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Wo man die Wahrheit suchen muß.

Aus der Februar 1908-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Das nutzlose Bemühen des menschlichen Geistes, die Wahrheit da zu suchen, wo sie nicht zu finden ist, wird sehr treffend von Lowell in einem Aufsatze folgendermaßen geschildert: „Jeder Mensch, der die Wahrheit nur in dem engen Brunnen seines eigenen Ich sucht, wird sein eigenes Bild auf dem Grunde sehen und es irrtümlicherweise für den Gegenstand seines Suchens halten.” Weil der materielle Sinn nicht in das Reich der Wirklichkeit eindringen kann, bleibt sein Streben immer darauf gerichtet, die Wahrheit in der Materie, das Gute im Bösen und das Leben im Tode zu finden. Unter der Herrschaft des materiellen Sinnes fährt der arme Sterbliche fort im Dunkeln umherzutappen, bis er endlich gezwungen wird, jenseits der Grenzen des sterblichen Wissens nach jenem ersten schwachen Strahl des geistigen Lichtes, welches den Weisen vor alters erschien, zu suchen. Wenn er seinen eigenen Instinkten überlassen bliebe, würde er weiter und weiter von dem Bewußtsein der unsichtbaren Tatsachen des Daseins abkommen, und würde suchen, sich mit einem falschen Bewußtsein zu trösten; einem Bewußtsein, das immer lernt, ohne je zur Erkenntnis der Wahrheit zu kommen. In seiner Unfähigkeit, Gottes Gedanken zu erkennen, würde er an seinen eigenen, begrenzten, menschlichen Begriffen festhalten und sie als wirklich und als gotterschaffen ansehen. Er würde immer von einem materiellen Standpunkte aus urteilen; deshalb würde er in seinem vergeblichen Bemühen, Gott und seine vollkommene Schöpfung zu dem Niveau der menschlichen Wahrnehmung und Fassungskraft herabzuziehen, darauf bestehen, materielle Gedanken mit göttlichen Ideen zu vergleichen. Bei jedem neuen Wort und jedem neuen Satz, notwendigerweise angewandt, um eine genaue Idee der unsichtbaren Wahrheit auszudrücken, würde er seine eigene Vorratskammer der Sinnesgenüsse und Sinneskenntnisse nach Erklärungen durchstöbern. Das Resultat würde notwendigerweise eine menschliche, falsche Auffassung der wahren Idee sein. Weiter kann der materielle Sinn in seinem Suchen nach Wahrheit nicht gehen, und er muß daher lernen göttliche Lehren anzunehmen und seine materiellen Begriffe gegen geistiges Verständnis umzutauschen. Tausende und aber Tausende ernster Christen lesen und studieren die Bibel in ihrem Verlangen nach dem Brote des Lebens, welches vom Himmel geistiger Wahrnehmung und geistigen Verständnisses kommt; aber sie finden es nicht. Warum dieses Mißlingen nach jahrelangem treuem Suchen und christlichem Bekenntnis des Glaubens an Christum als den Erlöser der Menschheit? Einfach, weil die Menschen die Wahrheit da suchten, wo sie nicht zu finden ist; weil sie vermittelst des materiellen Sinnes suchten, welcher die Pforte ist durch die alles Zeitliche, Sündhafte und Vergängliche Eingang findet, die aber allem Unendlichen, Guten und Ewigen verschlossen ist; weil sie den Punkt noch nicht erreicht haben, wo das Sinneszeugnis berichtigt und die Vernunft rechtmäßig in geistige Bahnen gelenkt wird; weil sie an einen Gott glaubten, der Geist ist, und zugleich an die Sinnesbezeugungen, welche tatsächlich das Dasein und die Macht des Geistes leugnen. Um die Natur dessen zu erklären wovon sie schlechterdings nichts verstehen, haben sie sich unbewußt auf die fünf Sinne verlassen. Wenn sie die Erzählungen von Jesu großen Wundertaten lesen, lassen sie sich von ihrem materiellen Sinn einreden, es seien übernatürliche Kundgebungen gewesen, unserm jetzigen Zeitalter unerklärlich; und zu behaupten, daß diese Taten zum Wohl der leidenden Menschheit wieder geschehen können, sei unvernünftig. Wie Moses vor alters, so haben auch sie, wenn sie Gottes heiliges Wort lesen und es erklären wollen, den Schleier der Materie vor ihrem Gesichte, wodurch mehr die Ausbildung der materiellen Sinne als des geistigen Sinnes begünstigt wird. So wurde die göttliche Ordnung scheinbar ungestoßen, und die Materie wurde in Zeiten der Not als das einzige natürliche und brauchbare Hilfsmittel angesehen.

Erst als die Christian Science kam, wurde dieser Schleier der materiellen Anschauung hinweggenommen, und die Macht des Geistes wurde durch die Heilung der Kranken praktisch anwendbar. Tausende der besten Menschen wenden sich täglich von der verschleierten Theologie der Vergangenheit ab und tun tiefe Blicke in die Wissenschaft des Daseins; nicht blos um sich intellektuelle Begriffe von Gott und vom Menschen zu bilden, sondern wegen Aneignung der göttlichen Idee, des Bildnisses und Gleichnisses des Geistes. Sie lernen die Lektion der Demut, wodurch sie in den Besitz des „unerforschlichen Reichtums Christi,” der Wahrheit, kommen. Sie lernen die praktische Bedeutung der Selbstverleugnung, welche sie fähig macht um Christi willen alles zu verlassen und in beständiger bewußter Gemeinschaft mit dem Guten zu stehen. Sie lernen „reich in Gott” zu sein, und sie verstehen daher die folgenden Worte Henry Ward Beechers: „Nicht was wir in dieser Welt nehmen macht uns reich, sondern was wir geben.” Indem sie für die Menschheit leben, lernen sie das eigene Ich verleugnen, und lernen wissenschaftliche Selbstlosigkeit.

Die Christian Science führt die Menschheit zurück zur Bibel, dem unvergleichlichen Buch der Bücher. Nie zuvor in der Geschichte ist die Bibel so eifrig und so verständnisvoll gelesen worden als heute, und zwar bloß aus dem einen Grunde, weil der Vorhang im Tempel wieder zerrissen worden ist. Dadurch tritt die wissenschaftlichgeistige Bedeutung der Heiligen Schrift demjenigen, der weise ist und sich das „kindische Vergnügen” versagt, „die Wahrheit durch die Sinne zu erforschen” („Miscellaneous Writings,” Seite 309), in kühnem Relief hervor. Das gegenwärtige außergewöhnliche Interesse für die Bibel ist in der Kenntnisnahme und der erneuerten Darlegung des Prinzips der christlichen Heilung zu finden. Nichts anderes konnte das Denken zur Bibel zurückführen, zurück zum göttlich-praktischen Maßstabe des ursprünglichen Christentums, demgemäß Gott als der große Arzt, „der da heilet alle deine Gebrechen,” anerkannt wurde. Solange sich die Menschheit damit begnügt blos an Christum zu glauben, ohne Verständnis des Wortes, welches sich sowohl durch Zerstörung der Krankheit als auch der Sünde geoffenbart hat, solange wird sie nie eine richtige Auffassung der Bibel erreichen.

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