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Die Wahrheit versagt nie

Aus der April 1910-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Anläßlich einer gewissen Erfahrung drängte sich der Autorin unlängst die Frage auf: Hat Christian Science in diesem Krankheitsfall ihre Wirkung versagt? Nach längerem Nachdenken und Gebet wurde ihr Bewußtsein dermaßen erleuchtet, daß ihr die Antwort zuteil wurde, und sie verstand nun die Bedeutung der folgenden Stelle aus „Science and Health“ (S. 513): „Dem materiellen Sinn erscheint dieses göttliche Weltall matt erleuchtet und weit entfernt — grau in den düsteren Farben der Dämmerung; aber siehe da! der Schleier hebt sich, und die Szene rückt in den Lichtkreis.” Diese Worte weisen auf die Tatsache hin, daß es die Aufgabe der Christian Science ist, die Welt zu erlösen. Völlige Erlösung bedeutet das Erlangen eines vollkommen geistigen Bewußtseins, welches aus göttlichen Ideen besteht. Dieses Bewußtsein erreicht man in dem Maße, wie die falschen Vorstellungen oder Annahmen verschwinden, aus welchen sich das sterbliche, unechte Bewußtsein zusammensetzt. Welcherlei Erfahrungen nun diese materiellen Annahmen nötig haben, ehe sie den göttlichen Ideen weichen, kommt ganz auf die Art dieser Annahmen an.

Die Wirksamkeit der Hilfeleistung in der Christian Science richtet sich nach dem Maße des erlangten geistigen Bewußtseins. Dieses Bewußtsein, weil dessen Gedanken Gottes Gedanken sind. Gott ist deren Prinzip, Gott rüstet dieselben mit Kraft aus. Ein göttlich-ausgerüsteter Gedanke kann nicht versagen; er muß den unechten, entgegengesetzten, materiellen Begriff vernichten.

Es gibt verschiedene Grade der menschlichen Annahme. Je besser die Annahme ist, desto bereitwilliger weicht sie der göttlichen Idee. Eine verbesserte Annahme liefert durch ihre Besserung den ersten Beweis, daß sie ihre Unrichtigkeit eingesehen hat. Sie hat den ersten Schritt in dem Prozeß ihrer Besserung getan, und das bedeutet, daß sie schließlich dem geistigen Verständnis weichen wird. Physische Heilung ist oft die erste Kundgebung einer besseren Annahme — aber nicht immer; sie scheint im Gegenteil oft die letzte zu sein. Zuweilen mag sich diese physische Heilung verzögern, bis andre Annahmen besser geworden sind und sich der Wahrheit unterworfen haben.

Die Antwort auf die Frage, warum manche Leute so viel schneller geheilt werden als andre, lautet deshalb, daß sie nicht schneller geheilt werden, sondern daß die Besserung ihrer Annahmen sich zuerst durch physische Heilung kundgetan hat. Wenn die Kundgebung der Heilung nach langer Verzögerung endlich erscheint, so mögen sich die Annahmen so gebessert haben, daß sie an der Pforte des Himmels angekommen sind. In der Christian Science ist es unsre Aufgabe, den Himmel (Unsterblichkeit, ewigen Frieden, ewige Glückseligkeit) zu erreichen — das vollkommene Bewußtsein zu erlangen, in welches nichts „Gemeines, und das da Greuel tut und Lüge” eindringen kann, und in welchem kein Begriff von Sünde, Krankheit und Tod Raum findet. Physische Heilung ist bloß eine beiläufige Erscheinung in diesem Werk. Wer sie zum einzigen Zweck seines Strebens macht, tut seine Arbeit nur teilweise und beweist einen schlechten Begriff von seiner Aufgabe. Falls nun das menschliche Bewußtsein während dieses Besserungsprozesses, dieses Übergangs vom Sinn zur Seele den Schatten durchschreitet, welchen es Tod nennt, ehe die verbesserte Annahme als physische Heilung zum Ausdruck kommt: haben wir als Christian Scientisten das Recht zu glauben, es habe ein Fehlschlag stattgefunden? Haben wir einen Grund, mutlos zu sein? Nein! Das menschliche Bewußtsein ist in solchem Fall der Heilung, dem Himmel, Gott viel, viel näher gekommen, als wenn es den Einfluß der Wahrheit nie gefühlt hätte. Haben wir ein Recht zu behaupten, Christian Science habe in einem bestimmten Fall keine Heilung bewirkt? Der Tod ist bloß eine Erscheinungsform der Annahme, daß das Leben in der Materie wohne. Obgleich er ein Irrtum ist, der überwunden werden kann und wird — obgleich er nicht als „Stufe zum Leben, zur Unsterblichkeit und zur Glückseligkeit” dienen kann („Science and Health“, S. 203), so mag er doch, wie viele andre menschliche Erfahrungen, gerade das sein, was das menschliche Bewußtsein zur Realisierung der Allheit Gottes und Seiner Schöpfung emporhebt und demselben die Nichtigkeit eben dieser Annahme, welche den Tod zur Folge hat, klar macht.

Unser Werk in der Christian Science ist für die Ewigkeit. Was auch der materielle Sinn behaupten und welcherlei Zeugnis er auch ablegen mag: unsre Aufgabe ist es zu erkennen, daß dieses Zeugnis nur vor ihm selbst gilt, nie aber vor der Wahrheit, nie vor Geist, Gott, nie vor dem Menschen Gottes. Wir müssen die Wahrheit erkennen; wir müssen einsehen, daß das Heilen die Frucht dieser Erkenntnis ist. Die Zeit ist ein menschlicher Maßstab. Man kann die Ewigkeit nicht nach ihr bemessen, auch bildet sie keinen Teil der Ewigkeit. In dem Walten des Geistes gibt es weder ein „Schnell”, noch ein „Langsam”, sondern nur das ewige „Jetzt”. Wir müssen die Wahrheit jetzt erkennen; Gott gibt dann das Gedeihen. Die Arbeit findet in unserm eignen Bewußtsein statt, und wir müssen jetzt anfangen, in das Himmelreich einzugehen. Wenn wir irgend etwas gegen unsern Bruder haben — irgendeinen Glauben an die Wirklichkeit seiner Krankheit oder seines Todes, so müssen wir vor allem diesen Balken aus unserm eignen Auge entfernen und die wahre Idee vom Menschen erlangen — ihn als Gottes vollkommenes, reines, sündloses und unsterbliches Kind sehen. Erst dann können wir unsre Gabe des Heilens auf den Altar bringen. Die menschliche Vernunft darf dem göttlichen Geist (Mind) keinen Fehlschlag vorwerfen.

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