Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer

Praktische Religion.

Aus der April 1909-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Das Alte Testament enthält zahllose Verheißungen der Gesundheit und der Glückseligkeit. Der menschlichen Erfahrung nach gibt es keinen inneren Frieden ohne körperliches Wohlbefinden; deshalb suchen die Menschen fortwährend nach Gesundheit und lassen sich’s dabei oft recht viel kosten. Die Bibel schreibt gewisse unveränderliche und unumgängliche Bedingungen zur Erlangung von Gesundheit und Glück vor, und diese muß man so sorgfältig und gewissenhaft erfüllen wie die Regeln des Ackerbaues oder der Mechanik. Hätte die Menschheit die Gebote Gottes stets gehalten, welch reiche Segnungen hätte sie doch geerntet, — Segnungen, von denen sie bis jetzt keine Ahnung hat!

Wohl die meisten Bibelforscher oder Bibelgläubige geben zu, daß die Ermahnungen der Bibel für alle Leute und für alle Zeiten bestimmt sind. Christian Science vertritt diese Ansicht mit größer Entschiedenheit. Die Geschichte der Kinder Israel wiederholt sich offenbar in der Geschichte des ganzen Menschengeschlechtes; deshalb versinnbildlicht der Auszug Israels aus der Sklaverei Ägyptens die für die ganze Menschheit bestimmte endgültige Erlösung von aller Sünde und Krankheit, — den Übergang der Sterblichen aus der Knechtschaft „zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes.” „Das verheißene Land” bedeutet allegorisch sowohl wie geschichtlich volle und dauernde Erlösung und Freiheit.

Stellen wie die folgende aus dem 103. Psalm finden sich sehr zahlreich in der Bibel: „Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiß nicht, was er dir Gutes getan hat! Der dir alle deine Sünden vergibt, und heilet alle deine Gebrechen.” Und Jeremia 33: „Rufe mir, so will ich dir antworten, und will dir anzeigen große und gewaltige Dinge, die du nicht weißt. .... Siehe, ich will sie heilen und gesund machen, und will ihnen Frieden und Treue die Fülle gewähren.”

Die Lehren des Alten Testaments bilden eine feste Grundlage für die neutestamentliche Lehre des Heilens vermittelst des göttlichen Gesetzes, besonders für die Werke und Lehren Jesu. Er sandte seine zwölf Jünger aus und gebot ihnen, zu predigen und die Kranken zu heilen. Er gab ihnen den Befehl, welchen einige Bibelausleger seinen „großen Auftrag” genannt haben. Derselbe ist im 10. Kapitel des Matthäus verzeichnet und lautet wie folgt: „Gehet nicht auf der Heiden Straße, und ziehet nicht in der Samariter Städte, sondern gehet hin zu den verlorenen Schafen aus dem Hause Israel. Gehet aber und predigt und sprecht: Das Himmelreich ist nahe herbeikommen. Machet die Kranken gesund, reiniget die Aussätzigen, wecket die Toten auf, treibet die Teufel aus. Umsonst habt ihr’s empfangen, umsonst gebet es auch. Ihr sollt nicht Geld noch Silber noch Erz in euren Gürteln haben; auch keine Tasche zur Weg-Fahrt, auch nicht zween Röcke, keine Schuhe, auch keine Stecken, denn ein Arbeiter ist seiner Speise wert.”

Dieses Gebot ist ein einheitliches Ganzes; dennoch aber hat die Theologie es in zwei Gebote eingeteilt. Man hat uns gelehrt, daß derjenige Teil, der sich auf das Predigen bezieht, für alle Zeiten bestimmt sei, damit sich alle heidnischen Völker zum Christentum bekehren möchten; daß aber der andere Teil, der über das Heilen von Krankheit sowie über die anderen angeführten Werke Bestimmungen trifft, nur für Jesu Zeiten und Umgebung galt. Die Worte Jesu sprechen keineswegs zu Gunsten einer solchen Auffassung; auch geben sie uns kein Recht, einen Teil seines Gebotes unbeachtet zu lassen.

Dies wäre selbst dann unser Standpunkt, wenn wir in Bezug auf diese Sache nichts weiter hätten als die obenangeführten Worte; unsere Beweisquellen sind jedoch noch nicht erschöpft. Nach Jesu Auferstehung und unmittelbar vor seiner Himmelfahrt gab er den Jüngern sein letztes Gebot, wie wir es in den beiden Schlußversen des letzten Kapitels im Evangelium Matthäus aufgezeichnet finden: „Darum gehet hin und lehret alle Völker, und taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes; und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.”

Diese Worte sind sehr weitreichend und ohne irgend welchen Vorbehalt. Sie umfassen alle Gebote, die Jesus seinen Jüngern bisher gegeben hatte und enthalten einen klaren, unverkennbaren Auftrag. Wir erklären deshalb auf Grund ausdrücklichster biblischer Gewähr, daß die Krankenheilung ein wichtiger und unumgänglicher Teil des Evangeliums Christi ist. Insofern die göttliche Macht verstanden wird und insofern man sich ihrer bedient, heilt sie die Kranken heute ebenso wie zu Jesu Zeiten. Es gibt nur eine Wahrheit, und diese Wahrheit ist ewig, unveränderlich.

Hier könnten wir gar wohl unsere Erörterungen zum Abschluß bringen; wir sehen uns jedoch veranlaßt, auf eine weitere Aussage Jesu hinzuweisen, die alle bisherangeführten an Bedeutsamkeit übertrifft. Im 14. Kapitel des Evangeliums Johannis lesen wir: „Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Wer an mich glaubet, der wird die Werke auch tun, die Ich tue, und wird größere denn diese tun; denn ich gehe zum Vater.” Wunderbare Worte! Wenn wir an die großen Taten Jesu denken, so werden wir von dieser feierlichen Erklärung nahezu überwältigt. Jesus vernichtete alle Arten der Sünde, heilte die verschiedenartigsten Krankheiten, ging auf dem Wasser, erweckte die Toten und verrichtete viele andere wunderbare Werke. Und doch erklärte er mit überraschender Einfachheit, daß diejenigen, welche an ihn glauben, nicht nur die Werke tun sollten, die er tat, sondern sogar noch größere. Von wem aber sollen diese Werke getan werden, wenn nicht von Christen? Jesus sagte deutlich, daß sie von denen getan werden sollen, die an ihn glauben, — von denen, die seine Lehren verstehen und denselben gehorchen.

Daß das Gebet Kranke geheilt hat, ist aus der Bibel und aus anderen zuverlässigen Quellen ersichtlich. Die Apostel sowie die ersten Christen im allgemeinen bewiesen die Wahrheit der Lehren Jesu, und wie bereits angeführt, wird allen denen, die an ihn glauben, geboten, die Werke zu tun, die er tat, — ja noch größere. Warum werden sie nicht in unserer Zeit von seinen angeblichen Nachfolgern getan? Die Christenheit möge diese Frage ernstlich erwägen und gewissenhaft beantworten. Der Apostel Jakobus sagt deutlich: „Leidet jemand unter euch, der bete. ... Und das Gebet des Glaubens wird dem Kranken helfen, und der Herr wird ihn aufrichten; und so er hat Sünden getan, werden sie ihm vergeben sein” (Jakobus 5: 14, 15). Erging sich Jakobus in nichtssagenden Redensarten? Ist das Gesetz, welches beim Gebet in Kraft tritt, widerrufen worden?

Wer das Gebet geringschätzt, verwirft die eigentliche Grundlage der christlichen Religion. Wer verneint, daß Gott heutiges-tags die Kranken heilen kann und will, verneint damit Gottes Allmacht. Keiner, der an Gott, an Christum und an die Bibel glaubt, kann, wenn er konsequent sein will, die Macht und Wirksamkeit des Gebets bezweifeln. Ist es nicht hoch an der Zeit, daß die Christenheit erwache und sich ihrer höheren und heiligeren Pflichten der christlichen Religion gegenüber bewußt werde? Sollte dieses „verlorene Element” des Christentums nicht wieder zur Geltung kommen? Nun, dann lege doch ein jeder gute Christ mit Hand an, damit dieses Ziel erreicht werde.

Wenn uns die herrlichen Gebetserhörungen früherer Zeiten fehlen, ist nicht mit Recht anzunehmen, daß mit unserem Gebet etwas nicht in Ordnung ist, — daß es uns am Glauben oder am Verständnis fehlt? Aus tiefster Überzeugung erklären wir, daß das Heilen der Kranken auf geistigem Wege vom Christentum unzertrennbar ist; daß ein treues Befolgen der Lehren und des Beispiels Jesu dieses Heilen unbedingt in sich schließt.

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Mehr aus dieser Ausgabe / April 1909

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.