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Vor etwa drei Jahren hörte ich zuerst von der Christian Science.

Aus der September 1910-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Vor etwa drei Jahren hörte ich zuerst von der Christian Science. Ich hatte acht Jahre lang an einem bösartigen Übel im Gesicht gelitten. Obgleich die Ärzte alles versuchten, einschließlich Lichtbestrahlung und Ausbrennen, verschlimmerte sich mein Leiden jedoch von Jahr zu Jahr und wurde endlich von den Ärzten für unheilbar erklärt. Wegen der Entstellung des Gesichts blieben mir natürlich viele Freuden versagt, was zur Folge hatte, daß mein Gemüt immer mehr bedrückt wurde. Ich verlor alle Lust am Leben, bis schließlich ein Gefühl des Trotzes gegen mein Geschick in mir erwachte, und ich mir auf Umwegen zu erobern suchte, was mir das Leben zu versagen schien. So kam es, daß ich allmählich auf Abwege geriet und eine Sünde die andre nach sich zog. Nun wandten sich aber die Menschen erst recht von mir, so daß ich der Verzweiflung nahe war.

So fand mich die Christian Science nicht nur krank, sondern auch in den Fesseln der Sünde; und diese Wahrheit war es, die mich in Liebe auf unsres himmlischen Vaters unendliches Erbarmen auch über den ärgsten Sünder hinwies. Nachdem sich mir alle menschlichen Quellen als hilflos erwiesen hatten, wandte ich mich an Gott, wenn auch mit wenig Hoffnung auf Hilfe. Ich fing an, die Bibel, den Herold und das Lehrbuch der Christian Science zu lesen. Ich las eifrig, verstand aber sehr wenig; trotzdem fuhr ich fort, eingedenk der Worte unsres Heilandes: „Suchet, so werdet ihr finden”, und bald fühlte ich, daß das Licht der Wahrheit, das in Jesu Lehren und in Mrs. Eddys Buch enthalten ist, nur dann durch mich wiedergespiegelt werden könnte, wenn ich von allen sündigen und verkehrten Gedanken gereinigt wäre. „Selig sind, die reines Herzens sind; denn sie werden Gott schauen”, sagt unser Heiland. Ich mußte lernen, zu unserm himmlischen Vater reinen Herzens zu beten, mit kindlich innigem Vertrauen, Ihn „im Geist und in der Wahrheit” anzubeten.

Mit tiefer Scham sah ich, welch sündige Gedanken in mir wohnten. Dem Gefühl der Scham folgte heiße Reue. Ich begann in heiligem Ernst Gott zu suchen und flehte in täglichem, aufrichtigem Gebete zu Ihm um Verständnis Seines heiligen Wortes. Lange, sehr lange dauerte es, ehe die große Wahrheit in mir zu dämmern begann, bis dann schließlich nach langem Suchen und Kämpfen der erste helle Morgensonnenstrahl des göttlichen Lichtes das Dunkel meiner Seele durchbrach. Obgleich ich tief der Krankheit und Sünde verfallen war, hatte sich doch die unendliche Liebe meiner erbarmt, und das Bibelwort: „Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten, so sollst du mich preisen” bewahrheitete sich nun herrlich in meinem Leben. Die Bibel und „Science and Health“ wurden für mich neue Bücher; was ich las, wurde erleuchtet durch das Licht des göttlichen Verständnisses. Der Glaube an die Macht der Sünde begann vor dem Licht der Wahrheit in sein ursprüngliches Nichts zurückzuweichen und machte göttlichen Gedanken Raum. Wo vordem Neid, Haß, Hochmut, Zank — die Werke des Fleisches — ihr Regiment behauptet hatten, herrschte nun Liebe, Friede, Freude, Geduld, Demut und Freundlichkeit — die Früchte des Geistes. Das Verständnis der großen Nächstenliebe Christi, das mir bis dahin unerreichbar erschienen war, und der Friede, den er allen denen verhieß, die an seine Lehre glauben würden, zogen ein in meine Seele.

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