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Die Nichtigkeit der Materie.

Aus der Februar 1908-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die Lehre der Christian Science, daß ein materieller Begriff vom Menschen und von Dingen keine Wirklichkeit besitzt, wird zwar im Allgemeinen verworfen; jedoch zwingt die Erfahrung die Sterblichen zuzugeben, daß sie von materieller Seite nichts unverfälscht Gutes oder dauernd Gutes zu erwarten haben, sondern daß ihnen statt dessen eine fast endlose Folge von Enttäuschungen, Kummer, Schmerzen, Krankheiten und Elend zuteil wird. Der Einwand gegen die Erklärung betreffs der Unwirklichkeit der Materie ist somit als grundlos erwiesen; denn was so viele üblen Zustände für die Menschen mit sich bringt, muß vor Gott, von dem nur Gutes kommt, als durch sich selbst verdammt dastehen. König Salomo erschöpfte seinerzeit die Quellen des Materialismus bis aufs Äußerste, um Genuß und Befriedigung zu erlangen; aber zum Schluß bezeichnete er sie alle als eitel und voller Qual, d. h. ohne alle Wirklichkeit oder Substanz. Die täglichen Ereignisse im Menschenleben bieten den endgültigen Beweis, daß die Materie in Wirklichkeit kein einziges Element des menschlichen Bedürfnisses bietet; denn umgeben von einer Fülle materieller Dinge, und trotz allem, was die Materie zu tun behauptet, fahren die Sterblichen (ihrem Wahne nach) fort zu erkranken, zu leiden und zu sterben. Welche andere Beziehung kann dieser materielle Wahn zur Wahrheit haben, als die der Verneinung, des Nichts? Wie kann man mit Recht vom Materialismus behaupten, daß er Raum in dem göttlichen Plan der Schöpfung einnehme, da sich doch die Menschen unbefriedigt abwenden von dem Besten, was er bietet? Was man materielles Dasein nennt, bringt kein „dauerndes Leben” zum Ausdruck, sondern das Nichtvorhandensein desselben; ein Zustand, in welchem das Leben unverständlich ist, außer als ein vorübergehender Schatten, der sich nicht festhalten läßt. Ihren eigenen Gesetzen zufolge werden die Menschen geboren um zu sterben, nicht um zu leben. Darum ist dieser sterbliche Begriff des Daseins eine Leerheit, ein Zustand jeder Eigenschaft der Unsterblichkeit bar, unfähig, der Menschheit eine wahre Erkenntnis Gottes oder des Christus zu verleihen. Der von den Sterblichen ersonnene Wahn, daß Leben und Intelligenz etwas von Gott Getrenntes sein können, kehrt sich gegen sie selbst in der Gestalt von Unglück und endlosem Elend, die in ihren Lebenserfahrungen nur zu alltäglich geworden sind. So beweist der Materialismus, daß er nichts besitzt, was eine Entschädigung bietet für den eitlen Wahn, daß das Leben in oder von der Materie sei; ein Wahn, der heute so jämmerlich arm und erbärmlich und so voller Übel ist als je zuvor.

Die Natur protestiert unwillkürlich gegen einen luftleeren Raum als gegen etwas, das ihrem Charakter und ihrer Absicht fremd ist, und sucht denselben durch die Herstellung normaler Zustände zu ersetzen. Eine Leere kann ihr eigenes Leersein nicht ausfüllen; ebensowenig als ein Irrtum einen andern berichtigen, oder ein Traum die Wahrheit des Daseins verkörpern kann. Das Streben nach Befriedigung mit dem, was der materielle Sinn bietet, wird immer ebenso fruchtlos bleiben als der Versuch, das Gefühl des Hungers dadurch zu stillen, daß man von einem Festschmaus träumt. Es ist schwierig festzustellen, was das jammervollste ist: der von den Menschen gehegte furchtbare Wahn, daß Gott nicht in dieser Welt sei, oder ihr Bestreben, sich ohne Gott zufrieden zu stellen und den flüchtigen, materiellen Traum als geistige Wahrheit anzunehmen.

Obwohl die Nichtigkeit materieller Wahngedanken an ihrer Unfähigkeit, den Menschen irgend etwas dauernd Gutes zu gewähren, klar zu ersehen ist, so muß doch die Erkenntnis des wirklichen Daseins erlangt werden, ehe dieser scheinbare Mangel an Wirklichkeit beseitigt werden kann. Diese Erkenntnis erlangt man allein durch die Christian Science, durch welche uns die Worte Jesu jetzt wieder und wieder zugerufen werden: „Kommet her zu mir [zu Christus, der Wahrheit], ... Ich will euch erquicken.” Die Christian Science offenbart den Menschen die Wahrheit, nach der sie Jahrhunderte lang vergebens gesucht haben, und welche, wenn sie verstanden wird, die Menschen befähigt, ihr falsches, materielles Bewußtsein für das wirkliche, geistige Bewußtsein des Daseins umzutauschen; sich zu erheben über die kleinlichen Dissonanzen und Plackereien, die Torheiten und Mißerfolge des irdischen Daseins, und einen befriedigenden Begriff von der wirklichen Natur und den Möglichkeiten des Menschen als der geistigen Idee oder dem geistigen Ebenbild Gottes zu gewinnen.

Die völlige Hohlheit und Falschheit eines rein materiellen Begriffes des Daseins wird mehr und mehr offenbar, wenn man durch Erfahrung lernt, daß nur Gerechtigkeit, Reinheit und ein bleibendes geistiges Bewußtsein von Liebe den Sterblichen Glück und Frieden bringen, ihre höheren Triebe und ihr Sehnen befriedigen können. Die Unfähigkeit dieses Daseinsbewußtseins, Gesundheit und Befriedigung in dem Materiellen zu finden, macht die Menschen für die Erklärung der Christian Science bereit, daß Gott, das unendlich Gute und Seine geistige Schöpfung alles umfassen, was es an Wirklichkeit gibt; und daß darum dasjenige, was Materie genannt wird, nur ein falscher Begriff vom Leben und vom Menschen, ein falscher Begriff der Wahrheit ist. Die Christian Science berichtigt den menschlichen Irrtum durch Tatbeweise und stellt seine Unrichtigkeit bloß, indem sie erklärt, daß Harmonie, geistige Eigenschaften und Unsterblichkeit die Wahrheit sind betreffs der Natur des Menschen. Weil der Mensch das Kind Gottes ist, muß sein Wesen geistig und gut sein; und diese Behauptung wird durch die auf ihr basierenden Kundgebungen von Gesundheit und Heiligkeit bewiesen, und durch ein zur heutigen Zeit ausführbares Christentum bestätigt. Die fortwährenden Beweise in der Christian Science enthalten für den Forscher die Tatsache, daß alles, was im Gegensatz zu Gott Dasein oder Macht beansprucht, wissenschaftslos oder wahrheitslos ist. Man erkennt die Wahrheit durch Umstoßung eines falschen Wahnes; und wenn die Wahrheit erkannt und bewiesen worden ist, wird sie im Verständnis fest begründet, und der falsche Wahn mit seinem ihn begleitenden Bewußtsein der materiellen Wirklichkeit verschwindet.

Aus Jesu Gleichnis vom „großen Abendmahl” ersehen wir, wie ein Wahn des materiellen Genusses, des Reichtums und der fleischlichen Liebe das geistige Verlangen abstumpft, und wie wenig Sterbliche, wenn sie von diesen Trugbildern erfüllt sind, dem Christusruf folgen. Dies Gleichnis ist heute noch ein Bild der Menschheit. Die Leute sind auch jetzt noch zu sehr mit Kaufen und Verkaufen, mit Freien und Freienlassen beschäftigt, um dem Mahle, welches das geistige Bewußtsein des Daseins bereitet hat, beizuwohnen. Heutzutage erhebt die Christian Science das Christus-Ideal über allen Materialismus hinaus und ladet die Sterblichen ein an all dem Guten teilzunehmen, das Gott für sie bereitet hat. Es nehmen aber verhältnismäßig wenige außer den Lahmen, den Krüppeln und den Blinden, die durch Leiden bereit gemacht worden sind, die Einladung an.

Wir lesen in „Science and Health“ (Seiten 47 und 48), daß Jesus in Gethsemane „den gänzlichen Irrtum des Glaubens an die Möglichkeit einer materiellen Intelligenz erkannte.” Er hatte die Nichtigkeit aller materiellen Ansichten bewiesen. Er hatte den Beweis geliefert, daß der menschliche Begriff, welcher Leben, Substanz, Intelligenz und Gesetz als materiell betrachtet, ein Irrtum, ein bloßer Wahn, ein trostloses Nichts ist insofern göttliche und ewige Wahrheit in Betracht kommt. Er hatte im Materiellen nichts Annehmbares gefunden; nichts, was das Bild des Vaters wiederspiegelte; nichts weiter als einen falschen Zustand, der überwunden werden muß; einen leeren Raum, der mit der Erkenntnis der Wahrheit angefüllt werden muß. Er sagte: „Es kommt der Fürst dieser Welt, und hat nichts an mir.”

Machen wir es wie unser Meister, und wenden uns von den Versuchungen und Reizen einer körperlichen Auffassung des Daseins ab? Wie treu gehorchen wir als Christian Scientisten dem Befehl, uns von der materiellen Welt abzukehren; von ihren falschen Genüssen und Schmerzen, ihren Eitelkeiten und Trugbildern? Nehmen wir den Ruf zum Festmahl der Seele an mit einem Herzen, welches froh ist, das Sinnesbewußtsein und das eigene Ich um Christi willen aufzugeben? Freuen wir uns darüber, daß wir die Nichtigkeit, die Leerheit der scheinbaren Reize materieller Dinge kennen lernen; oder sind wir geneigt, noch etwas länger „unsere Lumpen fest um uns zusammenzuhalten?” („Science and Health,“ Seite 201). Was hat das Materielle für sich, daß wir auch nur einen Augenblick unsere Aufmerksamkeit von den geistigen Wahrheiten, wie sie sich uns in der Christian Science entfalten, abwenden und uns dem Materiellen widmen sollten? Was erwarten wir für die Stunden zu empfangen, die wir so unnötigerweise in eitlen Vergnügungen, gesellschaftlichem Leben, Ehrbegierde, sinnlichen Genüssen oder rein körperlichem Behagen vergeudet haben?

Wie oft müssen wir uns leer und unbefriedigt abwenden von dem Quell materieller Freuden, menschlicher Zuneigung und Freundschaft, ehe wir einsehen lernen, daß aller Glaube an Intelligenz in der Materie nur Sinnestäuschung ist; daß nichts, was auf die Materie Bezug hat, Wahrheit und Fortdauer besitzt? Wie oft müssen wir Enttäuschung und Herzeleid erdulden ehe wir bereit sind, diese Wahrheit in ihrem Verhältnis zu allen unseren Erfahrungen zuzugeben? Wie oft müssen wir unserer Fehler wegen Streiche erleiden, unserer Sünden und Sinnesgenüsse wegen gegeißelt und durch falsches Vertrauen betrogen werden, ehe wir uns über die Erkenntnis freuen, daß das materielle Leben hinsichtlich dessen, was zum wirklichen Leben gehört, eine Leerheit ist, eine trostlose Wüste, ein absolutes Nichts; daß alles, was uns vonnöten ist, im geistigen Bewußtsein des Lebens, der Gesundheit und der Freude zu finden ist?

Ein herrliches Beispiel der Selbstverleugnung ist uns und der Welt in dem täglichen Leben unserer Führerin, Mrs. Eddy, gegeben. Mit ihren Lehren und ihrem Beispiel vor sich, haben die Christian Scientisten keine Entschuldigung, wenn sie ihre Gedanken und Wünsche an den Dingen der materiellen Sinne haften lassen. Inmitten weltlicher Sorgen, Erwartungen oder Beschäftigungen tun wir wohl daran inne zu halten und über die folgenden bemerkenswerten Worte unserer Führerin, die in „Miscellaneous Writings,“ Seite 136, verzeichnet sind, nachzudenken: „Das Unendliche und Ewige, welches Euch bereits zur ernsten Erwägung vorgelegt worden ist, wächst so vor meinem Blick, daß ich mich nicht berechtigt fühle, auch nur auf eine Stunde mich von demselben, sowie von dem unverfälschten Glauben, abzuwenden. ... Alle unsere Gedanken sollten der absoluten Kundgebung der Christian Science gewidmet sein.”

Copyright, 1908, by Mary Baker G. Eddy.
Verlagsrecht 1908, von Mary Baker G. Eddy.

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