Seitens vorurteilsvoller Leute wird manchmal behauptet, Christian Science sei nur für die Reichen bestimmt; Arme hingegen hätten in ihren Kirchen keinen Platz. Diejenigen, welche auch nur in geringem Maße die in der Christian Science zum Ausdruck kommenden erhebenden Wahrheiten verstehen, erkennen diese Religion als eine äußerst praktische. Sie wissen, daß dieselbe sowohl den sogenannten Armen als auch den Reichen eine wunderbare Hilfe ist; daß sie nicht nur beiden Klassen zur geistigen Erhebung dient, sondern ihnen auch Stärkung und Trost bei der Verrichtung ihrer täglichen Arbeit gibt.
Ich kenne persönlich eine deutsche Frau, eine Witwe, welche vor einem Jahr von einem abnormen Gewächs, das sie vier Jahre lang gehabt hatte, geheilt wurde, und zwar dadurch, daß sie einige Nummern des Herold las. Drei Wochen nachdem sie die Hefte erhalten hatte, war das Gewächs vollständig verschwunden. Natürlicherweise ist sie für diese Heilung sehr dankbar. Sie kann noch nicht Englisch lesen, erklärt aber, sie werde sich nie mehr auf materielle Heilmittel verlassen, sondern allein auf Gott. Sie muß ihren Unterhalt außer dem Hause verdienen und kann jetzt jede Arbeit verrichten, die von ihr erwartet wird. Erwies sich Christian Science nicht als eine Wohltat für dieses bekümmerte Herz, für diese Frau, der scheinbar nicht mehr zu helfen war?
Vor mehreren Jahren, als ich meine ersten Schritte in der Christian Science tat, hörte ich ein Zeugnis, dessen praktische Wahrheit einen solch tiefen Eindruck auf mich machte, daß ich die wesentlichen Punkte dieses Falles nie vergessen habe. Eine Frau, die sich durch Waschen und Bügeln ernähren mußte, erzählte, daß man sie in früheren Jahren für sehr nachlässig in ihrer Arbeit gehalten habe; seit sie aber zur Christian Science gekommen sei, hätte sie gelernt Gott über alles zu lieben, und da sie einsehe, daß sie dies nur durch ehrliche, gewissenhafte Arbeit demonstrieren könne, bemühe sie sich, vermöge ihres geringen Verständnisses der Wahrheit ihre Arbeit so zu verrichten, daß sich niemand mehr über sie beklagen könne.
Die Schrift ermahnt uns: „Befleißige dich Gott zu erzeigen einen rechtschaffnen und unsträflichen Arbeiter, der da recht teile das Wort der Wahrheit.” Ferner lehrt sie uns das Verständnis des Prinzips der Liebe und des rechten Lebens; sie zeigt uns, „daß Gott die Person nicht ansieht.” Welch eine herrliche Veranschaulichung dieser Tatsachen sehen wir in dem Leben unsres lieben Meisters, dessen Wirksamkeit uns fortwährend an jene Sanftmut und Demut erinnert, die wir alle nachahmen sollten. Jesus suchte sich seine Nachfolger unter den einfachen und bescheidenen Fischerleuten, und von solchen sagte er: „Ich preise dich, Vater und Herr Himmels und der Erde, daß du solches den Weisen und Klugen verborgen hast, und hast es den Unmündigen offenbaret. Ja, Vater; denn es ist also wohlgefällig gewesen vor dir.”
Als ich neulich die Lektions-Predigt über das Thema Sakrament studierte, kam es mir klarer denn je zum Bewußtsein, welch hohen Grad der Demut und Selbstverleugnung Jesus bewies, als er seinen Jüngern die Füße wusch. Diese Eigenschaften standen in auffallendem Kontrast zu dem Stolz und der Grausamkeit, welche die Pharisäer bei jeder Gelegenheit an den Tag legten. Ich weiß, daß ich nie mit Worten meine Liebe und tiefe Dankbarkeit gegen unsre liebe Führerin, Mrs. Eddy ausdrücken kann, die es mir möglich gemacht hat, wenigstens einigermaßen die heilende Wahrheit, welche uns Christian Science enthüllt, zu erfassen. Ich liebe diese Wahrheit so sehr, daß mir die Worte fehlen, um ihre Erhabenheit und Unendlichkeit auszudrücken.