Das vierte Kapitel des Evangeliums Johannes enthält einen sehr ausführlichen Bericht über eine interessante Begebenheit in der Amtstätigkeit Jesu. Es werden da sehr wichtige religiöse Fragen in einer Weise behandelt, die auf den denkenden Leser einen tiefen Eindruck macht. Jesus befand sich auf dem Wege von Jerusalem nach Galiläa, und als er Sichar im Lande Samaria erreichte, war er „müde ... von der Reise”. Es ist wohl möglich, daß er, dem menschlichen Sinn gemäß, durch den fortwährenden Widerstand gegen die Wahrheit seitens der kirchlichen Behörden etwas entmutigt war, denn er sagte zu Nikodemus, dem er die herrliche Idee von der Wiedergeburt darlegte: „Wir reden, das wir wissen, und zeugen, das wir gesehen haben; und ihr nehmet unser Zeugnis nicht an.” Jesus hatte den Nikodemus darauf hingewiesen, daß er als „ein Meister in Israel” die geistigen Wirklichkeiten verstehen sollte, welche den „Zeichen”, über die er Auskunft haben wollte, zugrunde lagen. Die Unterredung Jesu mit dem samaritischen Weib begann damit, daß er sie um einen Trunk Wasser bat, was sie gleichsam verweigerte, weil er einem andern Stamm und einer andern Religion angehörte. Der große Lehrer beseitigte jedoch allen Widerstand und alles Vorurteil mit seinen Erklärungen der Wahrheit des Seins, so daß das Weib ihre Mitbürger rief, damit auch sie der wunderbaren Lehre lauschen und sich überzeugen möchten, daß er der Messias sei.
Obgleich weder die Juden noch die Samariter Beweise für die Richtigkeit ihrer materialistischen Religionsanschauungen hatten, so hielten sie doch zäh an denselben fest und verwarfen die Worte und Werke Jesu. Das Weib wollte vor allem wissen, ob die Anbetung zu Jerusalem Gott angenehmer sei, als die auf dem Berg Garizim. Jesus behandelte diese Frage mit Schärfe und Genauigkeit. Seine Antwort ist heute ebenso gültig wie damals, als er am Jakobsbrunnen saß. Das wenige, was er redete, enthält den Kern aller wahren Theologie. Er sagte: „Es kommt die Zeit und ist schon jetzt, daß die wahrhaftigen Anbeter werden den Vater anbeten im Geist und in der Wahrheit; denn der Vater will haben, die ihn also anbeten.” Diesen Worten fügte er die oft angeführte Erklärung hinzu: „Gott ist Geist, und die ihn anbeten, die müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten.”
Als die Jünger zurückkehrten und Jesum zum Essen ermahnten, erwiderte er, seine Speise sei die, daß er tue den Willen des, der ihn gesandt habe; und kurz darauf lesen wir von der wunderbaren Heilung des Sohnes des Königischen. Unsrer Überzeugung nach war dieses Werk ein Teil der geistigen Anbetung, die Jesus von seinen Narchfolgern verlangt. Wer die Richtigkeit dieser Behauptung bezweifelt, übergehe einmal versuchsweise beim Lesen der Evangelien alle Heilberichte sowie alle Befehle Jesu in Bezug aus das Heilen, und er wird sich Wundern, welch ein lebloses Skelett übrigbleibt! Sodann verfahre er in gleicher Weise mit der Apostelgeschichte, und er wird sich die Gründung und rasche Verbreitung des Christentums nicht erklären können. Nur wenige, die außerhalb der Christian Science stehen, erkennen die enge Beziehung des Heilungswerkes zur wahren Religion. Im einundzwanzigsten Kapitel der Offenbarung sehen wir in dem völligen Sieg über Sünde, Krankheit und Tod die vollständige Erfüllung des menschlichen Glaubens und Hoffens.
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