In allen christlichen Kirchen ist die Haltung des heiligen Abendmahls als eine Übertragung des jüdischen Osterlammes angesehen worden; dieses Fest wurde zuerst gehalten, als die Israeliten noch in der Knechtschaft, jedoch am Vorabend ihrer Befreiung waren. Und so ist es gekommen, daß das Fest der süßen Brote oder des Osterlammes, welches bei damaliger Gelegenheit in Eile mit „umgürteten Lenden,” Schuhen an den Füßen und den Stab in der Hand gegessen wurde, mit der Zeit ein Ereignis großer Freude und Danksagung geworden ist; und mit Recht, denn was hatte nicht Gott für diejenigen getan, die Ihm in früheren Tagen vertraut hatten! Mit dem Fortschritt des geistigen Verständnisses traten an Stelle des ungesäuerten Brotes und des geschlachteten Lammes, — die Symbole der damaligen Zeit, — das Brot und der Wein der christlichen Kirche, Symbole, die dazu bestimmt waren, das Brot, „welches der Welt das Leben gibt” und den Wein, der „die Inspiration der Liebe” ist, darzustellen (Science and Health, S. 35). Inwiefern diese Symbole ihren Zweck in der christlichen Kirche erfüllt haben, hängt großenteils von persönlicher Erfahrung ab. Zur Zeit der Apostel gab es viele, wie Paulus in seiner ersten Epistel an die Korinther (11. Kapitel) sagt, die deren geistige Bedeutung nicht erkennen konnten, deshalb fügt er hinzu: „Darum sind auch viel Schwache und Kranke unter euch.” Dasselbe mag von vielen gesagt werden, die sich in den Jahrhunderten zum Christentum bekannten, — sie haben viel auf die Symbole gehalten, jedoch ihre Bedeutung nicht verstanden; sie haben „das Brot, das vom Himmel kommt” nicht gegessen und sind daher schwach und kränklich, sündig und sorgenvoll geworden.
Nun werden die Christian Scientisten oft gefragt, warum materielle Symbole bei ihrer Kommunion nicht gebraucht werden. Dies mag dadurch beantwortet werden, daß das Brot und der Wein der Erkenntnis dessen gewichen sind, was Paulus die Unterscheidung des Leibes des Herrn nennt, andrerseits die Verkörperung der unsterblichen Idee von der Wahrheit. Bei dieser Erkenntnis ist das Symbol nicht länger nötig und daher aufgegeben, wie das Aufgeben der Passah-Symbole einen Fortschritt im geistigen Verständnis bezeichnete. Die Hauptsache ist, daß wir nach dem Brot suchen, welches „das Leben” gibt, wie Christus Jesus gesagt hat. Viele, die sich zum Christentum bekennen, hungern buchstäblich nach diesem Brot, denn sie sind geistig schwach und kränklich aus Mangel daran, wie zur Zeit des Apostels Paulus. Sie wissen nicht, wie sie das Leben spendende Brot finden können, obwohl unser Meister es erklärt hat: „Die Worte, die Ich rede, die sind Geist und sind Leben.”
Es wird erzählt, daß während des krimmischen Krieges eine Anzahl verwundeter Soldaten höchst notwendig der Nahrung und ärztlicher Mittel bedurften, die vorrätig waren, jedoch nicht ohm gewisse Formalitäten herausgegeben werden könnten, wodurch Verzögerung verursacht würde und während dieses Aufschubs mußten diese Männer Schmerzen, wenn nicht den Tod leiden. In diesem Augenblicke erschien Florence Nightingale und befahl mit erhabener Unerschrockenheit ihrem Hospitalkorps die militärischen Vorratskammern mit Gewalt zu öffnen, damit diese große Not der Verwundeten gestillt werden konnte. Dies wurde getan und alle, die es erfuhren, ehrten diese tapfere Frau, deren Mut sich über militärische Macht und frühere Gebräuche erhob.
In einer weit größeren Not hatte unsere verehrte Führerin den herrlichen Mut um furchtlos die Vorräte der Wahrheit zu öffnen, damit die Kranken und Schwachen auf dem Schlachtfelde der Erde Heilung und Brot haben möchten. Diejenigen, die gelernt haben, Mrs. Eddys „Schlüssel” zu gebrauchen, finden, daß die Heilige Schrift ein großes Vorratshaus der Wahrheit ist und sie wissen, was mit der christlichen Erklärung gemeint ist: „Siehe, ich habe vor dir gegeben eine offene Thür, und niemand kann sie zuschließen.” Daß unzählige Tausende durch die Christian Science diese offene Tür gefunden haben, ist die mächtige Tatsache gegenwärtiger menschlicher Erfahrung; deshalb ist die Kommunion der Mutterkirche nicht auf den Raum des geheiligten Gebäudes in Boston beschränkt; kein Land ist zu entfernt um in der Einheit des Geistes an diesem Gottesdienste teilzunehmen, da sie wissen, daß „die Reiche der Welt unsers Herrn und seines Christus worden” sind. Die einfachen, innigen Worte, welche diejenigen, die am 9. Juni anwesend waren, an ihre verehrte Führerin sandten, sollten sie nur der über die ganze Welt verbreiteten Freude und Dankbarkeit versichern darüber, daß sie in der Christian Science „das lebendige Brot” gefunden haben und eine unaufhörliche Kommunion mit dem einen Vater, dem unendlichen Geiste, — eine Kommunion, die allen denen Gesundheit und Heiligkeit bringt, die sich in Ehrerbietung und Liebe nahen.