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Die wahre Methode der Krankenheilung.

Aus der August 1903-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Während die Welt im allgemeinen noch darüber im Zweifel ist, welches die wahrhaft wissenschaftliche und göttlich verordnete Methode der Krankenheilung sei und abwechselnd mit Zweifel, Glauben und Furcht kämpft, um die relativen Verdienste der vielen materiellen Systeme, die Mode sind, festzustellen, wird es interessant sein, auf jene Fälle von Heilungen Bezug zu nehmen, die von Jesus Christus verrichtet worden sind, und Mittel und Methoden zu studieren, die er den Berichten nach angewandt hat, Krankheiten jeder Art zu heilen.

Ob die Heilungen Jesu die Offenbarung eines besonderen Eingreifens der Vorsehung und somit wunderbar waren, wie man behauptet hat, oder ob sie der natürliche, stetes wirksame Ausdruck der Macht Gottes sind, das — so hoffen wir — wird uns im Verlauf unserer Untersuchung klar werden.

Die vier Evangelien schreiben Jesu siebenundzwanzig deutlich unterschiedliche und verschiedenartige Fälle körperlicher Heilung zu. Außer diesen wird noch von vielen anderen nicht genau angegebenen Heilungen berichtet.

Untersuchen wir diese siebenundzwanzig Fälle, auf die mit besonderem Nachdruck hingewiesen wird, so ist es interessant, daß in sechsundzwanzig Fällen, d. h. in allen, mit nur einer Ausnahme, Jesus die Heilung durch geistige oder geistliche Kraft vollzogen hat ohne materielle Heilmittel, wie sie heute allgemein Anwendung finden. In diesem einzigen Ausnahmefall könnte es scheinen, als habe er ein materielles Mittel benutzt; daher werden wir später besonders darauf zurückkommen. Aber in all den andern Fällen ist die Annahme unzulässig, er könne vielleicht doch eines der heute allgemein bekannten materiellen Mittel in irgend einer Weise angewandt oder sogar empfohlen haben.

So drängt sich uns die Frage auf: Wie hat Jesus geheilt? Welches Mittel gebrauchte er? Welches waren die „Zeichen” seines Wirkens? — Da er doch der Wegweiser für die Menschheit war.

Da er keine Medizin verabfolgte, muß er auf irgend eine andere Weise Andeutungen über seine Heilmethode gemacht haben. Nach den vorliegenden Berichten finden wir, daß er in vierzehn Fällen das Böse oder den Irrtum anredete, ohne irgend ein sonstiges äußeres Zeichen; in vier Fällen sehen wir ihn nur ein physisches Zeichen, in sechs ein hörbares und ein physisches Zeichen machen, und in zwei Fällen wurde weder eine hörbare noch eine physische Methode beobachtet.

In allen diesen Fällen war Jesu erste Handlung die, daß er vor der Heilung einen gewissen Beweis des Glaubens seitens der Betreffenden forderte, d. h. wie wir wohl annehmen müssen, des Glaubens an Gottes Willigkeit, zu heilen, und eines Vertrauens auf Ihn, offenbar größer als der entgegengesetzte Glaube an die vermeintliche Macht der Krankheit.

In drei Fällen waren die Personen die er heilte nicht zugegen, sondern abwesend, in der Ferne. Bei jedem dieser Fälle war die Bezeugung ihres Glaubens besonders stark, und als er dessen gewiß geworden, heilte er sie; denn wie wir wissen, ist die reflektierte Wahrheit und Liebe allgegenwärtig. Daher war es für Jesum möglich, zu dem zu Königischen zu sagen: „Gehe hin, dein Sohn lebet;” und in derselben Stunde verließ diesen das Fieber (Joh. 4: 50). Zum kananäischen Weibe, deren beharrlicher Glaube so beredt zu ihm sprach, sagte er: „O Weib, dein Glaube ist groß; dir geschehe wie du willst” und ihre Tochter, die vom Teufel besessen war, wurde zur selben Stunde geheilt (Matth. 15: 28). Der feste Glaube des Hauptmanns, dessen Knecht gichtbrüchig darnieder lag, machte einen solchen Eindruck auf ihn, daß Jesus erklärte: „Wahrlich, ich sage euch, einen solchen Glauben hab ich in Israel nicht gefunden. ... Gehe hin, dir geschehe, wie du geglaubt hast.” Und sein Knecht ward gesund zu derselbigen Stunde.

In andern Fällen erkannte Jesus aus dem Glauben und der Willigkeit der anwesenden Kranken, wie bereit sie waren, Heilung zu empfangen. Zu dem Weibe, die seit zwölf Jahren den Blutgang gehabt hatte, „die alle ihre Nahrung an die Ärzte gewandt und konnte von niemand geheilet werden,” und die dachte: „Möchte ich nur sein Kleid anrühren, so würde ich gesund” sagte er: „Sei getrost, meine Tochter, dein Glaube hat dir geholfen: gehe hin mit Frieden” (Lukas 8:48). Hinwiederum kam in drei Fällen von Blindheit der Glaube so zum Ausdruck, daß er zu den ersten zwei Blinden, die ihm nachfolgten, sagte: „Euch geschehe nach eurem Glauben” und etwas später gab er zwei andern Blinden, die denselben Glauben zeigten, ihr Augenlicht wieder (Matth. 20:30). Zum blinden Bartimäus, der so beharrlich um Hilfe zu ihm schrie, sprach er: „Gehe hin, dein Glaube hat dir geholfen.” Zu dem Aussätzigen, der ihn mit einfältigem Glauben bat, ihn zu heilen, sagte er: „Ich will's thun; sei gereiniget.”

Bei zwei Gelegenheiten wurde das Böse ausgetrieben ohne ein hörbares oder sichtbares Zeichen; wie bei dem stummen Besessenen (Matth. 9:32) und dem Wassersüchtigen (Lukas 14:2). In diesen Fällen war Jesus offenbar überzeugt von ihrem Glauben, so daß er fühlte, ein äußeres Zeichen sei nicht nötig; aber sein Thun erregte boshafte Urteile, denn gerade weil man keine sichtbaren Mittel anwenden sah, beschuldigte ihn das pharisäische Denken jener Zeit der Anwendung gottloser Künste, als heile er mit Hilfe des Teufels. Ganz öffentlich wurde ihm das bei der Heilung des stummen Besessenen zur Last gelegt (Lakas 11:14), worauf er mit Nachdruck erwiderte, das Böse könne doch nicht Böses austreiben; wenn er aber die Teufel durch den Obersten der Teufel austreibe, durch wen trieben dann ihre Kinder dieselben aus? Diese würden also ihre Richter sein; wenn er aber durch die Kraft Gottes die Teufel austreibe, so sei das Reich Gottes gegenwärtig bei ihnen. Und nun läßt er diesen Bemerkungen einen bedeutsamen Ausspruch folgen, in dem er allem Anschein nach über die zweifelhaften materiellen Methoden der Austreibung der Übel jener Zeiten sein Urteil fällt — nämlich über jene Methoden, welche die „Söhne” („Kinder”) dem „unsauberen Geiste” gegenüber anwandten, der hingeht „und nimmt sieben Geister zu sich, die ärger sind denn er selbst; und wenn sie hineinkommen, wohnen sie da, und wird hernach mit demselbigen Menschen ärger denn vorhin” (Lukas 11:24, 26).

Die Kranken bezeugten nicht immer einen solchen kindlichen Glauben, welcher ihre Heilung augenscheinlich einfach erscheinen ließ. Zuweilen schien der Irrtum oder das Böse, das die Kranken beherrschte, recht hartnäckig oder widerspenstig zu sein, so daß es von Jesus „bedroht” werden mußte. Solche Bedrohung erzeugte stets eine Veränderung im Denkvermögen des Menschen, so daß der böse Gedanke ausgetrieben wurde, der entweder in der Furcht vor der Krankheit zu finden war oder wie es oft der Fall, in versteckter, arglistiger Sünde, welche die Wurzel der Krankheit ist. Jesu reine Wiederspiegelung der Wahrheit und Liebe befähigte ihn, das zu thun; und wenn das Böse oder der Teufel beseitigt war, dann veränderte sich gleichzeitig auch das Denkvermögen des Menschen zur Wahrnehmung der Harmonie oder Gesundheit, das sich dann auch bald auf dem Körper ausprägte. So heilte er den Mann „mit einem unsauberen Teufel.” „Jesus bedräute ihn und sprach: Verstumme und fahre aus von ihm” (Lukas 4:35). So trat er hin zu Petri „Schwieger” „und gebot dem Fieber,” und so trieb er den Irrtum aus (Lukas 4:39). Er bedrohete den unsauberen Geist, dessen Name „Legion” war, in zwei Besessenen, und sandte ihn in die Herde Säue, mit den einfachen Worten: „Fahret hin” (Matth. 8:32). In dem Falle des Taubstummen redete er den verschlossenen Hör- und Sprachsinn an, „und sah auf gen Himmel, seufzte, und sprach zu ihm: Hepatha! das ist: Thu dich auf!” (Markus 7:34). Als einer seiner Jünger das Ohr des Knechtes des Hohenpriesters abgehauen hatte, bedrohete er diese Disharmonie und stellte das Ohr wieder her.

In zwei Fällen führte Jesus die Heilung nicht sofort herbei, wie er sonst zu thun pflegte; und die Kranken hatten sozusagen zwei Behandlungen nötig. Dieser scheinbare Mangel ist nicht seinem System zur Last zu legen, sondern auf den augenscheinlichen Mangel an Empfänglichkeit für Wahrheit und Liebe seitens der zu Heilenden zurückzuführen. Die zehn Aussätzigen wurden nicht sofort geheilt, sondern indem sie hingingen, sich den Priestern zu zeigen; doch waren ihre Herzen so verstockt, daß nur einer umkehrte, um sich zu bedanken, und sein Glaube machte ihn gesund. Der Blinde, den er vor der Heilung aus der Stadt hinausführte, sah nicht gleich nach der ersten Behandlung ganz deutlich, sondern er sah „Menschen gehen, als sähe er Bäume; und erst nachdem er, ihn abermals sehen‘ hieß, ward er wiederzurechte gemacht.”

Diese bedeutsame Thätigkeit der Selbstübung und Selbstanstrengung seitens Kranker forderte Jesus bei vielen Gelegenheiten. Er befahl dem Manne mit der verdorrten Hand, seine Hand auszustrecken, und indem er es that, ward sie gesund wie die andere (Lukas 6:10). Dem Kranken am Teich Bethesda, der dort lag und auf das Bewegen des Wassers wartete und auf jemand, der ihn alsdann hineinbrächte, befahl Jesus: „Stehe auf, nimm dein Bette, und gehe hin” (Joh. 5:8), indem er so nicht nur das Gefühl der Krankheit, sondern auch den blinden Glauben an abergläubische und trügerische Heilmethoden bedrohte.

Nachdem er die Zweifler und Boshaften, die ihn verlacht hatten, aus dem Zimmer gewiesen hatte, befahl er Jairi Töchterlein: „Mägdlein, ich sage dir, stehe auf!” und was den menschlichen Sinnen als Tod erschienen war, wurde, wie er gesagt hatte, nur als ein Zustand des Schlafes erwiesen (Markus 5:41). Dasselbe gilt von dem Sohn der Witwe zu Naim, den er befehlend anredete: „Jüngling, ich sage dir, stehe auf!” und sofort erwachte der Tote (Lukas 7:14). Und ein drittes Mal erweckte er einen Toten und stellte den Zustand des Lazarus als den des Schlafes dar, während er sagte: „Wer an mich glaubet, der wird leben, ob er gleich stürbe.” Selbst die Verwandten und Freunde glaubten ihm nicht; und dieser augenscheinliche Mangel an Verständnis für seine Lehren war die Ursache, daß Jesus „ergrimmte im Geiste” und weinte, — ein Umstand, der damals und noch jetzt fälschlich seiner Liebe zu Lazarus zugeschrieben wurde. Daraufhin überwand er die physische Vorstellung vom Tode und erweckte in Lazarus das Bewußtsein des allgegenwärtigen Lebens, indem er ihm mit lauter Stimme befahl: „Lazarus, komm heraus!” (Joh. 11:1-46).

Jesus ließ den Gichtbrüchigen aufstehen, sein Bett nehmen und heimgehen (Matth. 9:6), aber erst, nachdem er einen merkwürdigen Ausspruch gethan, der besondere Beachtung verdient. Des Mannes Krankheitszustand war derart, daß ihn vier Männer tragen mußten. Jesus wandte keinerlei Heilmittel oder Handgriffe an, aber da er des Mannes festen Glauben sah, sagte er zu ihm nur die Worte: „Deine Sünden sind dir vergeben,” was, wie er selbst erklärt, gleichbedeutend war mit den Worten: „Stehe auf und wandele!” Und den zornigen Zuschauern bewies er sofort die Wahrheit seiner Worte.

Es ist klar, daß Jesus damit eine große Wahrheit offenbart hat, nämlich die, daß diese chronische körperliche Krankheit nicht von Gott kam und Gott in keinerlei Verhältnis zu ihr stand, sondern daß sie Wurzel und Grund in der Sünde hatte; daß ihre einzige Unheilbarkeit in der Hartnäckigkeit dieser Sünde zu suchen war; und daß, als die Sünde aufgegeben und zerstört wurde, wie in diesem Falle des Mannes großer Glaube deutlich gezeigt hatte, auch das Böse oder die Ursache der Krankheit ausgetrieben wurde, so daß unmittelbar physische Harmonie die Folge war.

Diese Idee betonte er, als er von dem Weibe sprach, die krumm war und nicht wohl aufstehen konnte, ein Weib, von Satanas achtundvierzig Jahre gebunden, und sagte: „Weib, sei los von deiner Krankheit” (Lukas 13:11-16).

Andererseits, als er gefragt wurde, ob der junge Mann, der blind geboren war, gesündiget habe oder seine Eltern, demonstrierte Jesus es, daß der junge Mann nicht wirklich blind, sondern nur blind war für die Sünde, d. h. daß er nicht gesündigt hatte; und daß die selbstgerechten Pharisäer, die beanspruchten, die Wahrheit zu sehen, sie aber nicht sahen, die Sünder und wirklich Blinden waren. Die physische Vorstellung von der Blindheit, die den jungen Mann betroffen hatte, wurde schnell beseitigt durch „die Werke Gottes.” Bei dieser Gelegenheit „spützte Jesus auf die Erde, und machte einen Kot aus dem Speichel, und schmierte den Kot auf des Blinden Augen,” indem er ihm sofort befahl, ihn im Teich Siloah abzuwaschen; und als er es gethan, kehrte er sehend zurück (Joh. 9).

Obgleich diese Anwendung von Erde und Speichel als Anwendung eines materiellen Heilmittels erscheinen kann (der einzige derartige Fall, wie wir schon anfangs erwähnt haben), wird demnach der strengste Kritiker durch ernste Betrachtung dieses Falles davon überzeugt werden, daß diese Handlung nicht mehr und nicht weniger war, als ein bedeutsames äußeres Zeichen, wie Jesus solche in einem Dutzend Fällen in einem Dutzend verschiedener Formen gebraucht hat. Es erschien zuweilen notwendig, einen Eindruck auf den Thomasgedanken vieler Kranken, die er heilte, zu machen, und mit einem sichtbaren oder hörbaren Zeichen schien dies am besten erreichbar. Seine Weisheit ließ ihn erkennen, was für die verschiedenen Gemütszustände am nötigsten war; daher gebrauchte er auch selten dasselbe äußere Zeichen für dieselbe Krankheit, während er es stets gethan haben würde, wenn das Heilmittel in dem Handgriff oder in der betreffenden Anwendung zu suchen wäre. Bald nach dem Falle mit dem Kot und Speichel begegnete Jesus dem Bartimäus am Wege; aber wandte bei ihm keinen Kot an; dann hat er zwei andere Blinde geheilt, indem er sie nur anrührte. Der einfältige Glaube des Bartimäus machte die Heilung zu einer rein geistigen, ohne irgend äußere Zeichen.

In jenen Tagen war das auf-die-Erde-Spützen noch mehr ein Zeichen der Verachtung als jetzt. Offenbar zeigte Jesus damit seinen Widerwillen gegen Staub oder Materie und materielle Heilformen durch diese nachdrückliche Handlung. Der Teich Siloah ist typisch für Reinheit, Reinigung; und mit dem reinen Wasser der Gerechtigkeit wurde alles hinweggewaschen, „das da Greuel thut und Lüge.”

Eine Heilung muß noch erwähnt werden, die Jesus verrichtet hat, und diese deutet so klar seine wahre Heilmethode an, offenbart so das Geheimnis seiner Einsicht und wundervollen Macht, und legt der ganzen Menschheit in unverkennbaren Ausdrücken so deutlich jene Methode dar, welche alle anwenden sollten, um die Wahrheit seiner Worte zu beweisen: „Wer an mich glaubet, der wird die Werke auch thun, die Ich thue; und wird größere denn diese thun;” — daß wir diese bis zuletzt aufgehoben haben.

Als seine Jünger zu ihm kamen und ihn fragten, warum sie nicht den Teufel aus dem Besessenen austreiben konnten, antwortete er: „Um eures Unglaubens willen. Denn ich sage euch wahrlich: So ihr Glauben habt als ein Senfkorn, so möget ihr sagen zu diesem Berge: Hebe dich von hinnen dorthin! so wird er sich heben; und euch wird nichts unmöglich sein;” und alsdann fuhr er fort mit jenem bezeichnenden Ausdruck: „Aber diese Art fähret nicht aus, denn durch Beten und Fasten” (Matth. 17:20, 21).

Für diese sogenannte unheilbare Krankheit hat Jesus nicht zu Medizin, Gesundheitslehre, Massage, Hypnotismus oder zur Glaubensheilung geraten, statt dessen vielmehr zur direkten Anwendung der Macht Gottes, wie er selbst es gethan; einer Macht, die jedermann anwenden kann, wenn er eine richtige Aufassung vom Gebet und Fasten gewinnt.

Ist es nicht ganz auffallend klar, daß die Christenheit diese Idee des Fastens und Gebets noch nicht richtig erfaßt hat, sondern daß sie seit dem dritten Jahrhundert vom rechten Wege abgeirrt ist, „wie Schafe, die keinen Hirten haben?”

Gegenwärtig erleben wir das erstaunliche Schauspiel, wie sich die große Welt blind bemüht, den Fortgang der Krankheit zu hemmen und die Kranken durch Mittel und Methoden zu heilen, die jenen ganz entgegengesetzt sind, die der große „Wegweiser” angewandt hat, dem doch die Christen angeblich nachfolgen! Als natürliches Resultat schaut den gewaltigen Aufmarsch der zahllosen und nie sich mindernden Mißerfolge, das tappende Experimentieren, die blinde Spekulation, die niederdrückende Furcht, die bedauerliche Ungewißheit gegenüber der Gegenwart und Zukunft, in der die Menschheit wie ein hilfloses Schiff auf dem Meere erscheint! In der christlichen Kirche allein siehe die Spaltungen, die verschiedenartigen Glaubensbekenntnisse und Dogmen, die widerstreitenden Meinungen, welche ein Schrei der Verzweiflung nach der wahren Idee Gottes und den Lehren Christi sind.

Ist es nicht auch ganz klar, daß der wirkliche Sinn und die Bedeutung des Wörtleins „Glaube,” wie es vorhin citiert worden ist, von einem materiellen Zeitalter in trauriger Weise mißverstanden worden ist? „O du Kleingläubiger, warum zweifelst du?” sagte Jesus. Möchte es nicht scheinen, als wäre es notwendig, dem Sinn des Menschen eine höhere Bedeutung dieses Wörtleins einzuflößen; eine Auffassung, die nichts Blindes und Spekulatives an sich hat, sondern die beständig ist und fest genug, Berge zu versetzen, und die da glaubt, daß sie empfangen wird, um was sie bittet? Mit andern Worten, ein Glaube, der so sicher und gewiß ist, auf den Lehren Jesu von der Einheit und Allmacht des Geistes, der Gottheit, der Liebe auferbaut, daß er zum Verständnis wird, welcher dem hungrigen Denken eine herrliche Wissenschaft entfaltet.

Ist es uns aus der vorhergehenden Übersicht nicht klar geworden, daß Jesus solch eine Wissenschaft verstand, lehrte und ausübte, und daß es seine Religion oder die Christian Science (d. h. christliche Wissenschaft) war, welche die Kranken heilte? Warum sollte dieselbe Religion heute nicht dieselben Früchte hervorbringen?

Geht nicht aus der Art und Weise, wie er alle Krankheitsformen als ein Übel im Denken auffaßte und sie „Teufel” nannte, indem er sie aus dem Denken austrieb, wie man etwa jemanden aus einem Traumbild des Nachts erweckt, geht nicht aus alledem klar hervor, wie er sich dessen bewußt war, daß der göttliche Geist der einzig wirkliche ist, und daß „Beten und Fasten” bedeutet, den Glauben an den zeitlichen, materiellen oder fleischlichen Sinn, oder den Glauben an die Materie und ihre Gesetze zu unterjochen und auszutreiben? Mit andern Worten, er wußte, daß Gott, Geist, Liebe nicht den Menschen heimsucht und straft, sondern daß dies allein durch die materiellen und sündlichen Gedanken geschieht, welche nur so lange Leiden und Krankheit erzeugen, als die Gedanken andauern.

Er wußte, daß „Fasten” nicht Enthaltung der materiellen Nahrung bedeutet, und daß „Gebet” nicht das hörbare Anflehen eines beschränkten Gottes sei, der persönliche Wünsche erfüllen soll; sondern daß diese Worte von uns verlangen, die materiellen Sinne so zu unterjochen, daß die heilende Macht und Gegenwart des unendlichen Geistes offenbart werden kann.

Solches Verständnis lehrte damals wie heute die Menschen recht beten; ein Gebet, das erhört wird, insofern als der Mensch seine eigene Arbeit recht thut, eine Arbeit, die er bisher von Gott erwartet hat; und so erringt der Mensch den Segen.

Kein „Wunder” war je die Folge solches Gebets und Fastens, aber eine Errettung von der Sünde mit nachfolgenden Zeichen am Körper, welche jetzt und immer die natürliche Offenbarung des göttlichen Prinzips, der göttlichen Liebe, des Vater-Mutter-Gottes sind.

O mögen diese Dinge, die den Weisen und Klugen verborgen, den Unmündigen aber offenbar sind, diese frohe Botschaft großer Freude, die zu verstehen die Welt früher nicht bereit war, wohl aber jetzt bereit ist — mögen sie das Herz öffnen, das verstockt ist, die Ohren, die schwerhörig und die Augen, die geschlossen sind; möge dieses zweite und volle Kommen der Christus-Wahrheit, — der Same der Wahrheit, welche das Himmelreich im Menschen offenbart, — möge er auf guten Boden fallen!

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