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Wie man fasten soll

Aus der April 1910-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Als die Verfasserin unlängst das 58. Kapitel des Propheten Jesaja las, kam es ihr so recht zum Bewußtsein, wie klar uns die Lehren der Bibel werden, wenn wir sie im Licht der Christian Science studieren. Wir dachten z. B. früher, Fasten bestehe in der Kreuzigung des Fleisches durch ein zeitweiliges Unterdrücken materieller Wünsche, ohne Rücksichtnahme auf die Pflichten dem Mitmenschen gegenüber. Oft machte sich das Resultat solches Fastens unsrer Umgebung bemerkbar durch unsre traurigen Gesichtszüge und trüben Blicke in die Zukunft, ja zuweilen durch verminderte Kraft und Leistungsfähigkeit. Da wir nicht verstanden, daß unsre Kräfte und Lebensbedürfnisse allein von Gott kommen und nicht von materiellen Zuständen abhängig sind, so übte unsre Enthaltsamkeit vom Genuß der Nahrungsmittel sowie anderartige Kreuzigung des Fleisches oft scheinbar einen schädlichen Einfluß auf unsern Körper und unsre Stimmung aus, und zwar dermaßen, daß der Friede und die Harmonie derjenigen, mit denen wir im Umgang standen, ernstlich gestört wurde.

Unser Meister verwarf diese materielle Art des Fastens, wie im 6. Kapitel des Evangeliums Matthäus zu lesen ist, als er zu seinen Jüngern sprach: „Wenn ihr fastet, sollt ihr nicht sauer sehen wie die Heuchler; denn sie verstellen ihre Angesichter, auf daß sie vor den Leuten scheinen mit ihrem Fasten. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn dahin.” Sodann sagte er ihnen, wie sie fasten sollten: „Wenn du aber fastest, so salbe dein Haupt und wasche dein Angesicht, auf daß du nicht scheinest vor den Leuten mit deinem Fasten, sondern vor deinem Vater, welcher verborgen ist; und dein Vater, der in das Verborgne siehet, wird dir’s vergelten öffentlich.” Es ist also klar, daß Enthaltsamkeit vom Genuß der gewöhnlichen Nahrungsmittel weder uns noch andern etwas nützen kann, denn dieser materielle Begriff vom Fasten bezieht sich nur auf die eigne Person und ist daher höchst selbstsüchtig.

In dem obengenannten wunderbaren Kapitel aus dem Propheten Jesaja wird uns gesagt, worin das wahre, geistige Fasten besteht. Ich verstehe die Erklärung dahin, daß das einzige Gott wohlgefällige Fasten unsern Bruder sowohl wie uns selbst einschließen muß; daß wir uns in Gedanken, Worten und Werken der Kritik gegen ihn enthalten müssen. Wir sollen nicht nur unsre eignen falschen Annahmen und Wünsche überwinden, sondern auch an der Befreiung der ganzen Menschheit mithelfen. Es muß unsre Aufgabe sein, „allerlei Last” des Materialismus wegzureißen, sei es der Glaube an Sünde, Krankheit oder den Tod. Wir müssen in der Weise fasten, daß wir uns der Glaubens an das Übel enthalten und sowohl für uns als auch für andre die Harmonie des jetzt gegenwärtigen Reichs Gottes realisieren. Indem wir dieses geistige Verständnis vom Fasten in die Tat übersetzen, erfüllen wir das Gesetz auf Sinai: „Du sollst keine anderen Götter neben mir haben”, sowie das Gebot Jesu: „Du sollst deinen Nächsten lieben als dich selbst.”

Wenn wir uns alle Menschen und die ganze Schöpfung als die geistige und vollkommene Wiederspiegelung des vollkommenen Allbewußtseins (Mind) denken, so bringen wir die wahre Idee vom Beten und Fasten zum Ausdruck. Das Beten — das bestimmte Behaupten und Sichvergegenwärtigen der Wahrheit — bringt uns in harmonische Beziehung zu dem Gesetz Gottes, dem allmächtigen, allgegenwärtigen Guten; und das Fasten — das Verneinen der Wirklichkeit und Macht des Übels — bedeutet die Enthaltsamkeit von allem, was der göttlichen Wirklichkeit nicht entspricht. Als die Jünger jenen Knaben nicht geheilt hatten, der vermeintlich einen sprachlosen und tauben Geist hatte, und als sie dann Jesum wegen des Grundes ihres Mißerfolges befragten, sagte derselbe: „Diese Art kann mit nichts ausfahren denn durch Beten und Fasten.” Wenn uns also eine Demonstration schwierig, ein zu überwindender materieller Zustand fast unüberwindlich erscheint, so müssen wir die obigen Worte des Meisters auf unser Problem anwenden; d. h. wir müssen noch ernster beten — die Wahrheit behaupten —‚ noch standhafter fasten — die scheinbare Macht des Irrtums verneinen —. Dann treten die herrlichen Resultate des Fastens zutage, und die Harmonie des Reichs Gottes kommt in uns sowie in allen, die um uns sind, mehr zum Ausdruck. Es wird uns dann zur Gewißheit, daß unser Fasten dem Herrn angenehm ist.

Wir können unsrer Führerin, Mrs. Eddy nicht dankbar genug sein für unsern Schlüssel zur Heiligen Schrift, welcher uns die verborgenen Schätze der Bibel erschlossen und uns zur praktischen Anwendung derselben geführt hat. Christian Science zeigt uns, wie wir der Ermahnung: „Reiß weg allerlei Last” folgen, die Unterdrückten befreien und die zerbrochenen Herzen verbinden können, wodurch wir dann das Gesetz des Christus erfüllen — das vollkommene geistige Gesetz der Liebe und Freiheit, welches das ganze Weltall lenkt und leitet.


Das wahre Glück, du Menschenkind,
O wähne doch mitnichten,
Daß es erfüllte Wünsche sind,—
Es sind erfüllte Pflichten!

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