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„Gottes Mühlen”

Aus der Mai 1910-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Das aus alten Zeiten stammende Sprichwort: „Gottes Mühlen mahlen langsam”, drückt die tiefeingewurzelte Überzeugung aus, daß das Recht viel langsamer zur Geltung komme als das Unrecht. Diese Annahme verschwand nicht mit der heidnischen Mythologie, sondern übt auch heute noch auf das sittliche und religiöse Denken einen großen Einfluß aus. Obgleich anerkannt werden muß, daß sowohl der jüdische wie der christliche Begriff von Gott in ethischer Hinsicht allen andern weit voraus ist, so läßt er doch in den meisten Fällen viel zu wünschen übrig. Es wird zwar zugegeben, daß Gott, um Gott zu sein, vollkommen sein muß; dennoch aber verneint man die Vollkommenheit Seiner Herrschaft, weil menschliche Zustände, wie sie den materiellen Sinnen erscheinen, nichts weniger als vollkommen sind. Alle ernsten Christen meinen zu glauben, daß Gott allmächtig ist; tatsächlich aber verneinen es die meisten, indem sie dem Übel unbegrenzte Macht und unbegrenzten Einfluß beimessen, und indem sie verneinen, daß geistiges Verständnis sich mit den feindseligen Kundgebungen des Übels messen und dieselben überwinden könne. Paulus war offenbar der entgegengesetzten Ansicht, als er an die Korinther schrieb: „Die Waffen unsrer Ritterschaft sind nicht fleischlich, sondern mächtig vor Gott, zu zerstören Befestigungen”.

Von dem Gesichtspunkte der Christian Science aus gesehen, ist die Wirksamkeit des göttlichen Prinzips nie langsam, noch kann sie andrerseits durch menschliches Bitten und Flehen beschleunigt werden. Die Veränderung kommt dadurch zustande, daß die Sonne der Wahrheit dem menschlichen Bewußtsein aufgeht. Es bedeutet dies den Übergang vom Tod zum Leben. Wenn die Stimme des Geistes: „Es werde Licht” dem Menschen zu Ohren dringt, so weicht der träge Glaube, daß Geist in der Materie sei, dem erwachenden Begriff von der dem göttlichen Leben innewohnenden Kraft, und dem Erweckten wird dann „alles neu”. Mochte auch jene Frau zwölf Jahre krank gewesen sein, mochte auch jener Mann achtunddreißig Jahre hilflos an: Teiche Bethesda gelegen haben: sie erfuhren beide, daß „das Wort Gottes ... lebendig und kräftig” ist. Dieselbe Erfahrung machten viele andre, deren Heilung die goldene Kette der christlichen Demonstration in der Vergangenheit mit derjenigen in unsrer Zeit verbindet.

Wenn die Menschheit als Ganzes vorwärts schreitet, so beweist sie dadurch, daß sie ein besseres Verständnis vom Leben erlangt hat, und dieses Verständnis stärkt den schwachen Willen, indem es alle Furcht vor Mißerfolg beseitigt. Was in Bezug auf Nationen wahr ist, ist auch in Bezug auf Individuen wahr, denn das Gesetz des Fortschritts ist in seiner Wirkung unveränderlich. Gott sagt: „Ich ... wandle mich nicht.” Wenn also unsre Hilfe nur sehr langsam kommt, wenn das Recht sich zu verzögern scheint, so müssen wir uns vor allem der Annahme entledigen, daß Gott und die Wirkung Seines Gesetzes jemals weniger als vollkommen seien, oder daß der Mensch jemals von Gesetzen beeinflußt werde, die Sünde und Krankheit bewirken. Die Frage ist nicht, ob sich die göttliche Gerechtigkeit verzögert, sondern, ob wir wachsam genug sind und ob unser Begriff von Gerechtigkeit klar genug ist, um die Annahme zu vernichten, daß das Übel Macht habe.

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