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Freunde und Feinde

Aus der Juli 1911-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die Worte Jesu: „Des Menschen Feinde werden seine eignen Hausgenossen sein”, welche er nach Matthäus 10 aus dem 7. Kapitel des Propheten Micha anführte, weisen in ihrer wörtlichen Deutung darauf hin, wie töricht es ist, sich auf Menschen zu verlassen, seien dieselben auch unsre nächsten und besten Freunde. Ferner erinnern sie uns daran, daß wir einen himmlischen Vater haben, dem wir unbedingt vertrauen können. So wichtig nun auch die Lehre ist, die man durch die wörtliche Deutung dieses Ausspruchs erhält, so hat sie doch eine weit höhere Bedeutung, wenn man sie im Lichte der Christian Science betrachtet. Unsre Hausgenossen sind die Mitglieder unsres Haushaltes. Es entsteht daher die Frage: Was bildet unsern Haushalt und wer sind unsre Feinde?

Um den ersten Teil dieser Frage zu beantworten, müssen wir vor allem gänzlich von der Materie absehen, denn selbst der materiellste Sterbliche ist nichts weiter als verkörpertes Denken, und die Materie kommt uns bloß vermöge des Denkens zur Kenntnis. Der Geschäftsmann geht deshalb so vollständig in seinem Geschäft auf, weil er beständig über dasselbe nachdenkt. Der sinnliche Mensch wird das, was er ist, weil er sich in Gedanken fortwährend mit sinnlichen Dingen beschäftigt, und weil er denkt, die Materie sei der Träger angenehmer Empfindungen. Ein Mensch wird dadurch wahrhaft religiös, daß er sein Denken auf hohe Ideale richtet. In allen Fällen lebt und bewegt er sich in dem Reich seines eignen Denkens; sein Denken bildet sein Wesen. Unser Haushalt ist daher mental, und dessen Bewohner sind unsre Gedanken.

Mrs. Eddy beantwortet die Frage: „Wer sind unsre Feinde?” in „Miscellaneous Writings“ (S. 8) mit folgenden Worten: „Sehet einfach das für eure Feinde an, was das Christus-Bild, welches ihr widerspiegeln solltet, befleckt, verunstaltet und entthront.” Das eine Übel, welches das Christus-Bild entthronen möchte, ist der Glaube an eine Macht, die Gott, dem Guten, entgegengesetzt ist. Wenn sich eine Person diesem Glauben hingibt, welcher Art er auch sein möge, so macht sich die Furcht bemerkbar, und die Furcht ist eines der wirksamsten Mittel, um eine Person ihrer dem Menschen von Gott verliehenen Herrschaft zu berauben. Die Furcht vor Mangel an materiellen Mitteln verleitet ihr Opfer, der Habsucht, der Selbstsucht, dem Haß und dem Neid freie Hand zu lassen. Wer also der Furcht Einlaß gewährt, wird von ihr zu Handlungen angetrieben, von denen er weiß, daß sie unrecht sind, und Furcht vor Entdeckung verleitet ihn dann zu weiterer Heuchelei und Selbstrechtfertigung. Ferner macht die Furcht vor der Übertretung der sogenannten Gesundheitsgesetze die Menschen gerade für die Krankheiten empfänglich, denen sie zu entgehen suchen. Diese üblen Neigungen bestehen als universelle Annahmen; jedoch werden sie erst dann unsre Feinde, wenn wir ihnen beistimmen und sie verkörpern — wenn wir sie als Mitglieder unsres geistigen Haushaltes aufnehmen. Man kann sich in einer Apotheke die langen Reihen von Flaschen ansehen, welche mit sogenannten tödlichen Giften angefüllt sind, ohne dabei Schaden zu leiden. Verschluckt man aber den Inhalt einer dieser Flaschen, so scheinen dadurch üble Folgen zu entstehen. In gleicher Weise werden Nahrungssorgen, Sinnlichkeit, Haß, Neid, Rachsucht, Heuchelei, Eigenliebe usw. erst dann unsre „Todfeinde”, nachdem wir ihnen in unserm Haushalte Einlaß gewährt haben.

Wenn wir nun diese üblen Annahmen und Neigungen erkennen und überwinden, so gereichen sie uns oft zu großem Segen. Mrs. Eddy schreibt: „Wir haben keine Feinde. Was auch immer Neid, Haß und Rachsucht — die gefühllosesten Motive, die den sterblichen Sinn beherrschen — tun möchten, wird ‚denen, die Gott lieben ... zum Besten dienen‘” („Miscellaneous Writings“, S. 10). Welcher Art auch eine böse Einflüsterung sein möge: es kommt ganz und gar auf uns selber an, ob sie unser Feind wird oder ob wir durch ihre Vernichtung geistig voranschreiten. Wenn wir die Tür unsres Denkens vor ihr verschließen, wenn wir uns bewußt werden, daß das Übel keine Macht hat und uns keinen Schaden zufügen kann, so wird das, was unser Feind geworden wäre, falls wir ihm Einlaß in unser Denken gewährt hätten, uns zum Segen gereichen, indem der Widerstand, den wir ihm bieten, uns stärker und wachsamer macht. Mit andern Worten: Wir haben die Machtlosigkeit des Übels und die Allmacht des Guten demonstriert. Das Mittel gegen jedes Übel, das uns angreifen möchte, ist stets bei der Hand. „Sei willfährtig deinem Widersacher bald, dieweil du noch bei ihm auf dem Wege bist [verständige dich sofort mit der üblen Eingebung dahin, daß du nichts mit ihr zu tun haben willst], auf daß dich der Widersacher nicht dermaleins überantworte dem Richter [auf daß die üble Eingebung dich nicht der vermeintlichen Macht des Übels überliefere], und der Richter überantworte dich dem Diener [dem „Gesetz der Sünde und des Todes”], und werdest in den Kerker geworfen [in einen unharmonischen Zustand versetzt]”. „Ich sage dir wahrlich: Du wirst nicht von dannen herauskommen, bis du auch den letzten Heller bezahlest [bis der Irrtum vollständig zerstört und Harmonie hergestellt ist]”.

Wenn es uns zur Gewohnheit geworden ist, unsern Widersacher in diesem Sinne schnell, systematisch und beharrlich zu „willfahren”, oder in den Worten des Apostels Jakobus, dem Teufel zu widerstehen, damit er von uns fliehe, so haben wir den Pfad betreten, der zu dem Haus führt, das nicht mit Händen gemacht ist. Wir haben angefangen, „unter dem Schirm des Höchsten” zu sitzen und „unter dem Schatten des Allmächtigen” zu bleiben.

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