Für mich enthält das Christfest ein offenes Geheimnis, von wenigen oder von keinen verstanden, und unaussprechlich, außer in der Christian Science. Christus ward nicht vom Fleisch geboren. Christus ist die Wahrheit und das Leben, aus Gott, aus Geist geboren und nicht aus der Materie. Jesus, der galiläische Prophet, ward aus den geistigen Gedanken der Jungfrau Maria über Leben und seine Offenbarungen geboren.
Gott erschafft den Menschen vollkommen und auf ewig zu Seinem eigenen Bilde. Daher ist der Mensch das Bild, die Idee und der Abglanz der Vollkommenheit, das nicht abfallen kann von seiner ihm innewohnenden Einheit mit der göttlichen Liebe, von seiner makellosen Reinheit und ursprünglichen Vollkommenheit.
In materiellem Sinne gefeiert, ist das Christfest die Geburtsfeier eines menschlichen, für die materiellen Sinne sichtbaren, sterblichen Kindleins; eines Kindleins, das in einer Krippe unter den Herden eines jüdischen Dorfes geboren ward.
Dieser schlichte Ursprung des Jesuskindleins entspricht bei weitem nicht meinem Begriff von dem ewigen Christus (der Wahrheit), der nie geboren wurde und nie stirbt. Ich begehe die Feier des Christfestes mit meiner Seele, mit meinem geistigen Sinn, und feiere so den Einzug des Christus in das menschliche Verständnis (des Christus der im Geist, in Gott und nicht von einem Weibe empfangen ist) als die Geburt der Wahrheit, als das Morgenrot göttlicher Liebe, welches über dem Dunkel der Materie und des Übels mit der Herrlichkeit des unendlichen Daseins anbricht.
Menschliche Satzungen oder Hypothesen, oder eine unklare Philosophie, besitzen wenig göttlichen Glanz, bieten wenig göttliche Gegenwart oder Macht. Das Christfest ist für mich das, was mich an Gottes große Gabe erinnert, an seine geistige Idee: den Menschen und das Weltall; eine Gabe, die so weit über das vergängliche, materielle, fleischliche Geben hinausreicht, daß die Lustbarkeit, das rasende Streben, der Wetteifer und die Kirchenbräuche unseres gewöhnlichen Christfestes als menschliches Blendwerk erscheinen, als eine ärmliche Nachahmung des wirklichen Gottesdienstes zur Feier des Kommens Christi.
Ich begehe das Christfest gerne in der Stille, in Demut, und mit Wohltätigkeit und Nächstenliebe, indem ich mit Wohlwollen gegen die Menschheit, mit beredtem Schweigen, mit Gebet, Lob und Dank meinen Begriff von dem Erscheinen der Wahrheit ausdrücke.
Der helle Glanz dieser Geburt Christi offenbart unendliche Bedeutungen und bringt unzählige Segnungen. Materielle Gaben und Lustbarkeiten dienen dazu, die geistige Idee im Bewußtsein auszulöschen. Sie lassen uns einsam und ohne Seine Herrlichkeit.
