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Wenn sich Doktoren nicht einig sind

Aus der Dezember 1911-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Vor einiger Zeit erging von einer öffentlichen Schule in Baltimore an die Eltern der Schüler eine Einladung zur Teilnahme an einer Diskussion über das in dieser Schule geübte Erziehungssystem. Es fanden sich etwa zweihundert Personen ein, und nach den einleitenden Bemerkungen des Direktors wurden die Anwesenden zum freien Meinungsaustausch aufgefordert. Den nun folgenden Erörterungen über Dauer des Unterrichts und körperlichen Zustand des Durchschnittsschülers nach zu urteilen waren die Schulpflichten eine schwere Bürde und die Kinder zarte Geschöpfe, von denen kaum zu erwarten war, daß sie das anstrengende Pensum ohne Schaden für ihre Gesundheit würden bewältigen können.

Unter den Anwesenden erhob sich ein Arzt und befürwortete in Anbetracht des Bestrebens, alles zum Wohl der Kinder Dienliche zu tun, den Gebrauch abgekochten Wassers in der Schule. Er sagte, er genieße als Arzt einen guten Ruf. In seinem Hause sei schon seit vier Jahren nur solches Trinkwasser benutzt worden, und dieser Vorsichtsmaßregel habe er es seines Erachtens zu verdanken, daß kein Glied seiner Familie am Typhus erkrankt sei. Auch bei vielen seiner Patienten habe er mit diesem Verfahren gute Erfolge erzielt. Sofort stand ein andrer Herr auf und meinte, auch er genieße als Arzt ein gutes Ansehen; in seiner Familie habe man ebenfalls seit mehreren Jahren nur abgekochtes Trinkwasser benutzt, kein Glied seiner Familie sei aber von jener Krankheit verschont geblieben, und vielen seiner Patienten sei es trotz genannter Vorsichtsmaßregel nicht besser ergangen. Hier unterbrach ihn ein andrer Herr mit der Bemerkung, er für seinen Teil sehe nicht ein, wie abgekochtes oder nicht abgekochtes Wasser, im Hause oder in der Schule, vor dieser Krankheit schützen könne, da doch das Kind immer noch Gelegenheit habe, auf dem Wege von und zur Schule andres Wasser zu trinken.

Noch ehe er einen Vorschlag zur Beseitigung dieser Schwierigkeit bieten konnte, fiel ihm ein dritter Arzt ins Wort und erklärte, seine langjährige und eingehende Beschäftigung mit dieser Frage berechtige ihn zu dem Urteil, daß das Abkochen des Wassers ganz und gar zu verwerfen sei, weil dadurch die gesundheitsfördernden Bestandteile mit zerstört würden. Abgekochtes Wasser sei also der Gesundheit nicht zuträglich, und es sei jedem, der seine Leistungsfähigkeit zu bewahren wünsche, von dem Gebrauch desselben abzuraten. Mit Eifer wurde der Streit über die Zweckmäßigkeit abgekochten oder nicht abgekochten Wassers fortgesetzt, und das Ende war nicht abzusehen, da sich ja selbst die Doktoren nicht einig waren.

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