Die Lehre der Christian Science, daß ein materieller Begriff vom Menschen und von Dingen keine Wirklichkeit besitzt, wird zwar im Allgemeinen verworfen; jedoch zwingt die Erfahrung die Sterblichen zuzugeben, daß sie von materieller Seite nichts unverfälscht Gutes oder dauernd Gutes zu erwarten haben, sondern daß ihnen statt dessen eine fast endlose Folge von Enttäuschungen, Kummer, Schmerzen, Krankheiten und Elend zuteil wird. Der Einwand gegen die Erklärung betreffs der Unwirklichkeit der Materie ist somit als grundlos erwiesen; denn was so viele üblen Zustände für die Menschen mit sich bringt, muß vor Gott, von dem nur Gutes kommt, als durch sich selbst verdammt dastehen. König Salomo erschöpfte seinerzeit die Quellen des Materialismus bis aufs Äußerste, um Genuß und Befriedigung zu erlangen; aber zum Schluß bezeichnete er sie alle als eitel und voller Qual, d. h. ohne alle Wirklichkeit oder Substanz. Die täglichen Ereignisse im Menschenleben bieten den endgültigen Beweis, daß die Materie in Wirklichkeit kein einziges Element des menschlichen Bedürfnisses bietet; denn umgeben von einer Fülle materieller Dinge, und trotz allem, was die Materie zu tun behauptet, fahren die Sterblichen (ihrem Wahne nach) fort zu erkranken, zu leiden und zu sterben. Welche andere Beziehung kann dieser materielle Wahn zur Wahrheit haben, als die der Verneinung, des Nichts? Wie kann man mit Recht vom Materialismus behaupten, daß er Raum in dem göttlichen Plan der Schöpfung einnehme, da sich doch die Menschen unbefriedigt abwenden von dem Besten, was er bietet? Was man materielles Dasein nennt, bringt kein „dauerndes Leben” zum Ausdruck, sondern das Nichtvorhandensein desselben; ein Zustand, in welchem das Leben unverständlich ist, außer als ein vorübergehender Schatten, der sich nicht festhalten läßt. Ihren eigenen Gesetzen zufolge werden die Menschen geboren um zu sterben, nicht um zu leben. Darum ist dieser sterbliche Begriff des Daseins eine Leerheit, ein Zustand jeder Eigenschaft der Unsterblichkeit bar, unfähig, der Menschheit eine wahre Erkenntnis Gottes oder des Christus zu verleihen. Der von den Sterblichen ersonnene Wahn, daß Leben und Intelligenz etwas von Gott Getrenntes sein können, kehrt sich gegen sie selbst in der Gestalt von Unglück und endlosem Elend, die in ihren Lebenserfahrungen nur zu alltäglich geworden sind. So beweist der Materialismus, daß er nichts besitzt, was eine Entschädigung bietet für den eitlen Wahn, daß das Leben in oder von der Materie sei; ein Wahn, der heute so jämmerlich arm und erbärmlich und so voller Übel ist als je zuvor.
Die Natur protestiert unwillkürlich gegen einen luftleeren Raum als gegen etwas, das ihrem Charakter und ihrer Absicht fremd ist, und sucht denselben durch die Herstellung normaler Zustände zu ersetzen. Eine Leere kann ihr eigenes Leersein nicht ausfüllen; ebensowenig als ein Irrtum einen andern berichtigen, oder ein Traum die Wahrheit des Daseins verkörpern kann. Das Streben nach Befriedigung mit dem, was der materielle Sinn bietet, wird immer ebenso fruchtlos bleiben als der Versuch, das Gefühl des Hungers dadurch zu stillen, daß man von einem Festschmaus träumt. Es ist schwierig festzustellen, was das jammervollste ist: der von den Menschen gehegte furchtbare Wahn, daß Gott nicht in dieser Welt sei, oder ihr Bestreben, sich ohne Gott zufrieden zu stellen und den flüchtigen, materiellen Traum als geistige Wahrheit anzunehmen.
Obwohl die Nichtigkeit materieller Wahngedanken an ihrer Unfähigkeit, den Menschen irgend etwas dauernd Gutes zu gewähren, klar zu ersehen ist, so muß doch die Erkenntnis des wirklichen Daseins erlangt werden, ehe dieser scheinbare Mangel an Wirklichkeit beseitigt werden kann. Diese Erkenntnis erlangt man allein durch die Christian Science, durch welche uns die Worte Jesu jetzt wieder und wieder zugerufen werden: „Kommet her zu mir [zu Christus, der Wahrheit], ... Ich will euch erquicken.” Die Christian Science offenbart den Menschen die Wahrheit, nach der sie Jahrhunderte lang vergebens gesucht haben, und welche, wenn sie verstanden wird, die Menschen befähigt, ihr falsches, materielles Bewußtsein für das wirkliche, geistige Bewußtsein des Daseins umzutauschen; sich zu erheben über die kleinlichen Dissonanzen und Plackereien, die Torheiten und Mißerfolge des irdischen Daseins, und einen befriedigenden Begriff von der wirklichen Natur und den Möglichkeiten des Menschen als der geistigen Idee oder dem geistigen Ebenbild Gottes zu gewinnen.
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