Mit achtzehn nahm ich an einem Sommerlager für Christliche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der Schweiz teil. Der dortige Tagesablauf wurde nicht angekündigt, deshalb wusste ich nichts über die Aktivitäten, bis ich dort ankam. Am ersten Tag erfuhr ich, dass wir in der Zeit zwei große Wanderungen unternehmen würden. Die eine war eine dreistündige Bergtour, die andere war eine Tagestour, wobei wir auf einer Hütte am Gipfel übernachten und dann am folgenden Tag wieder absteigen würden.
Ich machte mir Sorgen, denn ich finde mich nicht besonders kräftig, und ich hatte Angst, auf halbem Weg umkehren zu müssen. Außerdem war ich unglücklich, weil ich die Erfahrung so gut nutzen wollte, wie nur möglich, und befürchtete, das nicht tun zu können.
Eine andere Aktivität auf dem Programm war jeden Tag Zeit zum Beten nach dem Frühstück. Einige kamen in Gruppen zusammen, um die wöchentliche Bibellektion im Vierteljahresheft der Christlichen Wissenschaft zu lesen, während andere sie lieber allein lasen. Es gab außerdem eine kleine Bibliothek mit Literatur der Christlichen Wissenschaft in verschiedenen Sprachen. Ich schloss mich oft Gruppen an, die die Lektion gemeinsam lasen, doch am Tag der ersten Wanderung beschloss ich, still für mich in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy zu lesen.
Ich wusste, dass ich geistige Hilfe für die Wanderung wollte, hatte aber keine Ahnung, wo ich sie in dem Buch finden würde. Also schlug ich es irgendwo auf und ließ mich von Gott leiten. Es öffnete sich auf einer Seite im Kapitel „Die Praxis der Christlichen Wissenschaft“, wo erklärt wird, wie Lähmung geheilt wird. Ich litt nicht an Lähmung, doch in dem Absatz ist eine Idee, an der ich hängen blieb: „Zerstöre diesen Glauben, zeige dem sterblichen Gemüt, dass Muskeln keine Kraft zu verlieren haben, weil Gemüt allerhaben ist, und du heilst die Lähmung“ (S. 375).
Ich verstand, dass ich mir keine Sorgen über meinen körperlichen Zustand oder die Frage machen musste, ob ich die Wanderung bis zum Ende mitmachen könnte, denn Gott gibt mir Kraft. Die Bibel sagt uns, dass Gott Geist ist, und im ersten Kapitel der Genesis steht, dass wir das Bild und Gleichnis Gottes sind (siehe 1. Mose 1:26). Und wenn wir Gottes Widerspiegelung sind, dann bedeutet das, dass wir geistig sind. Diese Tatsache sagt uns, dass nicht Muskeln der Ursprung unserer Kraft und Hilfe sind, sondern Gott!
Am Ende der Zeit zum Beten machten wir uns fertig für die Wanderung. Ich zog ein Paar Wanderschuhe an, das jemand mir geliehen hatte, nahm mein Lunchpaket und ging los. Immer wenn mir der Gedanke kam, dass ich es nicht schaffen würde, dass ich müde war oder mir etwas wehtat, hielt ich an, dachte über das nach, was ich gelesen hatte, und setzte dann meinen Weg fort. Ich konnte die Wanderung zusammen mit der Gruppe machen und mein Mittagessen und die herrliche Aussicht genießen. Auf dem Weg zurück machte ich es wieder genauso. Ich hatte keine Probleme und war auch nicht erschöpft.
Einige Tage später fand die gefürchtete zweitägige Wanderung statt. Aber jetzt hatte ich keine Angst mehr. Ich wusste, dass das, was mir beim ersten Mal geholfen hatte, auch diesmal wieder hilfreich sein würde.
Bevor wir losgingen, formten wir einen Kreis und sollten eine geistige Inspiration an die anderen weitergeben. Ich habe den anderen erzählt, was ich gelernt hatte. Danach machten wir uns auf den Weg. Wie erwartet, hatte ich keine Probleme – weder beim Aufstieg noch auf dem Rückweg.
Ich konnte an allen Aktivitäten des Sommerlagers teilnehmen in dem Wissen, dass Gott über alles erhaben und die Quelle aller Energie und Kraft ist, die ich jemals benötigen könnte.
