Folgender Spruch ist derzeit in aller Munde: „Es ist okay, nicht okay zu sein.“ Ich bin so dankbar für die Anteilnahme, die dieser Aussage zugrunde liegt. Es ist wichtig für die Menschen zu wissen, dass sie ihre Probleme nicht verstecken und auch nicht versuchen müssen, ihrer Familie, ihrem Freundeskreis oder am Arbeitsplatz stark zu erscheinen, sondern dass sie geliebt und wertgeschätzt werden, egal was passiert.
Doch was ist mit der zugrunde liegenden Vorstellung, dass ein oder mehrere Probleme in unsere Identität „eingebaut“ sind? Mit anderen Worten, sind unharmonische Erfahrungen einfach ein Teil dessen, was uns ausmacht?
Als Kind hatte ich schmerzhafte Krämpfe, wenn ich Sport machte. Ich musste auch gut aufpassen, wenn ich draußen spielte, und darauf achten, schnell wieder ins Haus gelangen zu können, wenn dieses Problem auftrat. Meine Eltern und die Lehrkräfte in der Schule waren immer sehr liebevoll und aufmerksam und halfen und trösteten mich, wenn nötig.
Meine Familie hatte immer die Christliche Wissenschaft als die wirksamste Gesundheitsfürsorge und Hilfe bei Problemen erachtet, und ich war von Kind auf daran gewöhnt, bei Schwierigkeiten zu beten. Es war daher selbstverständlich für meine Familie und mich, uns hinsichtlich dieser Situation ebenfalls an Gott zu wenden, obwohl meine Eltern einmal einen Arzt konsultierten. Er konnte das Problem nicht diagnostizieren und auch keine Lösung anbieten, die mir helfen würde.
Obwohl wir weiter beteten und eine Heilung erwarteten, fing ich irgendwann an, mich mit dem Problem zu identifizieren und es als „mein Problem“ zu bezeichnen – bis sich etwas Wichtiges änderte, als ich in die sechste Klasse kam. Eine Praktikerin der Christlichen Wissenschaft, bei der ich in metaphysischer Behandlung war, fragte mich: „Bist du ein Perfektionist?“ Das war eine interessante Frage, und ich denke bis heute darüber nach, was sie impliziert. Das war eine neue Art, die Dinge zu betrachten – besonders dahingehend, wie ich ein bestimmtes Problem mithilfe von Gebet angehe. Wie sehr war ich der Meinung, dass es an mir war, alles in Ordnung zu bringen? Wie sehr war ich daran interessiert, meine menschlichen Bemühungen Gottes beständiger vollkommener Tätigkeit unterzuordnen?
Mit diesen neuen Überlegungen freute ich mich auf das neue Schuljahr, in dem der Sportunterricht auch American Football beinhalten sollte. Ich wollte sehr gern daran teilnehmen. Ich weiß noch, dass ich im Laufe des Sommers ganz bewusst die Art und Weise veränderte, wie ich über die Situation mit den Krämpfen dachte. Ich achtete sehr darauf, sie nicht mehr als „mein Problem“ zu bezeichnen. Das war nicht mein Problem, das ich durch meinen persönlichen, menschlich perfektionistischen Einsatz beheben musste; es war ein Problem. Das war der Anfang meiner Bereitschaft, Gottes immer gegenwärtiger Fürsorge und Kontrolle zu vertrauen.
Diese Änderung meiner Denk- und Herangehensweise behob das Problem nicht, gab mir aber die Offenheit, die nächste große Idee in Betracht zu ziehen: Wenn alles stimmte, was ich in der Sonntagsschule der Christlichen Wissenschaft lernte, dann müsste es mir möglich sein, Football zu spielen. Der rote Faden, der sich durch meinen Sonntagsschulunterricht zog, war die Tatsache, dass Gott, das Gute, der Schöpfer des Menschen ist und dass der Mensch – jede und jeder Einzelne von uns – Gott, Geist, durch Gottes Macht und nicht durch menschliche Bemühungen zum Ausdruck bringt. Es war unmöglich für mich, nicht geistig zu sein. Und geistig zu sein ist dasselbe wie vollständig harmonisch zu sein, ohne eine Spur von Disharmonie.
Es war interessant, wie sehr das meine Aufmerksamkeit erregte. Ich besuchte schon mein Leben lang die Sonntagsschule und ging gern hin. Doch in diesem Sommer verstand ich auf einmal, dass das, was ich da lernte, wahr war. Selbst wenn das, was ich erlebte, noch keine vollkommene, gottgegebene Harmonie zeigte, bedeutete das nicht, dass das, was ich lernte, nicht der Wahrheit entsprach; vielmehr musste es bedeuten, dass sich mein Leben zum Guten verändern konnte, wenn ich an dem festhielt, was ich lernte. Die göttliche Wahrheit konnte sehr praktische Auswirkungen auf mein Leben haben und zu körperlicher Freiheit führen.
Also bat ich meine Eltern, Lehrer und Sportlehrer, mich am Sportunterricht und an den Spielen in der Pause teilnehmen zu lassen. (Ich hatte genug von Computerspielen und zusätzlichen Schulaufgaben, während meine Freunde auf dem Pausenhof spielten!) Die Erwachsenen unterstützten diese Entscheidung, solange ich nicht versuchte, etwas zu erzwingen, und solange ich bei Bedarf Hilfe holte. Meine Eltern und ich beteten weiter, und unsere Gebete halfen mir, meine Beziehung zu Gott besser zu verstehen.
Es erforderte Ausdauer, doch ich kann dankbar sagen, dass ich vollständig geheilt wurde und am Ende der siebten Klasse ganz frei von dem Problem war. Die Heilung trat ein, nicht durch meinen Einsatz, sondern in Übereinstimmung mit dem, was ich später in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy las: „... wir müssen handeln wie einer, der alle Macht von Ihm besitzt, in dem wir unser Sein haben“ (S. 264).
Mrs. Eddy schrieb hier nicht über abstrakte philosophische Konzepte oder Wege, auf Willensbasis mehr Gutes in unserem Leben zu erlangen. Durch eine tiefe Auseinandersetzung mit der Bibel entdeckte sie, dass Christus Jesus nicht übertrieben hat, als er sagte: „Das Himmelreich ist nahe gekommen“ (Matthäus 3:2).
Dieser Rat aus Wissenschaft und Gesundheit bedeutet also nicht, dass wir so lange etwas vorgaukeln müssen, bis wir eine Sache wirklich beherrschen. Er ist vielmehr eine Einladung zu bedenken, wie wir alle als Gottes Bild und Gleichnis (wie die Bibel uns beschreibt) mit Autorität und der Erwartung des Guten leben – denken, reden, handeln – können. Dieses Gute charakterisiert Gottes Widerspiegelung. Wir lesen in der Bibel: „Sei nur still vor Gott, meine Seele; denn er ist meine Hoffnung“ (Psalm 62:6).
Statt eine Wahrnehmung der Dinge zu akzeptieren, die von den Situationen in unserem Umfeld geprägt ist, können wir uns von der Allmacht Gottes – des reinen Geistes, der göttlichen Liebe – leiten und informieren lassen, sodass wir erkennen, dass wir fähig sind, uneingeschränkt zu leben. Dann gründet sich unsere Erwartung nicht auf Erlebnisse in der Vergangenheit, auf gegenwärtige Diagnosen oder Zukunftsangst. Wir können uns auf Gott stützen – Seine Gegenwart anerkennen und Ihm aktiv dienen – und darauf achten, dass unsere Erwartungen Sein all-gutes Wesen widerspiegeln.
Diese Heilung hat sich noch weiter ausgewirkt, hin zu einem Leben voller dynamischer Aktivitäten, mit einem starken Fokus auf Tanz, tägliches Frisbeespielen am College und viel körperliche Bewegung.
In Wirklichkeit war es nicht okay, nicht okay zu sein. Meine Identität war nicht an Disharmonie gebunden und von ihr eingeschränkt. Die Harmonie des einen unendlichen Gottes und Seiner Schöpfung bedeutet, dass es schlicht und einfach keine Disharmonie geben kann. Und Gottes Harmonie „repariert“ Disharmonie nicht; es gibt nichts anderes als Harmonie. Das ist ein wichtiger Punkt. Gott ist die Quelle und Substanz aller Existenz, also existiert nur das Gute. Das trifft auf jeden Menschen zu, ob er an Ihn glaubt oder nicht. Gottes Macht beruht nicht auf uns, sondern auf Ihm.
Egal wie sehr etwas jetzt oder immer okay oder nicht okay zu sein scheint, die Wissenschaft des Christentums, die Jesus gelehrt und gelebt hat, ist hier und bietet die liebliche und heilende Gewissheit der immer-gegenwärtigen Fürsorge der göttlichen Liebe sowie die Zuversicht, dass wir alle die geliebten Auswirkungen dieser vollkommenen Liebe sind.