Christian Science lehrt uns, daß es nur ein Prinzip und eine Idee gibt — nur eine Ursache und eine Schöpfung als Wirkung dieser Ursache, daß Gott — das Gute — Prinzip oder Ursache ist und daß das Weltall und der Mensch die Idee oder Schöpfung des Geistes, des Lebens, der Wahrheit, der Liebe, des Allbewußtseins (Mind) sind. Ferner lernen wir, daß der Mensch und das Weltall Wiederspiegelungen Gottes, des Ich bin [Züricher Bibel] sind und daß dieser Mensch als Wiederspiegelung keine physische Persönlichkeit, sondern Gottes Idee ist.
Da der Ich bin stets derselbe war, ist und sein wird, so war und ist auch der Mensch als Gottes Wiederspiegelung stets derselbe und wird stets derselbe sein. Weil nun der wahre Mensch nur das ausdrücken oder wiederspiegeln kann, was von Gott kommt, so muß er stets Leben, Liebe, Wahrheit, Intelligenz usw. wiederspiegeln, denn die Wiederspiegelung muß stets das Original darstellen. Der Mensch spiegelt Leben wieder, deshalb kann er nicht sterben; er spiegelt Wahrheit wieder, deshalb kann er keinen Irrtum begehen; er spiegelt Liebe wieder, deshalb kann er nicht hassen, sondern muß in seinem Bruder das Bild Gottes sehen. Er spiegelt Intelligenz wieder, deshalb versteht er, kann nicht mißverstehen noch mißverstanden werden.
Für den wahren Menschen gibt es weder Umwandlung. Wiedergeburt noch Auferstehung. Da er von Gott erschaffen ist, kann er nicht in ein andres Wesen umgewandelt werden, denn Gott ist derselbe durch alle Ewigkeiten, Seine Ideen sind so ewig wie Er selbst, deshalb unveränderlich; auch kann dieser Mensch nicht von neuem geboren werden, denn er ist von Gott erschaffen, ist eine Idee des göttlichen Prinzips. Er existiert, weil sein Schöpfer existiert. Er hat deshalb keine Auferstehung nötig, denn er kennt keine Sünde, keine Krankheit, da er der Abkömmling des Guten ist, in dem es kein Übel gibt. Er bleibt stets unverändert, das Kind des Vater-Mutter Gottes; er spiegelt die Vaterschaft und Mutterschaft Gottes wieder.
Streng genommen kann also der sterbliche Mensch nicht umgewandelt werden, denn er ist nicht Mensch im wahren Sinne des Wortes. Er ist nichts weiter als eine Fälschung des von Gott geschaffenen Menschen, welche verschwindet, sobald die Wirklichkeit erkannt wird. Jedoch, durch die Entfaltung der geistigen Tatsachen des Seins wird der sterbliche Mensch — nach der Auffassung des menschlichen Sinnes — umgewandelt, wiedergeboren, auferweckt. Es ist dies jedoch keine Entwicklung aus dem Materiellen ins Geistige. Da die Materie in Wirklichkeit nicht besteht, so kann sie aus diesem Grunde nicht vergeistigt werden; hingegen muß der falsche Begriff vom Menschen — der sterbliche Mensch oder das sterbliche Bewußtsein (mind)— beseitigt werden, um dem wahren Begriff — dem unsterblichen Menschen, der Idee des Allbewußtseins (Mind)— Raum zu geben.
Christian Science zeigt, daß die Fälschung als Fälschung erkannt und von der Wirklichkeit getrennt werden muß, so daß dem menschlichen Sinn das Bildnis Gottes erscheinen kann. Man muß den Irrtum als solchen erkennen, um dessen ursprüngliche Nichtigkeit zu beweisen. Dies geschieht durch menschliche Entfaltung — ein Prozeß, der weiter gehen muß, „bis das Materielle, durch das Ideale umgewandelt, verschwindet” („Science and Health“, S. 442). In dieser Weise werden wir durch Erneuerung unsres Sinnes verändert, wie Paulus sagt. Wie sich Jakob fest an den Engel anklammerte, mit dem er rang, so dürfen auch wir nicht von der glorreichen Wahrheit der göttlichen Wissenschaft lassen, bis unser Wesen erneuert ist. „In dieser Weise wird die Wahrheit auf ihren Schwingen des Lichtes die ganze Erde umgestalten und die Dunkelheit des Irrtums vertreiben” (Ibid., S. 191).
Durch diese Entfaltung, welche der menschliche Sinn für Umgestaltung, Wiedergeburt und Auferstehung hält, wird der falsche Begriff (der sterbliche Mensch oder die sogenannte intelligente Materie) durch den wahren Begriff (den unsterblichen Menschen oder die Wiederspiegelung der Intelligenz) ersetzt. Dann schwindet der Traum, daß die Materie Leben und Intelligenz habe und Substanz sei, und man sieht Gottes Schöpfung als unverändert und vollkommen. Der Schleier, den der animalische Magnetismus scheinbar über die Schöpfung wirst, wird zerrissen, so daß der „heilige Ort” allen zugänglich wird.
Der animalische Magnetismus ist die sogenannte Anziehungskraft der Materie, und der Glaube an denselben erzeugt all die verschiedenen „Ismen”, „Osophien” usw. Diese muß die Wahrheit beseitigen, und zwar durch die Erkenntnis, daß sie weder Leben, Wahrheit, Substanz noch Intelligenz haben, weil Gott, das Gute Alles-in-allem ist und weil „sonst keiner mehr” besteht. Es gibt deshalb kein Gesetz außer Seinem Gesetz — dem Gesetz des Lebens, der Wahrheit und der Liebe.
[im „Omaha (Neb.) World-Herald“]
Jesus definierte den „Tröster” nicht als eine Person, sondern als den „Geist der Wahrheit”, der die Lehren des Meisters durch die Wiederholung seiner Werke beglaubigen würde. Christian Science hat sich, insoweit sie verstanden und praktisch angewandt worden ist, für viele als der versprochene Tröster erwiesen. Das Unvermögen, diese Wissenschaft zu demonstrieren, ist auf ein mangelhaftes Verständnis ihres Prinzips und Gesetzes zurückzuführen, kann also keineswegs als Beweis für die Unrichtigkeit ihrer Lehren gelten.