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Kindliche Einfalt

Aus der September 1910-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft

Christian Science Monitor


Reinheit ist der Eckstein alles geistigen Bauens”; so schreibt Mrs. Eddy auf Seite 241 von „Science and Health“, und schon eine geringe Erfahrung in der Praxis der Christian Science lehrt uns das Unabweisliche dieser Forderung. Das übel entsteht zuerst im Gedanken, ehe es in die Tat umgesetzt werden kann. Das Bewachen unsrer Gedanken ist daher ein unumgängliches Gebot. Das kindliche Gemüt, welches von „des Fleisches Lust und der Augen Lust” und von hoffärtigem Leben unbefleckt ist, wurde von Christo Jesu als Vorbedingung zur Erlangung des Himmelreiches bezeichnet. Der Streiter Jesu Christi, von dem Paulus spricht, ist bloß ein erwachsenes Kind — der Mensch, in dem sich kindliche Reinheit mit der Erkenntnis geistiger Macht paaren; der Mensch, dessen Weisheit „nicht von dieser Welt” ist, sondern aus geistigen! Erkennen hervorgeht.

Die ersten Früchte solcher Kindlichkeit sind geistige Erkenntnis, und geistige Erkenntnis bedeutet für den Menschen Herrschaft über die Beschränkungen des Fleisches; nicht wie manche Leute zu glauben scheinen, um sich größerer Macht und größeren Wohllebens zu erfreuen — dies wäre Knechtschaft unter dem Fleisch — sondern um diese Dinge im rechten Licht zu sehen. Niemand vermißt das, was aufgehört hat für ihn etwas zu bedeuten, und niemand trachtet Dingen nach, die er nicht mehr begehrt. Vermöge der geistigen Erkenntnis nun werden die Menschen sicher durch den Irrgang, das menschliche Leben genannt, hindurchgeführt. Wir können aber diese Erkenntnis nicht erlangen, wenn wir uns mit der Weisheit dieser Welt beschweren, oder so lange wir uns nicht von der Annahme freigemacht haben, daß es eine von Gott getrennte Intelligenz gebe. Jesus von Nazareth war, wie Mrs. Eddy auf Seite 313 von „Science and Health“ hervorhebt, „der wissenschaftlichste Mensch, der je auf dem Erdball wandelte”. Seine wissenschaftliche Kenntnis erlangte er jedoch nicht durch das Studium des Plato oder des Aristoteles, sondern durch eine klare Erkenntnis der Unwirklichkeit der Ursachen, denen Plato und Aristoteles das Leben zuschrieben. Seine Schule war ein Hügelabhang in Syrien; die Schule jener Philosophen hingegen waren die Gärten und Hallen Athens; seine Jünger waren eine handvoll Fischerleute und Schäfer, ihre Jünger waren die Philosophen der alten Welt; seine Lehren wurden dem Gedächtnis einiger ungelehrter Männer anvertraut, ihre Lehren wurden mit größter Sorgfalt schriftlich niedergelegt. Wohl darf Mrs. Eddy in ihrem Artikel „Christmas Sermon” auf Seite 163 von „Miscellaneous Writings“ sagen: „In keiner andern Beziehung erschien er [Jesus] weniger menschlich und mehr göttlich als in seinem unerschütterlichen Glauben an die Unsterblichkeit der Wahrheit.” Er sagte: „Himmel und Erde werden vergehen; aber meine Worte werden nicht vergehen.” Und die ganze Menschheit spürt heutigestags den Einfluß seiner Worte, während die Welt den heidnischen Philosophen und all ihrem menschlichen Genie nur ein akademisches Interesse entgegenbringt.

Wenn die geistige Auslegung der Bibel nicht verloren gegangen und das praktische Demonstrieren der Lehre Jesu, nämlich das Heilen von Krankheit und Sünde fortgesetzt worden wäre, dann würde die heidnische Philosophie sich nicht wieder behauptet haben. Kaum war jedoch die erste Hälfte des ersten Jahrhunderts verstrichen, als die alte Dunkelheit sich wiederum zu verbreiten begann. Jakobus schrieb daher seine ernste Ermahnung: „Der Glaube, wenn er nicht Werke hat [Theorie ohne praktische Beweise] ist er tot an ihm selber.” Die Warnung ging unbeachtet vorüber, und die unvermeidlichen Folgen stellten sich ein. Das Christentum wurde immer mehr eine bloße Theorie, und das Demonstrieren desselben, ungewiß und dunkel, bis schließlich zur Zeit des Kaisers Konstantin die Christenheit ihre Ansprüche auf die Fähigkeit Kranke zu heilen nicht mehr aufrecht erhalten konnte. Die dunklen Zeiten vergingen ohne eine Veränderung. Das Mittelalter brachte die Scholastiker sowie die Wiederbelebung der aristotelischen Philosophie. Danach kam die Renaissance, jenes merkwürdige Wiederaufleben griechischer Kultur, und mit ihr das erneute Interesse für die Bibel; endlich die Jahrhunderte modernen Gelehrtentums, das in der höheren Kritik gipfelt.

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