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Die Heilung

Aus der Juli 1911-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße der Boten, die da Frieden verkündigen, Gutes predigen, Heil verkündigen.— Jesaja.

In dunkler Stadt, wo nie der Sonne Licht
Mit güldnem Kuß die Dämmerung durchbricht,
Wohin kein Lufthauch dringt, kein kühler Wind,
Da lag im Todeskampf ein bleiches Kind.
Des Irrtums wegen könnt’ es nicht gedeih'n.
Nie zauberte die Waldluft ros'gen Schein
Auf seine Wangen, küßte nie sein Haar;
Den kleinen schwachen Füßen war
Es nie vergönnt, durchs blütenreiche Tal
Zu wandern froh im Abendsonnenstrahl.
Sterblicher Sinn sein Todesurteil spricht,
Wie sorglos er ein zitternd Röslein bricht.
Und gramgebeugt, im fahlen Dämmerschein,
Die Mutter kämpft in tiefster Seelenpein:
„Umsonst mein Beten, Wachen, o mein Gott,
Ich kann erforschen nicht Dein hart Gebot!
Den Gatten mein und Glück und Reichtum gab
Ich schon dahin ins stumme, gier'ge Grab.
Hör’ mich, o Christus, der du einst geweilt
Hienieden und der Witwe Sohn geheilt,
Ich kann nicht rufen auf zur Himmelshöh’
In meinem Schmerz: ‚Dein Wille, Herr, gescheh’!‘”
Und von der Straße her, mit leichtem Schritt,
Ein lieblich Wesen in das Zimmer tritt.
Wo hoffnungslos in dunkler, banger Nacht,
An Gott verzweifelnd, eine Mutter wacht.
Und sieh’, als wär’ es der lebend'ge Christ,
Die Finsternis in Licht gebadet ist!
„Wer trat hier ein?” Die Mutter flüstert's bang;
Und an dem Bettlein stand die Fremde lang,
Indes der Mutterliebe Widerschein

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