Vor circa drei Jahren wurde meine Frau durch eine liebe Bekannte auf die Christian Science (d. h. die christliche Wissenschaft) aufmerksam gemacht. Sie interessierte sich so viel dafür, daß sie mich bewog, ihr das Buch von Mrs. Mary Baker G. Eddy, „Science and Health with Key to the Scriptures,“ aus der hiesigen Stadtbibliothek zu besorgen. Sie las mir dann bisweilen aus diesem Buche vor, aber ich mochte kaum eine Seite hiervon anhören, denn die neue Auffassung erregte einen großen Aufruhr in mir. Doch ließ mich der Gedanke, welcher mich zuerst mit der Wissenschaft befreundete, oder mir als den einzig für die Menschheit effektiven und glückverheißenden Stern leuchtete, nicht in Ruhe — der Gedanke: daß der Mensch um gesund zu sein, auch besser werden muß, d. h. daß die Gesundheit nicht von Essen, Trinken und Medizin abhängt, sondern daß sich der Mensch aufraffen muß, zu einem höheren Bewußtsein, zu einer höheren Liebe, besserem Denken, Handeln, welches dem Nächsten nichts nimmt, sondern ihm gibt. Und dazu die Frage: Was thut der Mensch nicht für seine Gesundheit, welche Opfer und größten Opfer ist er nicht bereit hierfür zu bringen? Und die Antwort, die da sagt: Du kannst Gesundheit nicht mit Geld erkaufen, sondern du trägst sie in dir, ein jeder besitzt sie, Arm und Reich. In diesem Buche steht: Mensch, werde besser, erhebe deine Gedanken!
Welch eine Macht für die Zukunft! Die Lösung der sozialen Frage lag für mich in dieser Offenbarung, wenn dieselbe Wahrheit sein sollte. Und es ist die Wahrheit! Tausende bezeugen es; — nach und nach wurde es bei mir ruhiger. Meine Frau heilte sich durch das gewonnene Verständnis von starker, fast regelmäßig wiederkehrender Migräne und fühlte sich recht glücklich in der neuen Sphäre ihrer Gedanken.
Aber die Prüfung kam. Seit Jahren litt sie an Unterleibsbeschwerden, hatte sich hierfür von hiesigen Ärztinnen behandeln lassen, die ihr Linderung und zeitweise gänzliche Hebung des Leidens verschafft hatten, wofür sie und ich denselben alle Anerkennung zollen. Aber das Übel kam wieder und nun hieß es auf eine höhere Macht zu vertrauen, oder das ganze, schöne, herrliche Gebäude, welches wir uns aufgebaut hatten, zerfallen zu lassen. Meine Frau kämpfte tapfer, erklärte, es gäbe keine Schmerzen, verrichtete schwere Arbeit unter Entfaltung all ihrer Energie und Willenskraft, da sie meinte, das Übel so wegschaffen und bemeistern zu können. Es war dies ihr damaliges bestes Verständnis. Aber umsonst. Es wurde noch schlimmer und sehr schlimm. Wir riefen die Praktikerin, meine Frau fühlte wohl die göttliche Kraft, aber litt zeitweise furchtbar und magerte in wenigen Tagen besorgniserregend ab.
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