte Schriften 1883–1896, S. 310).

Und dasselbe trifft auf uns zu. Die Demut, die menschlichen Willen dazu bringt, der göttlichen Wahrheit Raum zu schaffen, ist keine Denkübung, sondern mit ihr können wir Jesu Beispiel folgen und zulassen, dass der Christus uns ein klareres Verständnis unserer Identität und unserer Einheit mit Gott verleiht. Dieser Christus im menschlichen Bewusstsein setzt ein materielles Verständnis vom Selbst außer Kraft, sodass wir alles vom Standpunkt des geistigen Sinnes aus sehen. Die auf dem Christus beruhende Demut befähigt uns zuzugeben, dass wir alle das Ebenbild Gottes sind. Wir fangen an, unser Sein im Sinne von Reinheit, Gesundheit, Güte und Freude zu erkennen. Wir sehen uns und andere geistiger, und dadurch nehmen andere wiederum uns geistiger wahr. Der Weg des Christus besteht aus Sanftmut und einer unwandelbaren Zuversicht mit der Beständigkeit göttlicher Liebe und Wahrheit.

Als ich mich einmal durch meine Pflichten als Mutter und im Beruf sehr belastet fühlte, bekam ich plötzlich starke Schmerzen, die mich ans Bett fesselten. Ich betete den ganzen Tag und rang darum, das Gefühl loszulassen, dass alles, was auf meiner Liste stand, nicht korrekt erledigt werden würde, wenn ich es nicht selbst tat. Doch dieses Gefühl von Ego musste weichen. Als mich das vom Christus inspirierte Denken dazu brachte, still auf Gott zu lauschen, erkannte ich, dass ich aufhören konnte, mich als den großen Einfluss meines Lebens zu betrachten, und stattdessen das akzeptieren konnte, was Liebe tat. Diese Sanftmut brachte Freiheit von den Schmerzen mit sich. Ich gesellte mich wieder zur Familie, aber nicht als die Verantwortliche, sondern mehr als Dienerin, als säße ich Jesus demütig lauschend zu Füßen.

Das menschliche Ego zugunsten unserer geistigen Identität und Fähigkeiten aufzugeben, zeigt uns die Wahrheit dessen, was Mary Baker Eddy, die Entdeckerin der Christlichen Wissenschaft, in ihrem Buch Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift schrieb: „Der Mensch ist der Ausdruck von Gottes Sein“ (S. 470). Als Ausdruck Gottes, des göttlichen Gemüts, erkennen wir, dass Frieden und Klarheit Dringlichkeit und Druck ersetzen. Als Ausdruck Gottes, der Seele, erkennen wir, dass Last und falsches Verantwortungsgefühl durch Bereitwilligkeit und Freude ersetzt werden. Mithilfe von Demut erkennen wir unser Selbst als von Gott ausgedrückt, vollständig getrennt von einer begrenzten, sterblichen Sichtweise. Diese Eigenschaften sind keine fehlerhaften persönlichen Charaktereigenschaften; sie entstammen der einen unendlichen Quelle und machen das aus, was wir sind. Und wenn wir zunehmend erkennen und akzeptieren, dass dieses wahre Verständnis die Grundlage ist, auf der wir leben, erlangen wir Heilung und Freiheit.

Das ist der größte Sieg, den wir jemals anstreben können. Paulus schrieb an die Christinnen und Christen in Korinth: „Wir predigen nicht uns selbst, sondern Christus Jesus als den Herrn, uns aber als eure Knechte um Jesu Willen ..., damit die überragende Kraft von Gott kommt und nicht aus uns“ (2. Korinther 4:5, 7). Durch Demut erkennen wir unsere Natur – und die aller anderen – als von Gott kommend und von Gott erhalten.

Larissa Snorek
Stellvertretende Chefredakteurin

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Mehr aus dieser Ausgabe / August 2025

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.