Es freut mich, heute Zeugnis ablegen zu können, über einen Vorfall, der mir kürzlich begegnete.
Von einem Besuche bei verwandten Scientisten heimkehrend, mit denen ich die Predigt „Unwirklichkeit” studiert, benützte ich die Trambahn, den Kondukteur ersuchend, an der meiner Wohnung nächstliegenden Straße zu halten. An der Stelle, wo der Wagen halten sollte, stieg ich (offenbar zu früh) aus, denn kaum mit den Füßen auf dem Boden, überwirft es mich und ich fege ein Stück weit über das Straßenpflaster weg, ohne zu wissen, wie mir geschieht. Schon drang das Weh und Ach der Mitreisenden an meine Ohren, allein das, was ich in eben erwähnter Predigt über die Unwirklichkeit gelernt hatte und die guten Gedanken, die mich als Folge davon noch beschäftigten, ließen keine unheilvollen Einflüsterungen aufkommen; selbst das Lehrbuch der Christian Science, das ich in der Hand trug, war mir nicht entfallen. Bevor der Wagen weiterfuhr, erhob ich mich selbst, fühlte mich heil und unbeschädigt, kehrte heim, Gott dankend für die Fürsorge, die Er mir bei diesem Falle angedeihen ließ, und verbrachte eine ruhige Nacht.
Doch am folgenden Morgen stellten sich Gedanken ein, daß die Sache unmöglich so glatt für mich abgelaufen sein könnte; beim ersten Auftreten schmerzte das eine Fußgelenk derart, daß sogleich die Furcht dazu kam und flüsterte, so kannst du heute deiner Arbeit unmöglich nachgehen. Der Arm, auf den ich fiel, zeigte eine starke Quetschung und in der Schulter zwickte es in einem fort, selbst bei der geringsten Bewegung des Armes. Der Arzt würde wohl eine Verrenkung, Sehnenverstreckung oder so etwas konstatiert und Umschläge und Verbände verordnet haben, was mir nichts Neues gewesen wäre. Jetzt aber hieß es ernstlich einmal selbst Hand anzulegen, um den Irrtum zu bemeistern, mit den falschen Vorstellungen der Materie so rasch wie möglich fertig zu werden und das zu beweisen, was ich in der zweijährigen Zugehörigkeit zur Christian Science gelernt hatte. Ich behandelte mich also selbst, verleugnete jeden Schmerz, wohl wissend, daß Materie kein Leben und keine Empfindung hat und daß es nur der sterbliche Geist ist, der mir anscheinend Leiden verursachen will. Ich arbeitete fleißig, die Gedanken von dem falschen Bewußtsein zu befreien und eine merkliche Erleichterung trat ein, sobald ich sie von der Materie losmachte. Ich ging also getrost in mein Bureau und mit der Arbeit ging alles gut, bis zum Abend, wo sich die falschen Vorstellungen des materiellen Gesetzes nochmals geltend machten und ihr Opfer haben wollten. Daß diese wiederkommen konnten, war mir nur ein Beweis dafür, daß ich die guten Gedanken nicht beständig, aufrichtig und ehrlich genug festhielt, um der vollkommenen Heilung würdig zu sein.
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