Diejenigen, welche Christian Science nicht näher geprüft haben, mögen wohl denken, die Behauptung: „Es gibt kein Übel” sei eine Unwahrheit und ein Versuch, das Übel zu ignorieren. Wenn diese Auffassung richtig wäre, so dürfte allerdings ein Hinweis auf den Strauß angebracht sein, von dem gesagt wird, er stecke den Kopf in den Sand und meine dadurch seinen Verfolgern entgehen zu können. So denkt jedoch der Christian Scientist nicht. Mit den Worten „Es gibt kein Übel” spricht er die absolute Tatsache des ewigen Seins aus. Er weiß, daß das Übel den materiellen Sinnen wirklich erscheint, in den Augen des allgegenwärtigen Gottes hingegen unwirklich, machtlos und ohne Aufenthaltsort ist. Er sieht ein, daß er heute anfangen muß so zu denken, wie Gott denkt, von diesem Standpunkte aus zu handeln und alles, was Ihm unähnlich ist, zu überwinden.
Beim Studium der höheren Mathematik behauptet der Schüler die in einem Lehrsatz enthaltene absolute Wahrheit, ehe er sie bewiesen hat. Dann macht er sich ans Werk, Schritt für Schritt den Beweis zu liefern. In gleicher Weise erklärt der Christian Scientist, es gebe kein Übel, weil er weiß, daß dasselbe im göttlichen Prinzip, dem einzigen Schöpfer nicht zu finden ist. Dann fängt er an dies zu beweisen, indem er aus seinen Gedanken, Worten und Handlungen jede Art des Übels auszuscheiden sucht. Wenn er nie den ersten Schritt tut, indem er die endgültige oder absolute Wahrheit behauptet, so wird er schwerlich den zweiten Schritt tun und die Unwirklichkeit des Übels im täglichen Leben beweisen. Um diesen Beweis zu liefern, ist es vor allem nötig, die Ansprüche des Übels nicht so anzusehen, wie man die unumstößlichen Tatsachen des Seins ansieht, sondern so, wie man einen Fehler betrachtet, der berichtigt werden muß, oder eine Täuschung, die unter den hellen Strahlen des Lichts verschwindet.
Ein Schüler der Mathematik macht beispielsweise einen Fehler im Addieren. Solange er den Fehler nicht sieht, hat derselbe Macht über ihn, weil er ihm wirklich erscheint. Nachdem es ihm klar geworden ist, daß er einen Fehler gemacht hat, bleibt nur eins übrig: er muß den Fehler finden, ihn berichtigen und dadurch zunichte machen. Nur so kann er die Unwirklichkeit des Fehlers beweisen. Angenommen nun, der Schüler würde, nachdem er sich von dem Vorhandensein eines Fehlers überzeugt hat, einen andern Schüler oder den Lehrer dafür verantwortlich zu machen suchen, anstatt nachzuforschen, wo sein eignes falsches Denken angefangen hat. Oder angenommen, er fürchtet sich die Berichtigung des Fehlers vorzunehmen, oder er verliert den Mut, oder er denkt in seiner Torheit, das Problem könne ohne Berichtigung des Fehlers gelöst werden. Im Fall irgendeines dieser falschen Geisteszustände wird seine Kenntnis der Mathematik sehr bald in einen Zustand der größten Verwirrung geraten. Sein Lebensproblem wird in gleicher Weise ein Wirrwarr, wenn er andern wegen seiner Fehler die Schuld gibt, oder wenn er sich von Furcht, Mutlosigkeit oder Gleichgültigkeit gegen die Ansprüche des Übels beherrschen läßt. Mrs. Eddy sagt darüber im Lehrbuch, „Science and Health,“ Seite 447: „Um die Anmaßungen der Sünde zunichte zu machen, mußt du die Sünde aufdecken, die Maske entfernen, auf die Täuschung hinweisen und so den Sieg über die Sünde davontragen und ihre Unwirklichkeit beweisen.”
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